Zwischen Schulbank und Acker

Zwischen Schulbank und Acker

Wer eine landwirtschaftliche Ausbildung macht, lernt nicht nur auf dem Ausbildungsbetrieb, sondern muss auch die Schulbank drücken. Matthäus Majer ist frisch gebackener Azubi auf einem ökologischen Betrieb in Baden-Württemberg und startet nun in den Berufsschulalltag. Was seine Erwartungen an den theoretischen sowie praktischen Teil seiner Ausbildung sind und wie er sich seine berufliche Zukunft nach dem Abschluss vorstellt, hat er uns im Interview erzählt.

Oekolandbau.de: Matthäus, du bist im August 2024 frisch in die landwirtschaftliche Ausbildung auf einem Bio-Betrieb gestartet. War es dir wichtig, dass dein Ausbildungsbetrieb ökologisch wirtschaftet?

Matthäus Majer: Ja, absolut. Neben der Milchverarbeitung, war das das bestimmende Kriterium für die Wahl des Ausbildungsbetriebs. Für mich war von Anfang an klar, dass ich nur auf einem biologisch bewirtschafteten Betrieb meine Ausbildung machen will. Ich bin mit dieser Wirtschaftsweise aufgewachsen und denke einfach, dass das die beste Form ist, Landwirtschaft zu betreiben.

Oekolandbau.de: Was sind deine Erwartungen an die theoretische Ausbildung in der Berufsschule?

Matthäus Majer: Ich denke, dass der Öko-Landbau in der Berufsschule definitiv vertreten sein wird. Ich habe auch schon von einem Berufsschullehrer gehört, der einen ökologischen Betrieb hier ganz in der Nähe hat. Ich weiß zwar nicht, wie sehr der Öko-Landbau am Ende vertieft wird, aber ich hoffe stark, dass es wir nicht nur Theorie lernen, sondern auch, dass man in den Diskurs mit den Azubis der konventionellen Betriebe kommt. Ich glaube einfach, dass der Austausch sehr wichtig ist und es von der anderen Seite durchaus Vorurteile gibt. Da muss man es schaffen, ein Stück weit auf die anderen zuzugehen.

Oekolandbau.de: Gibt es Themengebiete, die dich besonders interessieren?

Matthäus Majer: Ja, alles rund um den Bereich Käserei ist für mich persönlich sehr wichtig. Da habe ich bis jetzt noch nicht so viel mitbekommen und hoffe, dass ich das während meiner Ausbildung noch vertiefen kann. Und ansonsten ist es mein Ziel, von allem etwas gesehen zu haben. Auf dem Untermühlbachhof habe ich die besten Voraussetzungen, gerade was die Verarbeitung und Direktvermarktung angeht. Das kenne ich von meinem elterlichen Betrieb nicht und freue mich, hier Erfahrungen sammeln zu können.

Oekolandbau.de: Hast du denn Tipps für Leute, die mit dem Gedanken spielen eine Ausbildung auf einem Öko-Betrieb zu machen?

Matthäus Majer: Das Beste ist es vor der Ausbildung auf die Betriebe zu gehen und dort Praktika zu machen, um in das Berufsfeld reinzuschnuppern. So bin ich auch erst darauf gekommen, dass mir Milchvieh und Kühe gut gefallen und die Käserei ein Teil ist, auf den ich mich gerne spezialisieren würde. Ansonsten, wer Interesse an der Landwirtschaft hat und jetzt nicht unbedingt den ganzen Tag nur Traktor fahren oder Maschinenarbeiten machen will, dem würde ich schon empfehlen eine Ausbildung in der ökologischen Landwirtschaft zu machen, weil hier die Handarbeit doch noch einen größeren Teil einnehmen kann.

Oekolandbau.de: Würdest du dir wünschen, eine spezifische Öko-Klasse zu besuchen?

Matthäus Majer: Nein und ich habe mich auch bewusst dafür entschieden, dass ich mit Azubis von konventionellen Betrieben in eine Berufsschulklasse gehen will. Es ist ja der gleiche Beruf und es sollten beide Perspektiven aufgezeigt werden. Das bietet der konventionellen Seite auch die Möglichkeit und das Werkzeug, nach der Ausbildung den elterlichen Betrieb noch umzustrukturieren, zum Beispiel auf eine ökologische Wirtschaftsweise. Ich kenne da einige Beispiele, wo das genau so abgelaufen ist. Aber der Anteil rund um den Öko-Landbau in der Berufsschule, der laut Lehrplan angesetzt ist, könnte man vielleicht noch ein bisschen erhöhen. Das ist meiner Meinung nach ein bisschen zu wenig.

Oekolandbau.de: Ist dein Plan irgendwann den Betrieb deiner Eltern zu übernehmen?

Matthäus Majer: Eher nicht, da der Betrieb meiner Eltern nur gepachtet ist. Erstmal würde ich also nach der Ausbildung ein paar Jahre als Angestellter arbeiten und mich vielleicht noch im Bereich Käserei oder in einem anderen Teil der Milch-Weiterverarbeitung weiterbilden. Prinzipiell könnte ich mir schon irgendwann in der Zukunft vorstellen, einen Betrieb zu übernehmen oder auch irgendwo einzusteigen. Aber da spielen natürlich auch noch andere Faktoren eine Rolle. Ein großer Punkt ist das Klima und wie sich das in Zukunft verhalten wird. Ich habe im elterlichen Betrieb viel erlebt in den vergangenen Jahren aufgrund der klimatischen Veränderungen mit Frösten im Frühjahr und zwei kompletten Ernteausfällen. Deswegen möchte ich mir diese Entscheidung für den Moment komplett offen lassen mich noch nicht auf etwas festlegen.


Letzte Aktualisierung 19.09.2024

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