Oekolandbau.de: Sie sind Lehrerin der Öko-Klasse an der Justus-von-Liebig-Schule in Hannover. Können Sie kurz erklären, was diese beinhaltet und was dort gelehrt wird?
Marion Kiene: Bei allen Inhalten halten wir uns an den offiziellen Rahmenlehrplan der Kultusministerkonferenz. Wenn in diesem zum Beispiel Hackfrüchte thematisiert werden, dann gehen wir in der Öko-Klasse eben nicht auf den konventionellen Kartoffelanbau ein, sondern darauf, wie Öko-Kartoffeln erzeugt werden. Wir gucken zudem immer bei welchen Betrieben die Azubis arbeiten sowie welche Verbände dort vertreten sind und stellen dann die Verbandsrichtlinien der jeweiligen Verbände denen der EU-Öko-Verordnung gegenüber. Das ist ein großer Unterschied zum normalen, konventionellen Unterricht an der Berufsschule. Für die Azubis von konventionellen Betrieben ist dieser Vergleich nicht so wichtig, weshalb er auch kein Thema ist. In der Öko-Klasse haben wir zum Glück den Rahmen und die Möglichkeiten, auf solche Feinheiten einzugehen.
Oekolandbau.de: Machen die Schülerinnen und Schüler der Öko-Klasse denselben Abschluss wie die der konventionellen Betriebe?
Marion Kiene: Ja, alle Azubis machen denselben Abschluss – ob konventionell oder bio. Es gibt ja bis heute keine eigene Berufsbezeichnung "Öko-Landwirt/in", sondern lediglich die 80 Stunden alternative Landbauformen, die im Rahmenlehrplan empfohlen werden. Als das Mitte der 1990er-Jahre eingeführt wurde, hat man in erster Linie Öko-Landbau drunter verstanden. Inzwischen interpretieren das manche Lehrkräfte leider anders und glauben auch, dass es ausreichend ist, wenn man beispielsweise nur auf das Thema Biogas eingeht. Wenn daher in einer Klasse nur sehr wenige Interesse an Öko-Landbau haben, ist der Öko-Anteil natürlich auch geringer.