Mit diesem Blogbeitrag verschaffen wir uns einen Überblick über den deutschen Bio-Kartoffelmarkt. Dabei schauen wir ebenso auf die Entwicklungen der Öko-Kartoffelanbaufläche, wie auch der Erträge und Erzeugerpreise. Zum Schluss wagen wir einen Ausblick und beleuchten dabei die Zukunftsperspektiven.
Die Erntemengen sind im gleichen Maße gestiegen und betrugen im Jahr 2022 etwa 430.000 Tonnen ökologisch erzeugter Kartoffeln, was ungefähr 4 Prozent der gesamten Kartoffelernte ausmachte. Im Jahr 2022 konnten die Öko-Kartoffel-Bäuerinnen und -bauern 32,6 Tonnen Rohwarenertrag pro gerodeten Hektar erzielen. Bei einem durchschnittlichen Erzeugerpreis von 37,90 Euro je Dezitonne erwirtschafteten die deutschen Öko-Kartoffel-Erzeuger somit insgesamt einen Umsatz von 133.000.000 Euro. Je Hektar bedeutet dies durchschnittlich einen Umsatz von 10.390 Euro. Dabei ist es wichtig einzuordnen, dass die Gegebenheiten auf den Erzeuger-Betrieben teilweise stark unterschiedlich sind, wodurch die angegeben Durchschnittswerte teilweise deutlich von denen einzelner Betriebe abweichen können.
Hinweise zum Einstieg in den Bio-Kartoffelmarkt
Betriebe, die Interesse an einem Einstieg in den Bio-Kartoffelanbau haben, wird dringend empfohlen, vorab Kontakt zu einer Fachberatung zum Beispiel von Verbände aufzunehmen. Weiter unter finden Sie Links für Anlaufstellen für eine Erstberatung. Wichtige Informationen zum Marktgeschehen und den Herausforderungen des Einstieges in die Vermarktung von Bio-Kartoffeln werden auch in der zweiten Folge des Podcastest "Kartoffel-Talk" gegeben.
Expertinnen und Experten empfehlen keine Kartoffel in den Boden zu legen, wenn vorab keine gesicherte Vermarktung vereinbart wurde. Der Kartoffelmarkt in Deutschland, einschließlich des Bio-Sektors, ist bereits weitgehend gesättigt, sodass ein erhebliches Risiko besteht, die Ware nicht erfolgreich vermarkten zu können.
Jeder Betrieb sollte sich zudem vor der Entscheidung für den Einstieg in den Öko-Kartoffel-Anbau selbst die Frage nach der Eignung des eigenen Betriebes hinsichtlich der Struktur und Kultur aber auch bezüglich des Standortes, der verfügbaren Wassermengen, der Bodenqualität und auch der Erreichbarkeit von Absatzmärkten stellen. Nicht für jeden Betrieb ist der Einstieg in den Öko-Kartoffelanbau gleichermaßen erfolgversprechend.
Daneben gehört es heute auch zum Standard für Anbaubetriebe mittels Lagerhalle, Belüftung und Kühlung eine ganzjährige Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Kartoffeln zu gewährleisten. Hier müssen Betriebe genau kalkulieren, ob die hohen Investitionen in Neubau und Ausstattung mit moderner Kühl- und Belüftungstechnik Aussicht auf Deckung der Investitionskosten haben.
Zukunftsperspektiven für den Bio-Kartoffelmarkt
Der Pro-Kopf-Konsum bei Frischkartoffeln ist in Deutschland im konventionellen Bereich seit Jahren rückläufig. Im Bereich der Bio-Kartoffel ist dieser Trend etwas langsamer. Gleichzeitig steigt aber die Nachfrage nach Convenience-Produkten wie Pommes und Chips stetig an. Hier liegen auch für den Bio-Bereich noch Wachstums-Potenziale. Daneben stellt die Außer-Haus-Verpflegng (AHV) mit ihren potenziell großen Nachfragemenge eine zentrale Stellschraube für eine positive Nachfrageentwicklung dar. Sollte das politische Ziel 30 Prozent Öko-Anbaufläche bis 2030 noch erreicht werden, so könnte die AHV ein Hebel für die notwendige Nachfrage-Steigerung sein.
Kleinere Erzeugerbetriebe finden derweil immer wieder Nischen im Bereich der Direktvermarktung. Ob Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi), Abo-Kiste oder Hofladen, hier entstehen fortlaufend neue Möglichkeiten der Vermarktung und bieten auch für Neueinsteigerinnen und Neueinsteigern Chancen sich auf dem Bio-Kartoffelmarkt zu etablieren.
Autor(in)
Nikolai Scharsich (M.B.A) Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), Fachgebiet Agrarökologie und nachhaltige Anbausysteme
Dr. Isabella Karpinski, Julius-Kühn-Institut (JKI) Institut für Strategien und Folgenabschätzung
Ansprechpartner
Prof. Dr. Ralf Bloch
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Fachgebiet Agrarökologie und nachhaltige Anbausysteme
Schicklerstr. 5, 16225 Eberswalde
E-Mail: ralf.bloch@hnee.de
Prof. Dr. habil. Stefan Kühne
Julius Kühn-Institut (JKI)
Institut für Strategien und Folgenabschätzung
Stahnsdorfer Damm 81, 14532 Kleinmachnow
E-Mail: stefan.kuehne@julius-kuehn.de
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