Nährstoffmanagement im Bio-Kartoffelanbau: Stickstoff

Nährstoffmanagement im Bio-Kartoffelanbau: Stickstoff

Beginnend bei der richtigen Standort- und Sortenwahl spielen im Bio-Kartoffelanbau die Bodenvorbereitung, Düngung, Pflegemaßnahmen, Pflanzenschutzbehandlungen und die Bewässerung eine wichtige Rolle.

Mit diesem Blogbeitrag startet eine Beitragsreihe zum Thema Pflanzenernährung. Eine ausgewogene Pflanzenernährung …

  • stärkt die Pflanze gegen widrige Bedingungen.
  • … ist essenziell für das Erreichen eines hohen Ertrages.
  • … ist essenziell für die Erreichung entsprechender Qualitäten.

Nacheinander werden wir die essenziellen Pflanzennährstoffe Stickstoff, Phosphor, Kalium, Calcium, Magnesium und Schwefel vorstellen und erklären, welche Funktionen sie in welcher Entwicklungsphase haben und wie sich eine Überschuss- bzw. Mangelsituation auf die Pflanze auswirkt. Welche Interaktionen es zwischen den Nährstoffen und anderen biotischen und abiotischen Faktoren gibt, wird dann in einem zusammenfassenden Beitrag erörtert.

Warum ist Stickstoff so wichtig?

Stickstoff (N) ist für verschiedene Lebensprozesse unverzichtbar, zum Beispiel

  • … zur Synthese von Proteinen, z.B. Enzymen, die physiologische Prozesse, wie das Wachstum steuern.
  • … zur Synthese von Nukleinsäuren, also den Bausteinen des Erbmaterials (DNA).
  • … als Bestandteil von Chlorophyll- und ATP-Molekülen, die in der Fotosynthese für die Lichtabsorption bzw. die Energieübertragung verantwortlich sind.

Im landwirtschaftlichen und gärtnerischen Anbau vieler Acker- und Gemüsekulturen wirkt die N-Versorgung als ertragslimitierender Faktor – insbesondere im Öko-Landbau (Berry et al. 2002), da hier auf eine Anwendung chemisch-synthetischer und leichtlöslicher N-Dünger verzichtet wird. Der Stickstoff für die Fruchtfolge wird vor allem durch den Anbau von (Futter-) Leguminosen (Bindung molekularen Luftstickstoffs durch Knöllchenbakterien) und die Ausbringung organischer Düngemittel bereitgestellt.

Diese Düngemittel müssen dann, in Abhängigkeit von der Bodenaktivität, -temperatur und -feuchtigkeit sowie der Beschaffenheit der Substrate selbst (C/N-Verhältnis), jedoch zunächst mineralisiert werden, damit sie von den Pflanzen aufgenommen und ertragswirksam genutzt werden können. Die Umsetzung einer bedarfsgerechten und zeitlich passgenauen Versorgung einer Kultur mit Stickstoff kann hierdurch und zusätzlich durch die spezifischen Düngungsansprüche zu einer komplexen Aufgabe für Landwirtinnen und Landwirten werden.

Stickstoff im Bio-Kartoffelanbau

Stickstoff gilt als der wichtigste ertragslimitierende Faktor im Bio-Kartoffelanbau (Bucher und Kossmann 2007; Silva et al. 2013). Bei einem ertragsbezogenen N-Bedarf von rund 0,43 kg/dt (Kolbe et al. 2012) und einem geschätzten Ertrag von 300 bis 350 dt/ha ergibt sich ein sortenabhängiger Bedarf von 130 bis 150 kg N/ha.

Der Rohertrag der Kartoffel setzt sich aus drei Komponenten zusammen (De la Morena et al. 1994):

  • Anzahl Stauden pro Quadratmeter (Wahl der Pflanz- und Reihenabstände)
  • Anzahl Knollen pro Staude (sortenspezifisch)
  • Durchschnittsgewicht der Knollen (hoher Einfluss durch N).

Bezogen auf die Stickstoffversorgung ist das Zusammenspiel aus verfügbarer Menge und dem entsprechenden Zeitpunkt der Pflanzenentwicklung essenziell für einen hohen Ertrag und eine hohe Knollenqualität. Nach 45 Wachstumstagen, also knapp sechs Wochen nach dem Auflaufen, hat die Pflanze bereits über 70 Prozent ihres saisonalen N-Bedarfs aufgenommen (Kolbe et al. 2012).

