Biodiversität

Biodiversität in der Landwirtschaft: Wie steht es um unsere biologische Vielfalt?

Biodiversität ist die Grundlage unseres Lebens – doch sie ist massiv bedroht, vor allem durch die intensive Landwirtschaft. Wie kann die ökologische Landwirtschaft helfen, diesen Trend umzukehren?

Die Biodiversität ist das Fundament des Lebens auf unserem Planeten. Sie sichert nicht nur unsere Ernährung, sondern liefert auch essenzielle Rohstoffe für Kleidung, Medizin und Bauwesen. Pflanzen gedeihen, weil bestäubende Tiere ihre Fortpflanzung ermöglichen – eine wichtige Voraussetzung für die Lebensmittelproduktion.

Doch ihre Bedeutung reicht weit darüber hinaus: Artenreiche Wälder und Wiesen speichern große Mengen an Kohlenstoff und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz. Zudem sorgt biologische Vielfalt für stabile Ökosysteme und widerstandsfähige Artengemeinschaften, die sich besser an veränderte Umweltbedingungen anpassen können. Biodiversität ist somit nicht nur ein Geschenk der Natur, sondern auch ein unverzichtbarer Schutzschild für unsere Zukunft.

Was versteht man im Einzelnen unter Biodiversität?

Biodiversität – auch als „biologische Vielfalt“ bezeichnet – ist ein Sammelbegriff für die immense Vielfalt des Lebens auf der Erde. Laut UN-Biodiversitätskonvention lässt sie sich in drei eng miteinander verknüpfte Bereiche unterteilen: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme.

  • Die Artenvielfalt gibt an, wie viele unterschiedliche biologische Arten – das heißt Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen – in einem bestimmten Lebensraum vorkommen. Oft wird sie noch um die Vielfalt von Sorten und Rassen ergänzt.
  • Die genetische Vielfalt beschreibt die Menge an unterschiedlichen Erbinformationen aller Organismen in einem bestimmten Lebensraum. Sie ist entscheidend für die Anpassungsfähigkeit von Arten an veränderte Umweltbedingungen und somit für ihr Überleben.
  • Die Vielfalt der Ökosysteme, der dritte Aspekt der Biodiversität, umfasst die Vielzahl an Lebensräumen sowie deren wechselseitige Beziehungen. Dazu zählen nicht nur natürliche Ökosysteme wie Wälder, Moore, Meere und Seen, sondern auch vom Menschen genutzte Flächen wie Äcker, Wiesen und Weiden.

Was ist Agrobiodiversität?

Agrobiodiversität ist ein Spezialbereich der Biodiversität, der sich auf die Vielfalt in Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei bezieht. In diesem Bereich wird die Artenvielfalt oft um die Vielzahl an Sorten und Rassen ergänzt, die durch Züchtung entstanden sind.

Warum spielt die Landwirtschaft eine so bedeutende Rolle für die Biodiversität?

In Deutschland wird auf rund der Hälfte der gesamten Fläche Landwirtschaft betrieben. Acker, Wiesen und Weiden bestimmen damit einen Großteil des Landschaftsbildes. Sie sind nicht nur Lebensraum für Kulturpflanzen und Nutztiere, sondern auch für zahlreiche wildlebende Tier- und Pflanzenarten.

Wie steht es um die Biodiversität in deutschen Agrarlandschaften?

Zahlreiche Studien belegen, dass die Biodiversität in Agrarlandschaften stark gefährdet ist. Nicht nur die Bestände heimischer Tier- und Pflanzenarten schrumpfen rapide, sondern auch ihre Vielfalt. Neben Feldvögeln zählen Insekten – vor allem Wildbienen – zu den besonders stark gefährdeten Gruppen.

Hauptverantwortlich für den Biodiversitätsverlust ist die intensive Landwirtschaft. Sie bietet Wildpflanzen und -tieren heute kaum noch Lebensräume.

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Was wird gegen den Verlust der Biodiversität getan?

