Ferdinand von Lochow, Landgut Petkus
Bio-Ackerbaubetrieb in Baruth/Mark (Brandenburg), 750 Hektar Fläche, Wichtigste Kulturen: Dinkel, Hafer, Roggen, Sonnenblumen, Hirse und Raps
"Wir haben auf unseren Flächen die typisch brandenburgischen Sandböden mit durchschnittlich 27 Bodenpunkten. Da ist die Nährstoffversorgung gerade für uns als Bio-Betrieb elementar. Deshalb war ich von Anfang an sehr offen für das NutriNet-Projekt mit dem Field School-Ansatz. Auch deshalb, weil es hier in der Region so gut wie keine Beratungsangebote gibt.
Ich habe seit Ende 2019 an elf Treffen teilgenommen. Eigentlich sind wir zehn Teilnehmende, aber da nie alle können, waren wir meist sechs bis acht Bio-Landwirtinnen und -Landwirte. Das ist ideal. Die Betriebe liegen im Radius von etwa 100 Kilometern, alle haben ähnliche Standortbedingungen.
Alle in der Gruppe wollen etwas lernen. Es sind viele gute Bio-Landwirtinnen und -Landwirte dabei, aber niemand weiß alles. Wer nur mitmacht, um etwas zu erzählen, für den bringt es nichts. Die besten Treffen sind die, bei denen alles gezeigt wird, gute und schlechte Bestände. Das setzt voraus, dass alle Beteiligten offen über Schwachstellen sprechen. Dafür braucht es Vertrauen. Das hat sich in unserer Gruppe sehr schnell aufgebaut.
Der besondere Reiz der Field School liegt für mich darin, mit erfahrenen Landwirtinnen und Landwirten sowie Forscherinnen und Forschern ein ackerbauliches Problem zu diskutieren und gemeinsam eine praxistaugliche Lösung zu entwickeln. Alle Beteiligten sind mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert, haben dafür aber unterschiedliche Lösungen. Das macht es spannend.
Bei den beiden Treffen auf meinem Betrieb ging es vor allem um eine bessere Stickstoffversorgung. Aus der Gruppe kam dazu der Vorschlag, es mit Weißkleeuntersaaten bei Roggen zu probieren, die zur nachfolgenden Sommerung umgebrochen werden. Das habe ich übernommen und es funktioniert gut.
Auf unserem Betrieb habe ich mit Unterstützung der Forschenden einen dreijährigen Praxis-Versuch mit Kompost durchgeführt. Die Ergebnisse waren überraschend und wurden intensiv diskutiert. So brachte Kompost zu Getreide keinerlei Ertragssteigerung. Dafür war er sehr wirksam bei Kleegras, das sich besser entwickelte und so die Erträge der nachfolgenden Kulturen steigerte. Deshalb gebe ich Kompost nur noch zu Kleegras.
Die Field School hilft einem auch auf psychologischer Ebene. Man sieht, dass auch erfahrene Berufskolleginnen und -kollegen mit ähnlichen Problemen kämpfen wie man selbst. Das wirkt entlastend. Gleichzeitig motivieren die Empfehlungen der anderen, ein Problem neu anzugehen. In der Gruppe gibt es zum Beispiel einen Landwirt, der große Probleme mit der Etablierung von Kleegras hatte und darüber sehr verzweifelt war. Allein die Info, dass sich damit alle Beteiligten auf diesem Standort schwertun, hat ihm sehr geholfen. Dank der Tipps aus der Runde hat er wieder neuen Mut gefasst und später auch bessere Bestände hinbekommen.
Mir hat die Field School beim Einstieg in eine neue Kultur geholfen. In der Runde gibt es Erfahrung zu fast allen Kulturen, jeder hat schon mal etwas ausprobiert. Ich habe wertvolle Tipps zum Anbau von Sonnenblumen bekommen. Das hat die Hemmschwelle fürs Ausprobieren gesenkt und zu einem erfolgreichen Einstieg beigetragen.
Elementar für die Field School-Treffen ist die Arbeit der Regionalberaterin. Sie organisiert die Termine, ist fachlich sehr fit und gibt zu Beginn einen kurzen Einstieg in das Tagesthema, wenn neue Studien dazu vorliegen. Vor allem aber moderiert sie die Diskussion sehr zielführend und mit fachlichem Anspruch. Das motiviert alle Teilnehmenden mitzumachen.
Obwohl wir uns jetzt schon seit fünf Jahren treffen, lohnt sich die Field School für mich immer noch. Schließlich gibt immer wieder neue Themen und Herausforderungen. Die Betriebsbesichtigungen sind inzwischen kürzer, dafür kann man tiefer in die Materie einsteigen und diskutieren. Bisher habe ich aus jedem Treffen einen Wissensgewinn mitgenommen."