Gut beraten mit der Field School

Gut beraten mit der Field School

Field School – so heißt ein Beratungskonzept, das seit fünf Jahren im Praxisforschungsnetzwerk NutriNet zusammen mit 60 Bio-Betrieben bundesweit angewandt wird. Das Prinzip: Landwirtinnen und Landwirte entwickeln gemeinsam Lösungen zur Optimierung des betrieblichen Nährstoffmanagements. Die Erfahrungen sind durchweg positiv.

Wer seinen Betrieb weiterentwickeln und verbessern möchte, greift in der Regel auf klassische Beratungsangebote zurück, etwa von der zuständigen Kammer, vom Anbauverband oder von privaten Agrardienstleistern. Im Praxisforschungsnetzwerk NutriNet nutzen 60 Bio-Praxisbetriebe bundesweit seit Ende 2019 einen alternativen Beratungsansatz: die Field School.

Im Kern ist die Field School ein Gruppenberatungsansatz. Die beteiligten Landwirtinnen und Landwirte bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Gruppe ein und erarbeiten gemeinsam Lösungen für bestehende Probleme auf dem gastgebenden Betrieb. Dabei steht die Optimierung des Nährstoffmanagements im Mittelpunkt. Sogenannte Regioberaterinnen und -berater organisieren und moderieren jedes Treffen. Die Betriebsleitungen kannten sich vorher in der Regel nicht, bewirtschaften ihre Betriebe aber überwiegend in der gleichen Region.

Insgesamt gibt es im Projekt sechs Regionalgruppen in verschiedenen Bundesländern, die sich drei Mal im Jahr in einer Field School austauschen. Die Treffen sind ganztägig und laufen nach einem festen Schema ab. Ein zentraler Punkt ist die Diskussion einer sogenannten Schlüsselfrage zu einer aktuellen Herausforderung im Nährstoffmanagement der gastgebenden Betriebsleitung.

In der Field School bestimmt die Praxis die Themen

Die Schlüsselfrage wird von der Gastgeberin oder vom Gastgeber mit Unterstützung der Regioberatung festgelegt und vorab mit weiteren Infos zum Betrieb an alle Teilnehmenden weitergegeben. Die Erarbeitung von Lösungen zu dieser Frage in der Gruppe bildet den Kern der Field School. Bisherige Schlüsselfragen waren zum Beispiel, wie die Etablierung von Luzernekleegras auf trockenen Standorten gelingen kann oder wann verfügbare Nährstoffe am effektivsten in der betriebsspezifischen Fruchtfolge eingesetzt werden.

Diskutiert werden auch die Ergebnisse von Praxisversuchen, die im Rahmen des NutriNet-Projekts auf den beteiligten Betrieben durchgeführt werden. Die Versuchsfragen kommen von den Landwirtinnen und Landwirten. Sie werden gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus Forschung und Beratung konkretisiert und in ein praktikables Versuchsdesign überführt. Die Betriebsleitungen sind so weit wie möglich in die Anlage, Datenerfassung und Interpretation der Versuche eingebunden.

Echter Praxis-Austausch zwischen Landwirtinnen und Landwirten

Zu jedem Treffen gehört auch eine Hof- und Feldbesichtigung, damit der gastgebende Betrieb ausführlich vorgestellt werden kann. Auf die Hofführung folgt eine Feedbackrunde, in der Eindrücke zu Stärken und Schwächen des Betriebs in der Gruppe geteilt werden. In der anschließenden Gruppenberatung findet die strukturierte Lösungsarbeit anhand der Schlüsselfrage statt.

"Das ist ein wirkungsvolles Instrument, das bei den Landwirtinnen und Landwirten sehr gut ankommt", berichtet Leonie Höber vom Bioland-Verband. Sie koordiniert das NutriNet-Projekt bundesweit. "Die betriebseigenen Stärken und Schwächen – speziell im Nährstoffmanagement – von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen gespiegelt zu bekommen ist sehr hilfreich und tut im Fall von Lob auch sehr gut", sagt Höber.

Ihrer Einschätzung nach macht vor allem die Kombination aus Fachwissen und großer praktischer Erfahrung in der Runde die Field School besonders wertvoll. "Das schafft beim gastgebenden Betrieb großes Vertrauen in die erarbeiteten Empfehlungen", sagt Höber. "Und letztlich nehmen alle Teilnehmenden der Runde auch immer etwas für den eigenen Betrieb mit."

Stimmen der Teilnehmenden

Gute Moderation führt zu guten Gesprächen

Für die optimale Umsetzung des Field School-Konzepts ist die Arbeit der Regioberaterinnen und -berater elementar. Sie organisieren die Treffen der Regionalgruppen, erarbeiten mit der Gastgeberin oder dem Gastgeber die Betriebsübersicht und die Schlüsselfrage und moderieren die Gruppendiskussion. Vor allem die Moderation ist entscheidend für eine zielgerichtete Diskussion und die Erarbeitung strukturierter Lösungen.

 "Mit der Zeit entstehen in der Gruppe eine vertrauliche Atmosphäre und ein Wir-Gefühl. Das macht es leichter, blinde Flecken sichtbar zu machen und darüber zu sprechen. Zudem erhalten alle Teilnehmenden neue Impulse, die sehr motivierend wirken, auf dem eigenen Betrieb Veränderungen vorzunehmen."

Das bestätigt auch eine Onlineumfrage unter den Landwirtinnen und Landwirten. Über 90 Prozent gaben an, neue Erkenntnisse im Bereich des Nährstoffmanagements dazugewonnen zu haben. Ebenfalls mehr als 90 Prozent der Beteiligten haben aufgrund der Erkenntnisse aus den Treffen ihr betriebliches Nährstoffmanagement verändert, etwa bei der Dünung und der Fruchtfolge.

Das Field School-Konzept wird noch bis Ende 2026 fortgesetzt. Ob das Beratungstool danach Eingang in die Praxis findet, hängt letztlich vom Interesse der Betriebe und den Kosten für die Organisations- und Moderations-Leistungen ab.

Das NutriNet-Projekt ist auf acht Jahre angelegt und wird über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat finanziert. Ziel ist die Optimierung des Nährstoffmanagements im Ökolandbau. Weitere Infos auf der Projektwebseite.

Kontakt zur Field School:
Leonie Höber
Projektkoordinatorin
Telefon: 061 31 / 23 97 9-29
E-Mail: leonie.hoeber@bioland.de

Letzte Aktualisierung 03.07.2025

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