Seit vielen Jahren schon unternehmen die Weltgemeinschaft und die Europäische Union Anstrengungen, um die Biodiversitätsverluste zu stoppen. Bislang jedoch ohne großen Erfolg.

Wie die im Jahr 2024 veröffentlichte Studie Faktencheck Artenvielfalt zeigt, ist auch Deutschland nach wie vor von einem negativen Biodiversitätstrend betroffen. Die Autorinnen und Autoren zeigen aber auch Wege auf, wie man diesem Trend gezielt entgegenwirken kann. Einer davon ist der Ausbau nachhaltiger Landnutzungssysteme, allen voran die ökologische Landwirtschaft.

Quiz: Wie viel Prozent mehr Feldvögel gibt es im Ökolandbau verglichen mit dem konventionellen Landbau?

  • 17 Prozent
  • 35 Prozent

Die Antwort finden Sie im Artikel Mehr Biodiversität durch ökologische Landwirtschaft.

Ökolandbau und Biodiversität: Was er schon leistet und wo noch Potenzial ist

Zahlreiche Studien belegen den großen Nutzen der Bio-Landwirtschaft für die Biodiversität. Dafür gibt es verschiedene Gründe, wie der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sowie mineralische Stickstoffdünger, ein begrenzter Tierbesatz und Futterzukauf, weite Fruchfolgen, der Anbau von Zwischenfrüchten sowie die mechanische Unkrautregulierung.

Aber trotz der vielen Vorteile, die die ökologischen Landwirtschaft in puncto Biodiversität bietet, sehen Expertinnen und Experten aus dem Naturschutz auch hier noch Potenzial nach oben.

Besonderen Bedarf sieht man vor allem in der Schaffung zusätzlicher Lebensräume, wie Hecken, Feldgehölze, Trockenmauern oder Steinhaufen. Je vielfältiger die Lebensräume sind und je mehr sich diese vom Rest der Betriebsfläche unterscheiden, umso besser.

Auch Agroforstsysteme sind ein starker Hebel: Hier werden Acker oder Grünland mit mehrjährigen Gehölzen kombiniert und auf die Weise resiliente Agrarökosysteme geschaffen, die Energie- und Bauholz, Nahrungs- und Futtermittel bereitstellen und gleichzeitig die Biodiversität, Trockentoleranz und den Bodenschutz verbessern.

Auf den Nutzflächen der Öko-Betriebe – das heißt den Wiesen, Weiden und Äckern – kann das Biodiversitätspotenzial ebenfalls noch weiter ausgebaut werden. So sind mehrjährige Blühflächen zum Beispiel eine gute Möglichkeit, die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu verbessern. Im Grünland hilft ein vogelfreundliches Mahdmanagement, um bodenbrütende Wiesenvögel zu erhalten. Und schließlich gilt: Alles was Insekten nützt und schützt, hilft auch Vögeln.

Dass sich auch auf übergeordneter Ebene etwas pro Biodiversität bewirken lässt, zeigt das Projekt Fairpachten. Hier werden Verpächterinnen und Verpächter landwirtschaftlicher Flächen beraten, die sich mehr Natur wünschen. Und auch wenn der Lebensmitteleinzelhandel nicht unmittelbar an der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte beteiligt ist, kann er dennoch Maßnahmen ergreifen, um die Biodiversität zu fördern.

Erhalt der Artenvielfalt auf Ebene der Kulturpflanzen und Nutztierrassen

Nicht nur die Vielfalt wildlebender Pflanzen- und Tierarten ist bedroht, sondern auch die Vielfalt an Nutzpflanzen und Nutztierrassen. Durch den Erhalt und die genetische Erforschung alter Gemüsesorten und die Zucht einheimischer Tierrassen kann dem entgegengewirkt werden. Besonders Permakulturgärten haben sich die Biodiversität zum zentralen Prinzip gesetzt.


Letzte Aktualisierung 21.05.2025

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