Zwei Studien aus den Jahren 2020 (www.nature.com) und 2023 (www.sciencedirect.com) haben den Umwelteinfluss von ausgewählten Lebensmitteln, sowie deren wahre Kosten berechnet..
Die Ergebnisse sind eindeutig: Pflanzliche Lebensmittel schneiden deutlich besser ab als tierische Produkte und die aktuellen Marktpreise konventioneller Lebensmittel sind deutlich zu gering. Die Preise für konventionell-tierische Produkte müssten fast drei Mal höher sein als sie zurzeit sind, wenn man die externen Kosten miteinbezieht. "Wenngleich auch Bio-Fleisch deutlich teurer werden müsste (plus 107 Prozent), würde sich der Preisunterschied zwischen Bio und konventionell deutlich verringern", betont Dr. Tobias Gaugler.
Im Rahmen eines Projektes der Universität Greifswald und der Technischen Hochschule Nürnberg wurden in Kooperation mit PENNY vom 31.7. bis zum 5.8.2023 in allen deutschen PENNY Märkten neun Produkte zu den sogenannten "wahren Kosten" angeboten, um das Thema auch für Verbraucherinnen und Verbraucher sichtbar zu machen.
Produkt | Tatsächlicher Verkaufspreis | Wahrer Preis |
Bio-Fruchtjoghurt | 1,19 € | 1,56 € |
Bio-Käsescheiben | 2,19 € | 3,70 € |
Bio Mozzarella | 1,29 € | 1,92 € |
Bio Würstchen | 3,29 € | 5,36 € |
Konventioneller Fruchtjoghurt | 1,19 € | 1,64 € |
Konventioneller Maasdamer | 2,49 € | 4,84 € |
Konventioneller Mozarella | 0,89 € | 1,55 € |
Konventionelle Würstchen | 3,19 € | 6,01€ |
Veganes Schnitzel | 2,69 € | 2,83 € |
Wie sind Öko-Unternehmen aufgestellt?
Ökologische Lebensmittelhersteller können diesen Vorteil in ihrer Kommunikation gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern nutzen und gleichzeitig ihre Beschaffungsrisiken minimieren. So hat zum Beispiel das Bio-Unternehmen eosta mit der Initiative nature & more eine umfassende Informationsplattform aufgebaut, um zu erklären, was wahre Kosten sind und warum die Preise der Lebensmittel nicht den wahren Kosten entsprechen. Die bereits 2009 mit weiteren Bio-Unternehmen entwickelte "Nachhaltigkeitsblume" ist ein Modell, um Organisationen anhand von sozialen und ökologischen Indikatoren zu bewerten.
Auch im Hinblick auf externe Effekte im sozialen Bereich sind einige Öko-Unternehmen bereits gut aufgestellt. Um die externen Kosten in diesem Bereich zu minimieren sind zum Beispiel eine faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen, Möglichkeiten der betrieblichen Gesundheitsvorsorge oder auch Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten wichtig. Dies gilt insbesondere bei der Beschaffung von Rohstoffen aus Ländern im globalen Süden. Die Hand-in-Hand Initiative von Rapunzel ist ein Beispiel, wie eine nachhaltige und soziale Kooperation aussehen kann.
Ein in 2022 veröffentlichtes Handbuch aus einer Kooperation mehrerer Einrichtungen und Praxispartnern liefert praktische Leitlinien für den Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor zur Messung der Auswirkungen, Bewertung und Berichterstattung rund um Wahre Kosten.
Zukünftig wird die Bilanzierung der wahren Kosten eine immer wichtigere Rolle für Unternehmen und die Gesellschaft spielen. Die Farm-to-Fork-Strategie, der europäische Green Deal und nicht zuletzt auch immer mehr private Initiativen setzen sich für ein nachhaltigeres Lebensmittelsystem ein. In der Finanzbranche setzt ebenfalls ein Umdenken ein, welches Nachhaltigkeitsaspekte in der Unternehmensbewertung berücksichtigt. Das Prinzip, dass Unternehmen trotz hoher externe Kosten einen Wettbewerbsvorteil haben, ist letztlich zum Nachteil aller Beteiligten.