"Um die Zusammenarbeit zwischen Küchen und Lieferanten einen guten Weg zu bringen, müssen sich beide Seite aufeinander einlassen", so Straubinger. "Sie müssen gemeinsam Ideen entwickeln, ausprobieren und gegebenenfalls nacharbeiten, um so alle Beteiligten die bestmögliche Partnerschaft zu ermöglichen. Das kostet am Anfang eine ganze Menge Zeit und Überzeugungsarbeit, zahlt sich auf lange Sicht jedoch aus". Der Bio-Lieferant ist heute für die Kitas ein kompetenter Partner und wickelt für die Einrichtungen beispielsweise auch die Formalitäten für das Schulprogramm ab. Kindergruppen sind jederzeit bei ihm willkommen, um den Betrieb kennen zu lernen. Bei Elternabenden, wo es um die Umstellung des Frühstücks für die Einrichtungen geht, ist der Lieferant immer mit dabei. Er stellt seinen Betrieb vor und präsentiert Kostproben aus dem ökologischen Anbau. Die Anwesenheit des Lieferanten ist immer sehr hilfreich, um die Eltern zu überzeugen, dass Bio-Produkte einfach intensiver schmecken als Produkte aus konventionellem Anbau.
Pilotgruppe brachte Schwung in den Prozess
Der Blick auf einen längeren Prozess wie in Reutlingen zeigt: Es kommt nicht unbedingt darauf an, am Anfang gleich alle Beteiligten von so einer Idee zu überzeugen. Es gibt in allen Gruppen – Kita-Teams, Eltern etc. – immer auch Personen, die am Anfang bremsen und so ein Projekt kritisch sehen. Entscheidend ist jedoch, dass eine hinreichend große Pilotgruppe zusammenfindet und startet. Das entwickelt dann eine Sogwirkung, an der sich auch andere orientieren. Oder anders gesagt: Positive Beispiele haben die beste Überzeugungskraft. Natürlich sollte so ein Prozess der Umstellung auf Bio auch durch eine geeignete Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden. "Auf Elternabenden müssen wir auch heute immer noch Aufklärungsarbeit leisten", so Straubinger, "um alle Beteiligten mit ins Boot zu bekommen".
Wirtschaftlichkeit durch gute Kooperationen
Am Ende des Tages können durch gute Kooperationen für alle Beteiligten Synergien gewonnen werden, die auch einen wirtschaftlichen Einsatz von Bioprodukten in der Kita-Verpflegung ermöglichen. So zahlen die Eltern für ein Frühstück in 100 Prozent Bio-Qualität zurzeit 16 Euro pro Monat (bei 20 Tagen entspricht das 0,80 Euro pro Tag und Kind) und 60 Euro im Monat für die Mittagsverpflegung (entspricht 3,00 Euro). Auch wenn es immer wieder Zeit und Mühe gekostet hat, ist Ursula Straubinger stolz darauf, "dass wir diesen Weg für die Gesundheit der uns anvertrauten Kinder eingeschlagen haben."
Empfehlungen für die Praxis
Jede Kommune hat natürlich ihre eigene Situation und Geschichte. Ein Erfolgsgarantie-Rezept wie eine Blaupause gibt es leider nicht. Trotzdem muss nicht jede Stadt das Rad neu erfinden. Einige zentrale Faktoren sind immer entscheidend für den Erfolg:
- Träger muss hinter der Idee stehen
- Von Beginn an pädagogische und hauswirtschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ins Boot holen
- Zentrale Steuerung durch die Verwaltung
- Auswahl geeigneter Lieferanten
- Bündelung der Nachfrage und des Angebots
- Mit Pilotprojekt starten, um Erfahrungen zu sammeln
- Begleitung durch Öffentlichkeitsarbeit: zum Beispiel Elternabende mit kleiner Verkostung und Schautafeln im Aushang der Einrichtung.