Das Jahr 2021 hat eindrucksvoll bestätigt, was sich bereits in den Vorjahren abzeichnete: Das Klima verändert sich in allen Regionen Deutschlands. Fachleute prognostizieren ein verstärktes Auftreten von Frühjahrstrockenheit, heißere Sommer mit längeren Trockenphasen und häufigere Wetterextreme mit Starkregen oder Hagel. Die jährliche Niederschlagsmenge soll zwar insgesamt nicht abnehmen, dafür aber die Verteilung. Vor allem für die Wintermonate wird eine Zunahme erwartet.
Diese Veränderungen haben für die Landwirtschaft allgemein und speziell für die ökologische Bewirtschaftung gravierende Folgen. Und das, obwohl der Ökolandbau grundsätzlich gut gerüstet zu sein scheint für die bevorstehenden klimatischen Veränderungen. Insbesondere die meist breiteren Fruchtfolgen oder die Stärkung der Bodenfruchtbarkeit durch Zwischenfruchtanbau, Kompostwirtschaft und damit verbundenen, höheren Humusgehalten gelten als vorteilhaft.
Großer Einfluss der natürlichen Voraussetzungen
Dennoch werden auch Biobetriebe ihre Bewirtschaftungsweise anpassen und je nach Region und Ausprägung der klimatischen Veränderungen sogar völlig neu ausrichten müssen. Dafür spricht, dass der Einfluss der natürlichen Voraussetzungen im Ökolandbau deutlich stärker zum Tragen kommt als im konventionellen Bereich. Da ein großer Teil der Biobetriebe zudem auf weniger günstigen Standorten wirtschaftet, etwa auf sandigen oder flachgründigen Böden, wird dieser Effekt weiter verstärkt.
Insbesondere der Wassermangel trifft das System Ökolandbau an einer empfindlichen Stelle: Bei der Nährstoffversorgung. Denn die Trockenheit mindert die Stickstofffixierleistung zentraler Kulturen im ökologischen Anbau. Das gilt besonders für Kleegras, das für reine Ackerbau- und Futterbaubetriebe gleichermaßen wichtig ist. Zudem sind auch die Mikroorganismen im Boden auf Wasser angewiesen, um den organisch gebundenen Stickstoff zu mineralisieren.
Trockenheit beeinträchtigt die Stickstoffversorgung
Längere Trockenphasen im Frühsommer beeinträchtigen die Stickstoffversorgung also doppelt in der wichtigsten Wachstumsphase. Die Knöllchenbakterien von Kleegras und anderen Leguminosen binden weniger Stickstoff aus der Luft und es wird weniger Stickstoff aus organischem Material mineralisiert. Dieser Mangel an verfügbarem Stickstoff führt tendenziell dazu, dass die Erträge im Ökolandbau sinken, beziehungsweise stärker schwanken werden als bisher.
Hinzu kommt, dass ein Starkregenereignis nach längerer Trockenheit kurzfristig große Mengen an Stickstoff freisetzen kann (bis zu 70 Kilogramm pro Hektar), die in der Abreifephase oder nach Ernte der Hauptfrucht nicht ausreichend verwertet werden können. Das bedeutet, es ist nicht nur weniger Stickstoff im Kreislauf, sondern teilweise auch zum falschen Zeitpunkt.
Geeignete Winterungen und Winterzwischenfrüchte werden deshalb noch wichtiger, weil sie ungenutzte oder erst später im Jahr mineralisierte Stickstoffmengen organisch binden und im Kreislauf halten. Schließlich steigt durch die erwarteten höheren Niederschlagsmengen im Winter die Gefahr, dass vermehrt Stickstoff ausgewaschen wird.