Kupfer ist für die ökologische und konventionelle Landwirtschaft ein elementarer Stoff. Es dient im geringen Umfang als Nährstoff für Nutzpflanzen, ist aber vor allem ein hochwirksames, natürliches Pflanzenschutzmittel gegen diverse Pilzkrankheiten. Bereits vor über 130 Jahren entdeckte man die Wirkung, als man Kupfer mit Kalk mischte und mit der sogenannten Bordeauxbrühe erstmals ein Mittel gegen den Falschen Mehltau in Wein zur Verfügung stand.
Wirksam gegen unterschiedliche Schadpilze
Kupfer ist auch deshalb so wertvoll für den ökologischen Pflanzenbau, weil es ein breites Wirkungsspektrum hat, etwa gegen Apfelschorf (Venturia inaequalis) im Obstbau, Krautfäule (Phytophthora infestans) in Kartoffeln und Tomaten oder gegen Falschen Mehltau in Hopfen (Pseudoperonospora humuli). Die Wirkung beruht bei allen Pilzarten auf dem gleichen Mechanismus: Die Kupferionen dringen durch die Zellwand in den Pilz ein und bringen ihn zum Absterben, indem sie lebenswichtige Enzymreaktionen blockieren.
Auf diese Weise sichert Kupfer nicht nur eine gewisse Ertragshöhe, sondern auch die Qualität der Ernte, etwa durch die Wirkung gegen Apfelschorf. Fachleute des Julius-Kühn-Instituts (JKI) gehen davon aus, dass ein Verzicht auf Kupfer im ökologischen Weinbau zu Ertrags- und Qualitätseinbußen von 50 bis 100 Prozent führen würde. Bei Kartoffeln rechnet man mit Einbußen von bis zu 80 Prozent in Jahren mit ungünstiger Witterung, im Obstbau mit bis zu 40 Prozent. Ökologischer Hopfenanbau wäre gar nicht möglich. Ohne Kupfer würde deshalb die Zahl der Biobetriebe drastisch zurückgehen.
Kupfer schädigt Mikroorganismen
Doch Kupfer ist nicht unproblematisch. Vor allem auf Mikroorganismen und Weichtiere kann das Metall bereits in geringen Konzentrationen toxisch wirken. Hinzu kommt, dass sich Kupfer vor allem in den oberen Bodenschichten anreichert. So weisen Böden in Weinbergen oder Obstbauanlagen umso mehr Kupfer auf, je länger sie bewirtschaftet wurden. Untersuchungen in stärker belasteten Bodenschichten zeigten, dass einige Mikroorganismen bei höherer Belastung eine gewisse Kupfertoleranz entwickeln und sich die Zusammensetzung der Arten verschiebt. Welche Konsequenzen diese Artenverschiebung für den Boden hat, ist aber völlig unklar.
Aufwändige Studien zur Wirkung von Kupfer auf Regenwürmer brachten bislang keine eindeutigen Ergebnisse. Zwar wurde bei hohen Kupferkonzentrationen von über 40 Kilogramm pro Hektar in Weinbergen eine Abnahme der Diversität von Regenwurmarten beobachtet. Doch auch in deutlich geringer belasteten Parzellen im gleichen Weinberg beobachtete man einen vergleichbaren Rückgang an Regenwürmern. Deshalb gehen Fachleute davon aus, dass Kupfer lediglich ein Faktor von vielen ist, der das Bodenleben beeinflusst.
Wie schädlich ist Kupfer wirklich?
Erschwert werden ökotoxikologische Einschätzungen durch Alterungsprozesse des angereicherten Kupfers. So ist nicht in jedem Fall das Gesamtkupfer im Boden entscheidend für die Toxizität, sondern lediglich die bioverfügbare Kupfermenge. Von welchen boden- und witterungsspezifischen Faktoren die Bildung der beiden Kupferformen beeinflusst wird und welche Bedeutung das für die Toxizität hat, ist bis heute nicht wissenschaftlich geklärt.
Eine weitere Frage ist zudem, wie groß das Gefährdungspotential der heutigen Ausbringungsmengen ist. Denn die mit Abstand größten Kupferaltlasten in Dauerkulturen wie Obst und vor allem Wein stammen aus der Zeit von Anfang bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, als Kupfer in Größenordnungen von weit über 50 Kilogramm pro Hektar und Jahr ausgebracht wurde. In Hopfen waren im Jahr 1965 sogar noch 60 Kilogramm pro Hektar üblich. Heute arbeiten die Biobetriebe mit deutlich geringeren Mengen.
Strenge Mengenbegrenzung in Deutschland
Um die Auswirkungen von Kupfer auf die Umwelt möglichst gering zu halten, wurde 2006 in der EU-Öko-Verordnung eine zulässige Höchstmenge von sechs Kilogramm Reinkupfer pro Hektar und Jahr festgelegt. In Deutschland sind die Vorgaben für den Ökolandbau nochmals deutlich strenger. Hier dürfen in Wein, Obst und Kartoffeln nicht mehr als drei Kilogramm Reinkupfer pro Hektar und Jahr ausgebracht werden, bei Hopfen sind maximal vier Kilogramm erlaubt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass der Gesamtkupfergehalt im Boden bei diesen Ausbringungsmengen nur geringfügig ansteigt.
Auch im konventionellen Anbau werden nach wie vor Kupferpräparate eingesetzt, meist in Kombination mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Kupfer dient hier vor allem dazu, die Ausbildung von Resistenzen bei Schadpilzen zu vermeiden. Denn obwohl das Metall seit weit über 100 Jahren ausgebracht wird, sind bis heute keinerlei Resistenzen bekannt.