Bio-Milchziegenhof Liebert: Arbeiten und lernen auf dem Bio - Milchziegenhof Liebert
86637 Wertingen-Geratshofen
90 Tafeln Schokolade verspeisen wir durchschnittlich im Jahr. Nur ein Bruchteil davon sind Bio und fair. Was in und an einer Schokolade "Bio" ist, unterliegt gesetzlichen Regeln. Dagegen sind die Begriffe "fair" und "nachhaltig" nicht klar geregelt. Noch immer gehören Armut und Kinderarbeit zum Alltag der afrikanischen Kakaofarmerinnen und Kakaofarmer. Für den Genuss ohne Reue gibt es aber bereits biofaire Schokolade.
Schokolade besteht in der Regel aus Kakao, Milch und Zucker. Selbstverständlich müssen bei einer Bio-Schokolade alle Bestandteile aus ökologischem Anbau stammen. Wichtigste Zutat ist der Kakao, eine Baumfrucht aus Ländern des Globalen Südens.
Laut den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau sind chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger im Kakaoanbau tabu. Die Bio-Standards von Ökoanbauverbänden machen zusätzliche Vorgaben. Beispielsweise müssen bei Naturland die Kakaopflanzen in einer Mischkultur mit einer Vielzahl von Schattenbaumarten angebaut werden. Schattenbäume schützen den Kakao vor zu viel Sonne, den Boden vor Erosion und stabilisieren den Wasserhaushalt. In solchen Mischkulturen finden sich aber auch Zitrusfrüchte, Bananen, Avocados, die viele Kleinbauernfamilien ernähren.
Die Kakaoernte und -verarbeitung bedeutet viel Handarbeit: nach der Ernte schlagen die Erzeugerinnen und Erzeuger die Kakaoschoten mit der Machete auf, um die Kakaobohnen freizulegen. Danach müssen sie die Bohnen fermentieren und trocknen.
Der Kakaoanbau ist die Haupteinnahmequelle für über 5,5 Millionen Bäuerinnen und Bauern im globalen Süden. In Côte d‘Ivoire und Ghana sind sogar 90 Prozent der Kleinbäuerinnen und -bauern davon abhängig. Viele von ihnen müssen jedoch mit weniger als 1,25 US-Dollar (US-Dollar) am Tag auskommen.
Laut der internationalen Kampagne Make Chocolate Fair lag der Weltmarktpreis Anfang 2024 mit über 4.000 US-Dollar pro Tonne so hoch, wie seit über vierzig Jahren nicht mehr. Starke Regenfälle und Schädlinge der empfindlichen Kakaobäume sorgten für massive Ernteausfälle. Entsprechend wurden die staatlich garantierten Kakaopreise an die Bauern und Bäuerinnen in Ghana und der Côte d‘Ivoire für die Saison 2024/2025 leicht angehoben. Doch wer weniger erntet, kann weniger Kakao verkaufen. Damit bleiben die Menschen in den Kakaoanbauregionen weiter arm.
Verschärft wird ihre Situation durch steigende Kosten für Düngemittel und Transport. In Ghana lag die Inflationsrate 2023 bei über 40 Prozent. Auch in der Côte d‘Ivoire haben sich innerhalb von einem Jahr die Kosten für Düngemittel verdreifacht. Daher konnten die Kakofarmerinnen und Kakaofarmer sich bisher keine regulären Arbeitskräfte leisten und spannen ihre Kinder als unbezahlte Erntehelfer ein. Allein in der Elfenbeinküste und in Ghana arbeiten etwa 1,5 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen. Armut ist die Hauptursache von Kinderarbeit.
Die Kleinbauernfamilien in Ländern des Globalen Südens sind vollkommen abhängig vom Kakaopreis. Während die Erzeugerinnen und Erzeuger den Preis bei Rainforest Alliance frei aushandeln müssen, garantieren Fairtrade Deutschland und die Gesellschaft für partnerschaftliche Zusammenarbeit (GEPA) Mindestpreise. Mindestpreise sind besonders bei niedrigen Weltmarktpreisen relevant.
Zusätzlich erhalten die Kakaofarmerinnen und Kakaofarmer Aufschläge für die Bio-Qualität. Beispielsweise ist in dem GEPA-Kakaoplus-Preis von 3500 US-Dollar pro Tonne Bio-Kakao eine Fairtrade-Prämie von 240 und eine Bio-Prämie von 300 US-Dollar enthalten. Erfreulich: 100 Prozent der GEPA-Schokoladentafeln und Riegel sind mittlerweile Bio.
Verschiedene Label versprechen einen ethisch korrekten Schokogenuss. Allerdings gibt es bei Zeichen zum fairen Handel keine staatlichen Vorgaben, was genau fair oder nachhaltig ist. Faire Schokolade muss zum Beispiel nicht zwingend Bio sein. Und umgekehrt bedeutet Bio nicht automatisch fair.
Die am häufigsten verwendeten Zeichen auf Schokolade sind Fairtrade und Rainforest Alliance. Alle Label sollen die Einhaltung internationaler Menschen- und Arbeitsrechte, das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit sowie eine nachhaltige Landwirtschaft garantieren.
Aber das reicht nicht. "Bisher garantieren nur wenige Label, dass Kakaobäuerinnen und -bauern einen existenzsichernden Preis erhalten“, bedauert Birgit Eichmann. Die Koordinatorin der Kampagne Make Chocolate Fair beklagt die anhaltenden Missstände. Es gebe jedoch erste Schokoladenunternehmen, die auskömmlich bezahlen. Dazu gehören bisher Fairafric fairafric – Creating jobs, loving chocolate. und die GEPA Fair Trade Schokolade von GEPA - The Fair Trade Company. Das sei ein Lichtblick und zeigt, dass faire Kakaopreise möglich sind. Ein biofairer Schokoladengenuss hilft Mensch und Natur.
Text: Jutta Schneider-Rapp
Letzte Aktualisierung 18.12.2024