Während der Bedarf zur Keimung noch relativ gering ist, wirkt Stickstoff in den weiteren Phasen der Blattentwicklung bis zur Blütenbildung ertragsstimulierend. Hier investiert die Pflanze in ihren Blattapparat, also in die Fotosyntheseleistung. Die ertragsstimulierende Wirkung des Stickstoffs beruht insbesondere auf einer Vergrößerung des Blattflächenindex und einer Verzögerung der Alterung. Beides bewirkt eine Steigerung der Blattflächendauer, die eng mit der Ertragsleistung, unter anderem bestimmt durch den Knollenertrag und das Knollengewicht, zusammenhängt (Keller et al. 1999).

Das Hauptmassenwachstum der Knollen beginnt mit dem Erscheinen der ersten Blütenknospen und verläuft bis zum Vergilben der Blätter nahezu linear (Hack et al. 1993).  Um nicht nur einen hohen Ertrag, sondern auch eine hohe Knollenqualität zu gewährleisten, ist ein rechtzeitiges Abreifen der Pflanzen wichtig. Vor der Ernte sollten die Knollen etwa drei Wochen in der Erde liegen, um schalenfest zu werden. Da die Kartoffel im Vergleich zu anderen Feldfrüchten, wie zum Beispiel dem Winterweizen, kein determiniertes Wachstum aufzeigt kann die Verzögerung der Alterung, also fehlende Abreife zum Problem werden.

Ferner zeigt die Stickstoffversorgung der Pflanze einen starken Einfluss auf die Inhaltsstoffe der Knollen.

Konkret ergeben sich folgende Konsequenzen aus einer Über- bzw. Unterversorgung mit Stickstoff für die Kartoffelpflanze und ihre Knollen (Kolbe et al. 2012):

Eine unzureichende Stickstoffversorgung führt zu...

Eine überhöhte Stickstoffversorgung führt zu...

Stickstoff-Düngemanagement – aber wie?

Wie die (N-)Düngung in der Praxis unter Einsatz verschiedener Düngemittel gelingen kann, wird nach der Vorstellung der anderen Nährstoffe in einem weiteren Blogbeitrag behandelt. Wer sich bis dahin selbst tiefergehend mit der Pflanzenernährung im Bio-Kartoffelanbau auseinandersetzen möchte, findet in den untenstehenden Veröffentlichungen wertvolle Anknüpfpunkte.

  • Koch, M; Naumann, M; Pawelzik, E; Gransee, A; Thiel, H (2020): The Importance of Nutrient Management for Potato Production Part I: Plant Nutrition and Yield. In: Potato Res. 63 (1), S. 97-119. DOI: 10.1007/s11540-019-09431-2.
  • Naumann, M; Koch, M; Thiel, H; Gransee, A; Pawelzik, E (2020): The Importance of Nu-trient Management for Potato Production Part II: Plant Nutrition and Tuber Quality. In: Po-tato Res. 63 (1), S. 121-137. DOI: 10.1007/s11540-019-09430-3.
  • Kolbe, H.; Karalus, W.; Schuster, M.; Hänsel, M.; Schaerff, A.; Pölitz, B. (2012): Kartoffeln im Ökolandbau. Informationen für Praxis und Beratung. Hg. v. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

Autorinnen

Amanda Birkmann (MSc)
Saskia Casper (MSc)

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Fachgebiet Agrarökologie und nachhaltige Anbausysteme

Ansprechpartner

Prof. Dr. Ralf Bloch
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Fachgebiet Agrarökologie und nachhaltige Anbausysteme
Schicklerstr. 5, 16225 Eberswalde
E-Mail: ralf.bloch@hnee.de


Sie sind gefragt!

Sie interessieren sich für den Anbau, die Verarbeitung oder Vermarktung von Öko-Kartoffeln? Sie haben Fragen zur Züchtung von Öko-Kartoffeln? Was wollten Sie schon immer mal über den Kartoffelkäfer wissen? Auf welche Themen sollen wir einen besonderen Fokus im Blog legen? Schlagen Sie uns gerne Themen und Ideen vor! Schicken Sie uns einfach eine E-Mail an info@oekolandbau.de.

Letzte Aktualisierung 12.04.2024

Nach oben
Nach oben