Lebensmittelhersteller sind angewiesen auf landwirtschaftliche Rohstoffe, die in der Natur erzeugt werden (wie tierische und pflanzliche Rohstoffe), aber sie benötigen auch sauberes Wasser und reine Luft. Damit befinden sie sich in einer ständigen Wechselwirkung mit der Natur und ihren Ökosystemdienstleistungen. Das bedeutet, sie müssen sich den großen Herausforderungen im Bereich Klimawandel, Ressourcenschonung und Artenverlust stellen. Eine genaue Definition des Wortes Umweltorientierung existiert bisher nicht, es kann in etwa beschrieben werden, als messbare und nichtmessbare Ergebnisse einer Organisation im Hinblick auf die Bestandteile ihrer Tätigkeiten und Produkte, welche auf die Umwelt einwirken können.
Die Bio-Branche als Vorreiter
Prinzipiell gibt es bezüglich Umweltorientierung erst einmal keinen Unterschied zwischen einem konventionellen und einem ökologischen Lebensmittelhersteller. Ein konventionelles Unternehmen kann sich genauso einer ökologischen Wirtschaftsweise verschreiben, wie ein Bio-Unternehmen. Jedoch beinhaltet der Grundgedanke des Öko-Landbaus schon von sich aus auch eine Umweltorientierung, insbesondere in der Landwirtschaft. Diese ist in den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau zwar in den landwirtschaftlichen Regelungen integriert, jedoch nicht in den Vorgaben für Lebensmittelverarbeiter sowie Händlerinnen und Händler. Dennoch gibt es gerade unter solchen Unternehmen viele Pionierinnen und Pioniere auf dem Gebiet der Umweltorientierung, die sich zum Ziel gesetzt haben nicht nur ökologische Rohstoffe einzusetzen, sondern auch umweltfreundlich und ressourcenschonend herzustellen. Einige der ersten umweltzertifizierten Unternehmen stammen aus dem Bio-Bereich. Zudem ist dies eine Möglichkeit seinen Kundinnen und Kunden gegenüber zu demonstrieren, dass der Bio-Gedanke im Unternehmen als Ganzes verstanden wird.
Stillstand gibt es nicht
Einen großen Maßstab in Sachen Umweltorientierung hat die Einführung von EMAS (Eco- Management and Audit Scheme) 1993 durch die Europäische Union gesetzt. Damit wurde offiziell auf europäischer Ebene eine Möglichkeit zur freiwilligen Beteiligung gewerblicher Unternehmen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung geschaffen. Kurz darauf folgte als weiteres Umweltmanagementsystem ISO 14001, welches wie EMAS durch unabhängige Umweltgutachter zertifiziert wird.
Eine der Kernanforderungen von EMAS ist die fortwährende Weiterentwicklung. Unternehmen sollen sich in einem ständigen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung ihrer Umweltleistung befinden. Einen Stillstand kann es genauso wenig geben, wie das Erreichen eines Endziels. Dies ist nur möglich, indem die Umweltorientierung dauerhaft in die Unternehmensziele und Unternehmenskultur integriert und Strukturen einer ständigen Verbesserung geschaffen werden. Ein Umweltmanagementsystem kann im Grunde genauso betrachtet und analog zu einem Qualitätsmanagementsystem aufgebaut werden. Es gilt eine Systematik in die Unternehmensabläufe hinein zu bringen. Dafür muss auch die Belegschaft miteinbezogen werden. Dies schafft eine Identifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Umweltschutzinteressen des Unternehmens und dient dazu, dass Umweltschutz im Unternehmen gelebt wird. Nur so, mit der Unterstützung aller, kann die kontinuierliche Verbesserung erreicht werden.
Kernindikatoren der Umweltorientierung
Umweltmanagementsysteme orientieren sich alle an ähnlichen Kernindikatoren. Im Folgenden werden die sechs Indikatoren aus EMAS genannt, mit möglichen Beispielen, wie man sich diesen im Unternehmen annehmen kann:
- Energieeffizienz
Bezug von Strom aus Erneuerbaren Energien, Nutzung von Abwärme, ökologisches Unternehmensgebäude - Materialeffizienz
Produkte auf Cradle to Cradle umstellen, ökologische Büromaterialien nutzen - Wasser
Umweltfreundliche Reinigungs- und Desinfektionsmittel nutzen, Wasserkreisläufe schaffen, Wasserdurchfluss wo möglich reduzieren - Abfall
Prozesse so optimieren, dass weniger Abfall anfällt, von Einweg auf Mehrweg umsteigen, Kunststoff wo möglich vermeiden - Biologische Vielfalt
Naturnahe Firmengelände (soweit mit Hygieneanforderungen vereinbar), Versiegelung an Böden verhindern, Projekte in dem Bereich fördern / unterstützen - Emissionen
Schadstoffarme Motoren im Fuhrpark nutzen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fahrräder oder Tickets für öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stellen