Oekolandbau.de: Wie reagieren Ihre Bio-Kartoffeln auf die immer häufigeren Dürreperioden?
Heiko Dreyer: Im Gegensatz zu Getreide keimen Kartoffeln auch bei Trockenheit. In der Knolle ist Wasser gespeichert. Aber zum Wachsen brauchen sie natürlich Wasser. Wir befürchten, dass wir 2020 eine ähnlich schlechte Ernte bekommen wie 2018. Da haben wir nur 12 bis 13 Tonnen pro Hektar – ungefähr die Hälfte des normalen Ertrags – geerntet. 2019 hatten wir dann ein nasses Jahr, so dass wir auf unseren schweren Marschboden ab September gar keine Zwiebeln und Möhren mehr ernten konnten. Die vielen Wetterextreme – wochenlange Trockenheit oder Dauerregen – machen uns sehr zu schaffen.
Oekolandbau.de: Die Zahl der extremen Hitzetage hat sich in Europa seit 1950 verdreifacht. Wie verkraftet das die aus Südamerika stammende Kartoffel?
Dreyer: Auch Hitze stresst die Kartoffeln. Ab 25 Grad stellen sie ihr Wachstum ein. Durch den Klimawandel müssen wir unsere Kartoffeln immer früher ernten. Statt im September meist schon Mitte August. Wenn der Boden dann noch ausgetrocknet ist, können die Erntemaschinen die Knollen kaum aus dem steinharten Boden holen. Sie werden dann leicht beschädigt. Lange im Boden lassen, können wir sie auch nicht. Dann kommen die Drahtwürmer.
Oekolandbau.de: Können Sie denn keine Kartoffelsorten anbauen, die Hitze besser vertragen?
Dreyer: Jein. Noch gibt es keine Sorten, die der Hitze und Trockenheit trotzen. Die Pflanzenzüchtung hinkt naturgemäß immer ein bisschen zurück: Bis eine neue Kartoffelsorte auf den Markt kommt, dauert es schließlich fünfzehn bis zwanzig Jahre. Aber Hitze- und Trockenheitstoleranz wird künftig in der Pflanzenzüchtung eine große Rolle spielen.