Beim Bürgerrat "Ernährung im Wandel" stand ein transparentes Tierwohl-Label hoch im Kurs. Der Tierpfleger Joachim Joppe, ehemaliges Mitglied des Bürgerrates, erklärt, wie ein ideales Label aussehen sollte.
Oekolandbau.de: Es gibt ja schon das Haltungsformkennzeichen des Handels. Achten Sie als Verbraucher darauf und warum reicht es nicht?
Joachim Joppe: Ja, ich achte heute schon auf Label, sie sind mir nur zu ungenau! So sagt die Haltungsstufe 4 bei der Haltungsformkennzeichnung des Handels eigentlich nur etwas über den Lebensraum der Tiere aus. Mehr Platz bedeutet nicht automatisch mehr Tierwohl. Die Haltungskennzeichnung des Handels ist freiwillig und man sieht beim Nutri-Score, das dann bei den Zutaten so "getrickst" wird, dass ein günstiger Wert herauskommt.
Oekolandbau.de: Der Bürgerrat wünscht sich ein transparentes Tierwohl-Label. Wie genau soll das aussehen?
Joachim Joppe: Wir haben uns für ein verpflichtendes, staatlich kontrolliertes "Tierwohl-Label" ausgesprochen. Dieses Label soll den gesamten Lebenszyklus eines Tieres abbilden, also beispielsweise bei Mastschweinen – auch die Sauenhaltung und Ferkelaufzucht. Denn die Schweinemäster züchten ja nicht mehr selbst ihren Nachwuchs, sondern kaufen die Ferkel aus Dänemark oder woanders ein. Selbst bei Bio-Mastschweinen ist es bisher nicht ersichtlich, wo die Ferkel herkommen. Zum Lebenszyklus eines Tieres gehören aber auch noch die Transportwege, die Transportbedingungen und die Schlachtung der Tiere. Das fehlt uns beim jetzt geplanten Staatlichen Tierhaltungskennzeichen.
Ein ideales Label sollte darüber hinaus noch klar gestaltet, verständlich und prominent auf dem Produkt platziert sein. Der vorliegende Entwurf hat uns nicht gefallen, in schwarz-weiß wirkt er wie eine Todesanzeige.