Zwischenfrüchte – ein Beitrag zu Klimaschutz?

Kann der Anbau von Zwischenfrüchten zum Klimaschutz beitragen?

Die Klimakrise stellt die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen. Landwirtinnen und Landwirte müssen sich an die veränderten Bedingungen anpassen und ihre Fruchtfolgen und Kulturen anpassen. Können landwirtschaftliche Betriebe mit dem Anbau von Zwischenfrüchten dazu beitragen, den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu reduzieren und mehr Kohlenstoff im Ackerboden zu speichern?

Carbon Farming – Ackerboden als Kohlenstoffspeicher

Unter dem Begriff Carbon Farming versteht man landwirtschaftliche Anbaumethoden, bei denen Kohlenstoff (C) aus dem in der Atmosphäre enthaltenen CO2 in Ackerböden gebunden wird. Pflanzen wandeln das CO2 aus der Luft in Kohlenstoffverbindungen um, die über die Pflanzenwurzeln in den Boden gelangen. Die dort vorhandenen Mikroorganismen im Boden verarbeiten die Kohlenstoffverbindungen und fördern damit Humusaufbau und Bodenfruchtbarkeit. 

Der Anbau von Zwischenfrüchten verbessert nicht nur den Boden und bietet Schutz vor Erosion und Nährstoffauswaschung. Er ermöglicht gleichzeitig auch die Speicherung von Kohlenstoff im Boden. Zwischenfrüchte lassen sich in alle Produktionssysteme integrieren.

Kohlenstoffbindung durch Zwischenfrüchte

Das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau untersucht im Rahmen des Projekts "Carbon Farming" verschiedene Möglichkeiten zur Förderung der Kohlenstoffbindung im Boden. Schätzungen zufolge können durch den Einsatz von Zwischenfrüchten je nach Standort und Kultur zwischen 100 und 460 Kilogramm Kohlenstoff pro Hektar und Jahr im Oberboden und 10 bis 320 Kilogramm im Unterboden angereichert werden. Jedoch nur, wenn regelmäßig Zwischenfrüchte in die Fruchtfolge integriert werden.

Wenn auf 10 Prozent der Ackerfläche in der Europäischen Union, also auf etwa 10 Millionen Hektar, Zwischenfrüchte angebaut würden und dort 100 Kilogramm Kohlenstoff pro Hektar langfristig im Boden gebunden würden, könnten circa ein Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen der EU-Landwirtschaft über einen längeren Zeitraum gebunden werden. Dies zeigt, dass der Anbau von Zwischenfrüchten - wenn auch in geringem Umfang - einen positiven Effekt auf die Bindung von Kohlenstoff im Boden hat.

Humus als wichtiger Speicher

Eine noch größere Bedeutung kommt dem Humus als Kohlenstoffspeicher zu. Denn Böden können etwa drei- bis viermal so viel Kohlenstoff speichern wie die oberirdischen Pflanzen. Die Steigerung des Humusgehalts im Boden durch den Anbau von Zwischenfrüchten kann daher eine wirksame Möglichkeit sein, das schädliche Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre zu entziehen und den darin enthaltenen Kohlenstoff in den Boden zu verlagern.  Die Kohlenstoffspeicherung auf Böden ist jedoch umkehrbar und der gespeicherte Kohlenstoff kann jederzeit als CO2 freigesetzt werden, wenn die Bodenbewirtschaftung geändert wird. Außerdem variiert die Humusspeicherkapazität je nach Bodenart, so dass nicht alle Böden in gleichem Maße Humus anreichern können. Die zusätzlichen Kosten für den Anbau von Zwischenfrüchten oder die Durchführung zusätzlicher Arbeitsgänge führen kurzfristig nicht unbedingt zu höheren Gewinnen. Der Humusaufbau ist erst nach fünf Jahren sichtbar.

Lohnen sich Zwischenfrüchte als CO2-Speicher wirklich?

Die Bedeutung von Zwischenfrüchten nimmt in Anbetracht der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab. Laut gutem landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ) ist für mindestens 80 Prozent der Ackerfläche eines Betriebs eine Mindestbodenbedeckung über den Winter gefordert. Diese Vorgabe kann jedoch auch durch eine nicht wendende Bodenbearbeitung vor Sommerungen erfüllt werden.

Das bundesweite Forschungsprojekt CATCHY ist Teil der Initiative "Boden als nachhaltige Ressource für die Bio-Ökonomie – BonaRes" und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufen. In Nord- und Süddeutschland werden in unterschiedlichen Fruchtfolgen Zwischenfrüchte untersucht, um zu ermitteln, wie sie sich auf den Boden, seine Biologie sowie die folgenden Kulturen auswirken. Es hat sich gezeigt, dass der Ertrag und die Kosten des Zwischenfruchtanbaus etwa im Gleichgewicht liegen. Trotzdem lohnt sich der Anbau weiterhin aufgrund von Vorteilen, die nicht monetär bewertet werden können: Eine erhöhte Biodiversität, Schutz vor Erosion sowie Verbesserungen der Bodenstruktur und des Humusgehalts.

Fazit

Studien und Projekte zeigen, dass der Anbau von Zwischenfrüchten dazu beitragen kann, Kohlenstoff langfristig im Boden zu speichern. Es ist jedoch zu beachten, dass bei Änderungen der Bodenbewirtschaftung die Speicherung aufgehoben werden kann und Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird. Somit kann der Zwischenfruchtanbau nur begrenzt zur Senkung des CO2-Gehaltes beitragen. Unbestritten sind die Vorteile des Anbaus bezüglich Biodiversität und Bodenstruktur sowie Grundwasserschutz und Düngemittelreduzierung. Dies leistet einen bedeutenden Beitrag zum Klima- und Artenschutz und gibt Landwirtinnen und Landwirten die Möglichkeit, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren.


Letzte Aktualisierung 08.11.2023

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