Öko-Landbau fördert die Artenvielfalt

Öko-Landbau fördert die Artenvielfalt

Der Öko-Landbau hat viele Vorteile für die Biodiversität. Aber eine nachhaltige Wirtschaftsweise allein reicht noch nicht, den Artenschwund zu stoppen. Oekolandbau.de hat sich bei Fachleuten und Bio-Landwirtinnen und Landwirten umgehört, was die Artenvielfalt voranbringt.

Auf einem Bio-Acker wachsen mehr Ackerwildkräuter als auf einem konventionellen Feld. Schließlich verwenden Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel. Eine aktuelle Untersuchung im Projekt "Öko-Sorten für Biodiversität und Klimaschutz" bestätigt das. Das Forschungsteam um Professor Marcus Koch und der Doktorandin Laura Kellermann von der Universität Heidelberg hat die Ackerbegleitflora in 156 Weizenfeldern auf baden-württembergischen Bio-Betrieben überprüft. "Auf 75 Prozent der Felder haben wir 20 von 51 Wildkrautarten gefunden. Das ist signifikant höher als auf konventionell bewirtschafteten Feldern", bilanziert der Biologe Koch.

Allerdings beeinflussen viele weitere Faktoren die Artenvielfalt:

  • Wie intensiv wird bewirtschaftet?
  • Wie sind die Standortfaktoren und wie ist die Umgebung?
  • Gibt es Randstreifen oder Hecken in der Nachbarschaft, von denen aus Tiere einwandern können.
  • Sind noch genügend Samen von Ackerwildkräutern im Boden vorhanden?
  • Auch eine schonende Bodenbearbeitung ist relevant.

Mit den Bodentieren arbeiten

Zum Beispiel arbeitetet der Bioland-Betrieb Weith in Langenau nach dem Motto "nur säen und ernten". "Jede Bodenbearbeitung stört die Arbeit der Bodenlebewesen. Das versuche ich so weit wie möglich zu vermeiden. Denn die besten Pflanzennährstoffe sind die Stoffwechselprodukte der vielen kleinen Bodentiere, auch wenn wir sie mit dem bloßen Auge nicht erkennen können", erklärt Betriebsinhaber Georg Weith. Dagegen störten viele Beikräuter wie beispielsweise Ehrenpreis das Wachstum der Kulturpflanzen gar nicht. Im Gegenteil hätten Wildkräuter noch den Vorteil, den Boden nach der Ernte sofort ohne Bodenbearbeitung und Neuansaat zu begrünen und zu beschatten.

Problematische Beikräuter wie Ackerkratzdistel oder Ampfer lassen sich mit dem Anbau von Klee oder Luzerne in Schach halten. Denn Klee und andere Futterpflanzen werden bereits abgemäht, bevor Distel und Co. aussamen. Vorbeugende Maßnahmen zur Unkrautregulierung.

Artenreiches Grünland

"Beim Grünland sind die Unterschiede zwischen Bio und konventionell nicht so ausgeprägt wie im Ackerbau, da auch bei der konventionellen Wirtschaftsweise nur wenig Pestizide zum Einsatz kommen", weiß Katharina Schertler, Naturschutzberaterin von Bioland. Allerdings mache das geringere Düngeniveau im Öko-Landbau einen Unterschied. Leicht lösliche Mineraldünger sind tabu und die Tierzahl ist an die Fläche gebunden. Beispielswiese dürfen Bio-Betriebe pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche nur zwei Milchkühe halten. Denn der Mist oder die Gülle zu vieler Tiere könnte die Flächen überdüngen. Grundsätzlich gilt: Magere Wiesen haben eine höhere Artenvielfalt als nährstoffreiche. Außerdem müssen im Öko-Landbau Kühe, Schafe und Ziegen auf die Weide. Allein in einem Kuhfladen wimmelt es von Insekten wie Larven von Dungfliegen und diversen Mistkäfern. Die wiederum ernähren Vögel und Nagetiere.

Naturschutz gelingt auch auf Großbetrieben

Einen großen Einfluss auf die Flora und Fauna im Grünland hat die Art der Bewirtschaftung. Einige extensive Rinderhaltungsbetriebe wie die Datze Naturrind und Landschaftspflege GbR in Mecklenburg-Vorpommern wirtschaften nicht nur biologisch, sondern halten sich zusätzlich noch an die Vorgaben von Agrarumweltprogrammen.

Der Biopark-Betrieb bewirtschaftet 624 Hektar Grünland. Die rund 600 Rinder der Rassen Salers und Charolais leben während der Vegetationszeit ausschließlich auf der Weide. Auf den ehemaligen Niedermoorflächen wachsen zahlreiche feuchtigkeitsliebende Pflanzen wie Natternzunge, Kuckuckslichtnelke und verschiedene Seggenarten.  Das schafft Lebensraum für Insekten, Kiebitz und sogar das seltene Braunkelchen.

Tiertaxi für Samentransport nutzen

Die Wiesen werden anders als üblich nicht schon im Mai, sondern erst im Juni erstmals gemäht. Das hilft Rehkitzen und Wiesenbrütern wie Kiebitz und Co., nicht unter das Mähmesser zu kommen. "Bei jedem Schnitt bleiben auf jedem Schlag etwa 20 Prozent stehen. So haben Blühpflanzen genug Zeit, um zu samen und die Tiere behalten einen Rückzugsraum", berichtet Hans-Albrecht Witte, geschäftsführender Gesellschafter. Gräben und Uferstreifen werden ohnehin erst im Spätherbst gemäht.  Die Kühe leisten ebenfalls Naturschutzarbeit. "Seltene Pflanzen wie das Deutsche Filzkraut verbreiten ihren Samen nur über die Klauen der Tiere", erklärt Witte. Für das Braunkehlchen werden extra Bambusstangen aufgestellt, auf denen sie nach Beute Ausschau halten können.

Die ganzen Maßnahmen müssen die Betriebe genau dokumentieren und nachweisen. Sonst fließen keine Fördermittel. Das Fleisch der Kälber wird über das Programm Landwirtschaft für Artenvielfalt im Einzelhandel vermarktet.


Letzte Aktualisierung 16.11.2023

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