Wie funktioniert verpackungsfreies Einkaufen?

Einkaufen ohne Verpackung: Wie funktionieren Unverpackt-Läden?

Wer beim Einkauf Wert auf Nachhaltigkeit legt, findet in sogenannten Unverpackt-Läden zum Selbstabfüllen eine große Auswahl an Lebensmitteln, die oft biologisch, fair und regional produziert werden. Wie funktioniert verpackungsfreies Einkaufen? Gibt es Mehrwegkonzepte? Der Beitrag gibt einen Überblick über aktuelle Entwicklungen.

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher achten beim Einkauf auf Nachhaltigkeit. Weniger Verpackungsmüll hilft, wertvolle Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen. Im Sinne des Zero-Waste-Prinzips ermöglichen Unverpackt-Läden verpackungsfreies Einkaufen. Die Kundinnen und Kunden können ihre Lebensmittel dabei selbst vor Ort im Laden abfüllen. Dazu bringen sie entweder eigene Behälter, Netze oder Tüten mit oder können diese dort ausleihen beziehungsweise kaufen.

Welches Sortiment bieten Unverpackt-Läden an?

Unverpackt-Läden bieten ihrer Kundschaft ein breites Sortiment unter anderem an Frische- und Trockenprodukten, Ölen, Kaffee, Tee, Gewürzen, Kosmetik- und Reinigungsprodukten an. Häufig sind die Waren biologisch, fair und regional produziert. Haushaltswaren, Bücher oder Schreibwaren runden das Sortiment ab. Bio-Produkte spielen in Unverpackt-Läden eine besondere Rolle, da sie oft Teil eines ganzheitlichen Ansatzes sind, der Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und ethischen Konsum fördert. Der Unverpackt-Handel kann somit als Nische des Naturkost- und Bio-Handels angesehen werden.

Wie lässt sich Unverpackt als eigenes Konzept im Lebensmitteleinzelhandel beschreiben? Hierzu liefert die Studie "Unverpackt 2.0" der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) folgende Definition von Unverpackt-Läden: "Konzept des Lebensmittelhandels, welches stets eine maximale Vermeidung von Verpackungen und einen minimalen Einsatz von unvermeidbaren Verpackungen in der gesamten Lieferkette bis zu den Endkonsumierenden verfolgt. Beim Warenangebot im Einzelhandel wird vollständig auf die Verwendung von Verkaufsverpackungen verzichtet, dazu gehören sowohl Produkt- als auch Serviceverpackungen."

Wie funktioniert verpackungsfreies Einkaufen in einem Unverpackt-Laden?

Verpackungsloses Einkaufen in einem Unverpackt-Laden erfordert etwas mehr Planung als in einem Supermarkt. Denn vor dem Einkauf müssen die Kundinnen und Kunden überlegen, was und wie viel sie einkaufen möchten und entsprechende Behältnisse für den Einkauf mitnehmen. Auch das Wiegen und Abfüllen der Produkte im Laden ist zeitintensiver als der Griff ins Supermarktregal. Dafür kauft die Kundschaft bewusster ein und spart Verpackungsmüll. Oft geben Unverpackt-Läden auf ihrer Webseite einen Überblick über ihr aktuelles Sortiment und informieren über Angebote. Das hilft bei der Planung des Einkaufs. Und so funktioniert‘s:

  1. Für den Einkauf die erforderliche Anzahl an Behältern in den Unverpackt-Laden mitnehmen, eventuell einen oder mehrere Behälter als Reserve einplanen.
  2. Auf der Waage des Unverpackt-Ladens werden die mitgebrachten Behälter gewogen und das Leergewicht (Tara) auf dem Behälter notiert.
  3. Nun können die Lebensmittel in der gewünschten Menge selbst an den Abfüllstationen in die Behälter gefüllt werden.
  4. An der Kasse des Unverpackt-Ladens ziehen die Mitarbeitenden das Gewicht der einzelnen Behälter vom Gesamtgewicht ab, so dass nur der Inhalt bezahlt wird.

