Beim Kartoffelkauf im Supermarkt zählen nicht Geschmack und Qualität, sondern Zweck und Preis. Das bedauert Kartoffelzüchter Karsten Ellenberg. Der Bioland-Landwirt baut in der Lüneburger Heide auf 80 Hektar rund 100 verschiedene Bio-Kartoffelsorten an. Seine Topseller heißen Angeliter Tannenzapfen, Linda und Violetta.
Oekolandbau.de: Was macht eine gute Bio-Kartoffelsorte aus?
Karsten Ellenberg: Der Geschmack ist das Wichtigste. Dann muss sie auf unseren Bio-Feldern gut wachsen, sprich eine hohe Vitalität haben und widerstandsfähig gegen Schädlinge sein. Nicht nur bei Menschen entstehen immer neue Viren, sondern auch bei Kartoffeln. Die richtige Sortenwahl hängt aber auch von der Region und dem Standort ab. Auf unseren leichten, sandigen Böden bauen wir die alte Sorte Linda viel an. Die kommt von hier und verträgt auch Trockenheit. Die neue Sorte Laura hat sich auch gut entwickelt. Als frühe Sorte hat sich Annabelle bewährt und bei den mehligen Sorten Gunda. Aber letztendlich muss sich jede Sorte am Markt behaupten.
Oekolandbau.de: Welche Sorten schmecken denn am besten?
Karsten Ellenberg: Kartoffeln sind ein Naturprodukt, schmecken je nach Boden, Klima und Jahr unterschiedlich. Auf jeden Fall empfehlen kann ich die rot- und blaufleischigen Kartoffeln wie die Rote Emmalie. Die bunten Kartoffeln haben ein kräftigeres Aroma als die gelben Kartoffeln. Genau wie Rotwein intensiver schmeckt als Weißwein. Außerdem enthalten sie mehr sekundäre Pflanzenstoffe wie Anthozyane. Diese Inhaltsstoffe sind besonders gesund. Und optisch auf dem Teller machen bunte Kartoffeln auch mehr her.
Oekolandbau.de: Warum finden sich die bunten Kartoffeln fast nie im Supermarkt?
Karsten Ellenberg: Kartoffeln werden bei uns leider als austauschbarer Rohstoff gehandelt. Manchmal gelangen wohlschmeckende Knollen in den Markt, aber dann ist die Partie aufgebraucht und es kommen Kartoffeln von einem anderen Lieferanten. Leider haben die Kundinnen und Kunden darauf fast gar keinen Einfluss. Wer mehr Vielfalt möchte, muss seine Kartoffeln direkt beim Erzeuger kaufen. Wichtig ist, dass wir Landwirtinnen und Landwirten ein Feedback bekommen. Wenn die Kunden sagen, die schmecken einfach klasse, freuen wir uns. Selbst negative Rückmeldungen helfen uns, die richtigen Sorten anzubauen.