Eine Handreichung der "Operationellen Gruppe Extrawurst" präsentiert die Ergebnisse eines europäischen Innovationsprojektes und fasst wichtige Leitlinien und Schulungsunterlagen für Landwirtinnen und Landwirte zusammen. Die Gruppe setzt sich aus Landwirtinnen und Landwirten, Metzgerinnen und Metzgern sowie der Forschung, Verbänden und Verwaltung zusammen. Ziel des Projekts war es, Lebendtransporte von Tieren zu vermeiden und erzeugende sowie verarbeitende Betriebe mit nötigen Hilfsmaterialien zu unterstützen, um ihnen eine rechtssichere Einführung in die teilmobile Schlachtung zu ermöglichen. Die Leitlinie (PDF-Dokument) sowie das Handout (PDF-Dokument) sind bereits online zu finden.
Chancen und Herausforderungen
Für tierhaltende Betriebe bietet die teilmobile Schlachtung im Vergleich zur herkömmlichen Schlachtung bedeutende Vorteile. Sie erspart Tieren nicht nur einen langen, anstrengenden Transport, sondern ermöglicht ihnen eine stressärmere Tötung. Die Tiere sterben auf dem Hof oder auf der Weide in bekannter Umgebung und mit Kontakt zum Herdenverband, was zudem auch eine bessere Fleischqualität zur Folge hat. Durch die Zusammenarbeit mit regionalen Schlachtbetrieben oder Metzgereien und die hohe Qualität können bessere Fleischpreise erzielt werden. Damit kann der Mehraufwand von circa 1,5 bis 2 Euro/Kilogramm (ohne Arbeitskosten), der bei der teilmobilen Schlachtung anfällt, finanziell weitergegeben werden. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten sind außerdem dazu bereit, für ethisch wertvolle und nachhaltige Produkte höherer Preise zu zahlen, wenn die Besonderheiten des Fleisches entsprechend an die Kundschaft kommuniziert werden.
Berücksichtigt muss nach Lea Trampenau trotzdem die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Die verpflichtende Anwesenheit einer Tierärztin oder eines Tierarztes stellt einen erheblichen Kostenfaktor dar. Vor allem zu Beginn fällt ein höherer Zeitaufwand für die Schlachtung an. Haben sich die Abläufe später eingespielt, lässt sich der zeitliche Mehraufwand auf 15 bis 20 Minuten begrenzen.
Auf einer Veranstaltung des Netzwerks "Fokus Tierwohl" rät Trampenau den Teilnehmenden außerdem: "Trauen Sie sich, den Preis zu erhöhen und vermarkten Sie den ethischen Mehrwert und einen geschlossenen Betriebskreislauf mit an ihre Kunden." Die hohen Investitionskosten einer mobilen Schlachteinheit können außerdem durch Kooperationen mit weiteren Landwirtinnen und Landwirten als gemeinsame Anschaffung aufgeteilt werden.
Aus der Praxis
Die Weideschuss.Bio GmbH baut ihre Philosophie auf drei Prämissen: Ethisch korrekte Tötung der Rinder, regionale Partner und Wertschöpfungsketten sowie exklusive und hochqualitative Bio-Lebensmittel zu einem fairen Preis. Dank Tötung per Weideschuss kann BIOSpitzenkoch Alfred Fahr das aromatische, zarte Fleisch zu hochwertigen, küchenfertigen Gerichten verarbeiten. "Durch die Schlachtung auf der Weide kann ich meiner Verantwortung als tierwohl-orientiert arbeitender Landwirt nachkommen und das Tier bis zum Schluss begleiten. Es stirbt angst- und stressfreier, was man auch bei der hohen Fleischqualität merkt. Das macht sich dann natürlich auch preislich bezahlt", so Franz Berchtold, der auf seiner Weide Kälber hält und an die Weideschuss.Bio GmbH zur Weiterverarbeitung liefert.