Bio zum Anfassen dank cleverer Vermarktung

Bio zum Anfassen dank cleverer Vermarktung

Mit einem breit angelegten Vermarktungskonzept gelingt es dem Gut Wulksfelde seit über drei Jahrzehnten, den Großteil seiner Bio-Erzeugnisse regional zu vermarkten. Dafür erhielt der Betrieb den EU Organic Award 2023.

200 Mitarbeitende, ein Hofladen mit 8.000 Bio-Artikeln, eine eigene Bäckerei und ein weitläufiges Hofgelände mit historischen Gebäuden und Streichelzoo – das Gut Wulksfelde an der nördlichen Stadtgrenze von Hamburg ist so etwas wie eine Bio-Institution in der Region, gleichermaßen beliebt als Einkaufs- und Ausflugsziel. Für sein außergewöhnliches Vermarktungskonzept wurde das Gut mit dem EU Organic Award 2023 ausgezeichnet.

Vermarktung von Anfang an im Fokus

Dass die Vermarktung bei den Verantwortlichen einen besonderen Stellenwert hat, ist kein Zufall. „Als wir das Gut 1989 übernommen haben, gab es in ganz Schleswig-Holstein knapp 500 Hektar Bio-Fläche“, sagt Rolf Winter, Mitgründer und einer von zwei Geschäftsführern des Gutes. „Durch die Umstellung des Hofs mit 265 Hektar Fläche hatte sich das Angebot an Bio-Ware in kurzer Zeit stark erhöht. Deshalb war klar: Wenn wir überleben wollen, müssen wir uns ganz intensiv um die Vermarktung kümmern.“ 

Dafür wurden bis heute etliche Vertriebskanäle aufgebaut, darunter der Hofladen, ein Lieferservice mit Online-Shop und die Belieferung von Großabnehmern aus dem Lebensmitteleinzelhandel und Naturkostläden. Dabei profitiert das Gut besonders von der Nähe zur Großstadt Hamburg mit über 1,9 Millionen Verbraucherinnen und Verbrauchern. „So schaffen wir es, einen ganz wesentlichen Teil der von uns erzeugten Lebensmittel regional zu vermarkten“, sagt Winter.

    Das Ziel: Kundinnen und Kunden langfristig binden

    Die günstige Lage, eine breite Auswahl an hochwertigen Bio-Produkten und die professionelle Vermarktung über verschiedenste Absatzkanäle sind ein wichtiger Teil des Betriebserfolgs. Aber für Rolf Winter spielt noch ein anderer Punkt eine entscheidende Rolle für die Vermarktung: Der Aufbau einer engen und langfristigen Beziehung zu den Kundinnen und Kunden.

    Das passiert auf dem Gut auf vielen Ebenen. „Für uns war es absolut elementar, ein Vollsortiment anzubieten, damit sich die Fahrt zu uns lohnt. Die Kundinnen und Kunden bekommen bei uns alles – von Jogurt über Nudeln bis zum Aufschnitt“, betont Winter. Ein weiterer Schritt war der Aufbau eines Hof-Restaurants und -Cafés mit vielen hofeigenen Erzeugnissen, das von Anfang an sehr gut angenommen wurde. Viele Gäste nutzen den Besuch der sogenannten Gutsküche auch für einen Einkauf und umgekehrt.

      Newsletter und Kundenkarte

      Fester Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit ist auch ein Guts-Newsletter, der per Mail über die saisonalen Erzeugnisse, Angebote und Veranstaltungen informiert. Den Newsletter gibt es bereits seit über zehn Jahren. Heute erreicht er mehr als 4.500 Kundinnen und Kunden. Seit kurzem bietet das Gut auch erfolgreich eine Kundenkarte an. Anstelle von Einkaufsrabatten investiert das Gut Wulksfelde ein Prozent des Einkaufswertes in Naturschutzmaßnahmen auf den Gutsflächen. Das wird von den Kundinnen und Kunden sehr begrüßt.

      Große Anziehungskraft haben die zahlreichen Veranstaltungen, die meist an Wochenenden stattfinden und die zusätzlich zu den klassischen Hofführungen angeboten werden. Dazu gehören neben Pflanzenmärkten auch Kräuterführungen, Ernteaktionen für Erdbeeren und Kartoffeln, Verkostungen von Brot sowie Grillspezialitäten oder Brotbackkurse. „Wir wollen damit eine Verbindung zur Ur-Erzeugung herstellen und unsere ökologische Produktionsweise so transparent wie möglich machen“, erklärt Rolf Winter.

        Laufend neue Ideen für Mitmachveranstaltungen

        Dafür sind die Veranstaltungen seiner Erfahrung nach ideal. Zwar steht dabei vor allem für Familien das Event im Vordergrund. Aber gerade bei den Ernteaktionen stellen die Teilnehmenden regelmäßig Fragen zur ökologischen Erzeugung – vor allem zum Pflanzenschutz und zur Düngung. Für die langfristige Kundenbindung ist es laut Winter wichtig, immer wieder neue Inhalte anzubieten. So gab es im Jahr 2023 erstmals ein Mitmachprojekt zur Anlage von Agroforstflächen, das in nur wenigen Tagen ausgebucht war.

        Auch das ökologische Lebensmittelhandwerk stellt das Gut ganz bewusst heraus. Bereits seit dem Jahr 2000 gibt es eine eigene Bäckerei, in der etwa die Hälfte des eigenen Getreides zu Brot und anderen Backwaren verarbeitet wird. Die regelmäßigen Führungen und Backkurse für Erwachsene und Kinder sind sehr beliebt. Und sie bieten laut Winter die Chance, die hohen Qualitätsstandards und die Bedeutung des Handwerks für hochwertige Bio-Lebensmittel herauszustellen.

        Die Verbindung zwischen Urproduktion, Handwerk und dem Genuss von Bio-Lebensmitteln wurde auch durch einen Workshop für Foodbloggerinnen und -blogger auf dem Gut unterstrichen. Die Teilnehmenden erhielten Einblicke in die Erzeugung und konnten die Bäckerei sowie die Gutsküche nutzen, um aus den hofeigenen Produkten leckere Brote und Gerichte zuzubereiten.

          Unterschiedliche Gründe für den Einkauf von Bio-Lebensmitteln

          Die Motive der Kundinnen und Kunden für den Kauf von Bio-Produkten sind nach Rolf Winters Erfahrung sehr unterschiedlich. Vor allem das Thema Tierwohl liege vielen am Herzen. Aber auch das hohe Vertrauen in die Bio-Qualität sowie gesundheitliche oder geschmackliche Vorteile seien für die Stammkunden wichtige Gründe, sich für Bio-Lebensmittel zu entscheiden. 

          Der große Aufwand in der Vermarktung und Kundenbindungmacht sich laut Winter bezahlt. Er berichtet von Kundinnen und Kunden, die das Gut schon als Kind kennengelernt haben und heute selbst hier einkaufen. Dass sich auch die nachfolgende Generation für Bio-Lebensmittel und deren Erzeugung auf dem Gut interessiert, freut ihn besonders. Und es bestätigt der Gutsleitung, dass ihr vielseitiges Vermarktungskonzept aufgeht. Rolf Winter: „Wir bieten Bio-Lebensmittel direkt vom Bauernhof. Welcher Händler kann das schon von sich sagen?“


          Letzte Aktualisierung 09.04.2024

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