Verarbeitungsunternehmen, die an ein Handelsunternehmen liefern, welches die Absichtserklärung unterzeichnet hat, können bei der FÖM eine Beschwerde einreichen, wenn sie der Meinung sind, dass die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner sich nicht an die fairen Handelspraktiken halten.
Die Beschwerde kann über eine Meldestelle an die FÖM gemeldet werden, woraufhin in einem vertraulichen Gespräch die Situation besprochen wird. Hier wird auch betrachtet, ob es sich bei der Meldung gegebenenfalls um einen Verstoß gegen das Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetz (AgrarOLkG) handelt. Vorteil an diesem Vorgehen ist, dass die FÖM grundsätzlich die gemeldeten Verstöße nicht in Einzelfällen mit den Handelsunternehmen bespricht, sondern sammelt und im jährlichen Jahresgespräch zusammenfasst. Somit wird die Anonymität der oder des Meldenden gewahrt.
Denn die Angst vor einer drohenden oder konkreten Auslistung hält fast alle Verarbeitungsunternehmen zurück, sich direkt bei einer Handelspartnerin oder einem Handelspartner zu beschweren oder die offiziellen Beschwerdemöglichkeiten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zu nutzen. Lediglich auf konkreten Wunsch des meldenden Unternehmens oder in besonders gravierenden Fällen würde eine Einzelfallbearbeitung angestrebt. Fiedler betont in diesem Kontext: "Es ist sehr wichtig, dass wir als FÖM die Infos über unfaires Verhalten der Handelshäuser auch bekommen, um die Gesprächskanäle gut nutzen zu können. Von daher freuen wir uns über jede Kontaktaufnahme."
Wichtig für faire Handelsbeziehungen: Bio ist nicht gleich konventionell
Verfügbarkeiten von Rohstoffen, Planbarkeiten von Produktionen – die Bio-Branche funktioniert anders als die konventionelle. Obwohl viele Handelshäuser das in der Theorie wissen, ist es wichtig immer wieder darauf hinzuweisen. "Wenn der Handel auf die Vielfalt bauen will, wie er es so oft und gerne kommuniziert, dann muss er auch Schritte einleiten, um diese Vielfalt zu erhalten", so Matthias Fiedler. Die FÖM kann mit ihrer Arbeit einen Beitrag dazu leisten, da sie sowohl für die Bio-Branche, als auch für die Fair-Branche spricht und über-nimmt so auch eine Kommunikationsaufgabe gebündelt für alle Unternehmen. Sie erhofft sich für Verarbeiterinnen und Verarbeiter dann in der Folge ein besseres Verständnis und Entgegenkommen von Seiten der Handelshäuser.
Text: Johanna Stumpner