Bio-AHV-Fachtagung: Wege für mehr Bio in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung

Bio-AHV-Fachtagung: Wege für mehr Bio in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung

Wie Großküchen erfolgreich mehr Bio auf die Teller bringen, zeigte eindrucksvoll die erste Bio-AHV-Fachtagung des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Nürnberg Mitte Februar 2025. Bioregionale Wertschöpfungsketten sind möglich, wenn alle Stakeholder an einem Strang ziehen. Kommunikation und Kooperation sind die Schlüsselfaktoren.

Mit 170 Teilnehmenden war die Veranstaltung im Vorfeld der Biofach 2025 komplett ausgebucht. Stakeholder aus allen relevanten Bereichen waren vertreten: Aus Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung (GV), dem Handel, der (Vor-)Verarbeitung, aus Landwirtschaft und Verbänden sowie aus Wissenschaft und Beratung. "Nur durch die Zusammenarbeit mit allen wird es gelingen, das 30-Prozent-Ziel zu erreichen", bekräftigte Ministerialdirektor Dr. Burkhard Schmied, Abteilungsleiter 7 im BMEL, in seinem Grußwort. Wie die AHV dabei als ein wirksamer Hebel fungieren kann, zeigen immer mehr Beispiele aus der Praxis.

Bio-AHV-Logos in Bronze, Silber und Gold

"Neben den Umwelt- und Klimaschutzzielen war die steigende Nachfrage der Tischgäste in den Kantinen der Bundesverwaltung ein wichtiges Motiv für Bio", so Andreas Ulrich. Er ist seit 20 Jahren Geschäftsführer beim Cateringunternehmen Widynski & Roick in Potsdam und durfte sich vor kurzem über das Bio-AHV-Logo in Bronze freuen. Hilfreich bei der Umstellung auf gut 35 Prozent Bio war das Coaching im Rahmen der Kantine Zukunft Berlin.

Für Stefanie Limbach von der HDI Service AG in Köln ist"die Bio-Zertifizierung ein Step auf dem Weg, die heutigen und kommenden Nachhaltigkeitsziele und Gesetze mitzutragen". Das AHV-Logo in Silber (Bio-Anteil 85 Prozent) hat für das Versicherungsunternehmen eine strategische Bedeutung – beispielsweise auch für das Recruiting von neuen Mitarbeitenden.

Denis Florschütz berichtete von seinen Erfahrungen, wie er 2022 zusammen mit seinem Team das Betriebsrestaurant im Hause Allianz Trade in Hamburg-Bahrenfeld erfolgreich auf 100 Prozent Bio umgestellt hatte. Auf die Frage, wie er ohne ein Beratungsprogramm das Bio-AHV-Logo in Gold geschafft hätte, antwortete er lapidar: "Wir haben es einfach gemacht". Geholfen habe dabei, die Produkte sukzessive umzustellen und sich die Zeit zu nehmen, in der Region nach geeigneten Lieferanten zu suchen.

Schlüsselfaktor Beschaffung in der AHV

Einblicke in die Bio-Beschaffungsstrukturen im AHV-Markt gab Rainer Roehl, Mitinhaber der Agentur a'verdis in Münster. "Die Bio-AHV-Beschaffungsstruktur ist äußerst vielfältig und geprägt von individuellen Prioritäten und Lösungen", erläuterte der langjährigen Bio-AHV-Experte an vielen Beispielen. Je nachGröße, Bio-Anteil und Angebot in der Region finden die Großküchen die für sie passenden Lösungen. Die kleinteiligere, regionale Beschaffung im Bio-Bereich kann zwar mehr Mühe machen, aber die AHV-Unternehmen können das auch zum Vorteil wenden: Indem sie die Herkunft und Qualität ihrer Produkte transparent darstellen, gewinnen sie an Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Auch der Großhandel arbeitet aktuell daran, Bio-Produkte aus der Region im eigenen Angebot zu stärken und besser sichtbar zu machen.

Probleme und Lösungen

Nicht immer ist jedes Produkt in der gewünschten Menge und Qualität für die Küchen verfügbar. Das gilt häufig noch für vorverarbeitete Produkte – oder wird zumindest so wahrgenommen. Doch der Markt entwickelt sich hier dynamisch und reagiert auf Nachfrage-Impulse aus der AHV. "Auch konventionelle Vorverarbeitungsbetriebe können Bio, wenn ihre Kundinnen und Kunden das wirklich wollen und nicht 'nur interessiert' sind", bekräftigte Rainer Roehl. Es fehlt nicht immer an den Betrieben, die die Vorverarbeitung machen könnten, sondern häufig an derverlässlichen Nachfrage.

Die Schlüsselfaktoren für den Erfolg sind deshalb Kommunikation und Kooperation. Wie wichtig das persönliche Gespräch ist, berichtete Manuel Pentz von der Pentz GmbH & Co. KG, einem Familienunternehmen für Ready-Cut-Produkte im schwäbischen Essingen: "Die Gusto-Gourmet, zuständig für die Kantine der Carl Zeiss AG, ist hauptsächlich verantwortlich dafür, dass wir im Bio-Bereich eingestiegen sind". Die verlässliche Nachfrage einer Betriebskantine war der Steilpass – und nur der Anfang. Inzwischen haben viele Kunden des Lieferanten auch Interesse an Fresh-Cut-Produkten in Bio-Qualität. Bio entwickelt sich zum Erfolgsmodell für das Unternehmen im Ostalbkreis und bringt gleichzeitig mehr Wertschöpfung in die Region.

Großes Potenzial für mehr Bio in der AHV

Dieses und viele weitere Beispiele belegen: Die AHV hat ein großes Nachfragepotenzial nach Bio, das bisher nur ansatzweise ausgeschöpft ist. "Es gibt bundesweit viele gute Ansätze, Ideen, Konzepte sowie engagierter Initiativen und Vorreiter, auf denen sich aufbauen lässt und von denen wir lernen können", so die Moderatorin Claudia Zilz in ihrem persönlichen Fazit. Die Vielfalt engagierter Menschen und Initiativen zeigt, dass sich für Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung überall sichere, bioregionale Wertschöpfungsketten aufbauen lassen. Es braucht dazu vor allem den Willen und das Engagement für eine gemeinsame Sache in der Region. Wenn Betriebe aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel sowie der AHV an einem Strang ziehen, ist vieles möglich. 

Angebote zur Förderung und Unterstützung

Auf Bundes- und vielen Landesebenen gibt es inzwischen vielfältige Angebote zur Förderung und Unterstützung von AHV-Küchen, die mehr Bio-Produkte auf den Teller bringen wollen.

Mit der RIBE-AHV fördert das Bundesprogramm Ökologischer Landbau beispielsweise AHV-Unternehmen, die ihren Bio-Anteil auf mindestens 30 Prozent steigern wollen. Inzwischen wird dieses Angebot zur Beratungsförderung bundesweit von vielen Einrichtungen angenommen.

Text: Andreas Greiner, Ökonsult


Letzte Aktualisierung 19.02.2025

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