Im Vordergrund steht der regionale Gedanke. Einmal in der Woche findet ein Regionalmarkt statt, an dem die Kundinnen und Kunden ihre Bestellungen am Verteilerort abholen können. Im Durchschnitt beträgt die Entfernung zwischen erzeugendem Betrieb und Marktschwärmerei in Deutschland weniger als 30 Kilometer.
Allerdings müssen die Produkte einer Marktschwärmerei nicht zwingend ökologisch sein. Dennoch ist eine klare Tendenz in Richtung Bio zu erkennen. Das Projektteam von Marktschwaermer.de betont, dass "sie aktiv an der Agrarwende hin zu mehr Nachhaltigkeit und fairen Marktstrukturen mitwirken möchten. Die Mehrheit ihrer lokalen Einkaufsgemeinschaften begreift diesen Auftrag auch konkret als Förderung des Ökolandbaus." Auf jeder lokalen Einkaufsplattform besteht die Möglichkeit, speziell nach Bio-Produkten zu filtern.
An den Verteilerstandorten kommen alle Beteiligten regelmäßig zusammen, hier können sich alle Interessierten intensiv mit den Lieferantinnen und Lieferanten austauschen. Auch werden immer wieder Hofbesichtigungen angeboten. Zudem ist jeder Erzeugungsbetrieb, der mit Marktschwärmer zusammenarbeitet, zu Transparenz angehalten. Dazu gehören die Auskünfte über Qualität, Anbau- und Produktionsmethoden der Produkte und Zutaten. So wird eine gegenseitige Vertrauensbasis geschaffen, ein Grundpfeiler des gesamten Projekts. Dafür betreibt das Marktschwärmer-Team neben der Plattform einen regelmäßigen Blog. Dort kommen im "Erzeugerportrait" die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter der produzierenden Betriebe zu Wort und werden vorgestellt. Zudem werden Neuigkeiten aus der Projektarbeit veröffentlicht sowie Tipps für alle "Lebenslagen" mitgegeben. Das reicht von Rezepten mit saisonalem Hintergrund über Superfood und plastikfreiem Einkaufen bis hin zu Freizeitaktivitäten.
Wieviel Bio steckt in der Marktschwärmerei?
Laura Kozlowski von Marktschwärmer erklärt: "Viele für Marktschwärmereien erzeugende Unternehmen sind sehr klein. Sie produzieren und agieren zwar nach Bio-Richtlinien, können oder wollen sich jedoch die Bio-Zertifizierung nicht leisten. Deshalb sind sie als konventionelle Erzeugungsunternehmen geführt, sind jedoch im Stillen und in ihrer Überzeugung Bio. Der Anteil an bio-zertifizierten Zulieferern betrug im Juli 2020 rund 40 Prozent.“
Das Konzept findet Anklang
Allein in Deutschland sind im Juli 2020 knapp 1.500 Erzeugerinnen und Erzeuger sowie knapp 119.500 Nutzerinnen und Nutzer registriert. Etwa 15.000 Kundinnen und Kunden nutzen die Plattform aktiv und regelmäßig. Das Projekt wächst stetig weiter, das zeigen die Nutzerzahlen und die Ausbauplanungen.
Dennoch gibt es einige Regionen, in denen keine Marktschwärmereien zu finden sind. Kozlowski hat hierzu folgende Erklärung: "Die leeren Flächen haben zwei sehr unterschiedliche Hintergründe. Zum einen gibt es in vielen Bundesländern bereits eine weit verbreitete regionale Direktvermarktung. Der zweite Hintergrund wiegt jedoch viel schwerer: Die Gründung der ersten Schwärmerei in einer bisher nicht erfassten Region ist immer am schwierigsten: Der Aufbau eines Netzwerks, die Überzeugung von potenziellen Lieferantinnen und Lieferanten und die anfängliche Kommunikation mit der interessierten Kundschaft. All diese Punkte verlangen Herzblut, Fleiß und Idealismus. Die Betreiberinnen und Betreiber einer Schwärmerei, liebevoll Gastgeber genannt, bewerkstelligen den Aufwand oftmals neben dem Hauptjob und im Vorfeld unentgeltlich. Erst wenn eine Schwärmerei läuft, können die Gastgebenden vergütet werden. Entsprechend groß ist die Freude, wenn neue Gebiete "erschlossen" werden. Die zweite und dritte Schwärmerei geht dann auch viel leichter von der Hand", berichtet Kozlowski.