Fragen und Antworten zu Unverpackt-Läden

Wie beziehen Unverpackt-Läden ihre Ware?

Im Sinne der Verpackungsvermeidung stellen Inhaberinnen und Inhaber von Unverpackt-Läden nicht nur hohe Ansprüche an sich selbst, sondern auch an ihre Lieferantinnen und Lieferanten. Nach Möglichkeit werden Großgebinde von bis zu 25 Kilogramm, meist Papierverpackungen, direkt beim Hersteller geordert. Auf diesem Wege können beispielsweise Trockenprodukte wie Mehl, Nudeln oder Haferflocken bezogen werden. Zudem gibt es einige Unverpackt-Lieferunternehmen wie die Biofaktur-ER GmbH, die ihr Unverpackt-Sortiment mittels einem eigenen Pfandsystem für Eimer und Gläser in unterschiedlichen Größen anbietet. Hierüber können neben Trockenprodukten beispielsweise Öl und Essig sowie Wasch- und Reinigungsmittel bezogen werden.

Frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Brot oder Käse beziehen viele Unverpackt-Läden von regionalen Erzeugerinnen und Erzeugern, oftmals in Bio-Qualität und haben damit direkten Einfluss auf die Art der Warenanlieferung. Ergänzend beziehen Unverpackt-Läden ihre Ware auch über den regionalen Naturkosthandel. Dessen Sortiment ist zwar weniger auf den Unverpackt-Handel spezialisiert, dafür aber schneller verfügbar als beim Hersteller.

Projekt  schafft Standard für Mehrwegbehälter in Unverpackt-Läden

Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) hat im Forschungsprojekt "Unverpackt 2.0 - Standards zur Professionalisierung der verpackungsreduzierten, effizienten und nachhaltigen Warenversorgung in Wertschöpfungsketten des unverpackt-Handels" einen Grundstein für die professionelle Warenbelieferung von Unverpackt-Läden mit Mehrwegbehältnissen entwickelt. Dabei entstanden ist die DIN SPEC 10026, welche genaue Anforderungen an den Einsatz einer Mehrwegverpackung für Trockenprodukte definiert. Neben Grundanforderungen an Hygiene und Lebensmittelsicherheit, ergonomisches Handling und die Rezyklierfähigkeit am Ende des Lebenszyklus müssen dabei auch Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit der Waren einwandfrei gewährleistet werden.

Zunächst wurde der Standard für typische Unverpackt-Produkte wie Nüsse, Getreideprodukte, Gewürze, Kräuter sowie haltbar gemachtes und verarbeitetes Obst erarbeitet, welche nicht gekühlt werden müssen. Im nächsten Schritt sind Produzierende von Kunststoffprodukten, Mehrwegsystemanbietende, Spüldienstleistende sowie Lebensmittelunternehmen dazu aufgefordert, geeignete Anwendungsbereiche zu ermitteln und entsprechende Mehrwegbehältnisse basierend auf der DIN SPEC 10026 herzustellen.

Zum Hintergrund: Bislang gibt es kein einheitliches, bundesweites Mehrwegsystem für die Warenbelieferung von Unverpackt-Läden. Neben bestehenden Mehrweglösungen, beispielsweise den Pfandeimern der Biofaktur-ER GmbH ), gibt es Systemlösungen wie von Eco Terra oder MIWA. Bei diesen werden die Mehrwegbehältnisse direkt als Abfüllbehälter an der Entnahmestation eingesetzt. Leere Behälter werden nicht im Geschäft aufgefüllt, sondern zur Reinigung und Befüllung an den Lebensmittelhersteller beziehungsweise das Unternehmen zurückgesendet. Das System ist ausschließlich mit den entsprechenden Abfüllstationen kompatibel. In Deutschland haben REWE und dm beispielsweise seit 2023 beziehungsweise 2024 ein Pilotprojekt mit MIWA-Abfüllstationen in ausgewählten Geschäften laufen.

Text: Birgit Rogge, AMI


Letzte Aktualisierung 14.05.2025

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