Laborstudien mit Basilikum lassen zudem vermuten, dass eine Pflanze umso besser gedeiht, je mehr Bakterien im Boden vorhanden sind und je breiter das Artenspektrum ist. Bei Versuchen mit Basilikumpflanzen in sterilisierten Böden stieg die Stoffwechselaktivität und die produzierte Pflanzenmasse mit zunehmender Biomasse und Artenzahl der zugefügten Bakterien. Offenbar wirkt sich eine hohe Biodiversität im Boden beziehungsweise im Wurzelraum positiv auf das Pflanzenwachstum aus.
Wie sehr Pflanzen von bestimmten Bakterien profitieren können, zeigte ein weiteres Forschungsprojekt. Darin wurden Bakterienstämme von Wildgerste, Reis und anderen Pflanzen aus besonders trockenen Gebieten auf Weizenkörnern angesiedelt. Anschließend simulierte man unter Laborbedingungen eine Dürrephase und beobachtete die Entwicklung der Weizenpflanzen. Das Ergebnis: Die mit den Bakterienstämmen aus Trockengebieten geimpften Pflanzen zeigten eine fünffach höhere Überlebensrate und bildeten bis zu 80 Prozent mehr Biomasse als die Kontrollpflanzen ohne Bakterien.
Bakterien können Pflanzen bei Dürre helfen
Dieser Effekt beruht offenbar auf einem Biofilm, den die Bakterien um die Wurzelhaare bildeten. Darüber hinaus bildeten die geimpften Pflanzen mehr Seitenwurzeln, die zudem dicker und länger waren. Auch die Wurzelhaare waren bis zu drei Mal länger als in der Kontrollgruppe. Mithilfe der deutlich vergrößerten Wurzeloberfläche konnten die Pflanzen das verfügbare Wasser im Boden besser nutzen.
Trotz der zahlreichen, beeindruckenden Einzelbefunde sehen sich die Forscherinnen und Forscher noch ganz am Anfang, die komplexen Interaktionen zwischen Pflanzen und Bakterien zu verstehen und daraus konkrete Anwendungen für die Landwirtschaft abzuleiten.
Wie lassen sich Bakterien für die Landwirtschaft nutzen?
Denkbar wäre zum Beispiel die gezielte Impfung von Böden mit Bakterienstämmen, deren positive Effekte nachgewiesen wurden, wie etwa bei Arten aus trockenen Anbauregionen. Für Knöllchenbakterien und Leguminosen, die erstmals auf einem Schlag angebaut werden, ist ein solches System bereits etabliert.
Doch was bei den aktuell erforschten Ansätzen mit Bakterien unter Laborbedingungen funktioniert, lässt sich nur schwer auf das Freiland übertragen. Denn damit sich eine zugeführte Bakterienart tatsächlich etabliert, muss sie sich unter natürlichen Bedingungen gegen unzählige Bakterien, Pilze und andere Bodenorganismen durchsetzen. Hinzu kommen wechselnde Temperaturen und Feuchtigkeitsbedingungen sowie eine maschinelle Bodenbearbeitung und Düngung. Und nicht zuletzt zeigte sich in verschiedenen Studien, dass die Zusammensetzung der Bakterien gerade im Wurzelraum sehr stabil ist und sich nur schwer verändern lässt.
Vielfalt auf dem Acker hilft Bakterien
Um dennoch die Vorzüge der Interaktion zwischen Bodenbakterien und Pflanzen zu nutzen, bleibt Betrieben derzeit nur die Möglichkeit, eine hohe Biodiversität auf dem Acker anzustreben. Denn Fachleute gehen nach derzeitigem Wissensstand davon aus, dass sich die vielen unterschiedlichen Eigenschaften der unzähligen Bakterienarten zum Vorteil der Pflanzen ergänzen und so gemeinsam das Wachstum verbessern. Das heißt, je größer die Bakterienvielfalt, desto besser für die Kultur.
Diese gewünschte Vielfalt im Boden lässt sich zum Beispiel durch eine möglichst vielfältige, breite Fruchtfolge erreichen. Auch Untersaaten, Zwischenfrüchte und eine Gründüngung fördern die Bakterienvielfalt im Boden. Noch effizienter wäre ein Mischanbau, bei dem man unterschiedliche Kulturen wie Leguminosen und Getreide gleichzeitig anbaut. Erste, vielversprechende Ansätze dieses sogenannten Mixed Croppings werden bereits in verschiedenen Entwicklungsländern praktiziert.