Bio-Öle aus deutschen Landen

Bio-Öle aus deutschen Landen

Immer mehr Bio-Produkte punkten mit regionaler Herkunft und Transparenz. Ganz anders verhält es sich jedoch mit Speiseölen in Bio-Qualität. In den Einkaufsregalen finden sich nur wenige Öle, die aus heimischen Bio-Ölfrüchten gewonnen wurden. Selbst bei der Herstellung von Bio-Rapsöl greifen die Ölmühlen oft auf ausländische Rohstoffe zurück. Dabei ist Raps eine heimische Kulturpflanze und wird hierzulande in großem Stil angebaut – wie die zahlreichen gelbblühenden Rapsfelder zeigen. Allerdings sind von unseren eine Million Hektar Raps nicht einmal ein Prozent im ökologischen Anbau.

Nicht genug heimische Ölsaaten

Was viele nicht wissen: Besonders mit dem Anbau von Bio-Raps tun sich Landwirtinnen und Landwirte schwer. Zu schaffen macht ihnen neben dem hohen Stickstoffbedarf vor allem der starke Schädlingsbefall. Auch die lange Kulturdauer vergrößert das Ertragsrisiko. Die Folge sind stark schwankende Erntemengen. Wer Raps ökologisch anbaut, erntet im Schnitt 50 Prozent weniger als mit konventionellen Anbaumethoden. Da verwundert es nicht, dass hier nicht genügend Bio-Raps wächst und rund ein Drittel aus dem Ausland, größtenteils aus Rumänien, stammt. Noch deutlich knapper ist das Angebot bei anderen Ölpflanzen: Beispielsweise kommen Sonnenblumenkerne ebenso wie Leinsamen überwiegend aus dem Ausland.

Bio-Öle von hier sind im Kommen

Umso bemerkenswerter ist das regionale Engagement einzelner deutscher Bio-Ölmühlen. Eine davon ist die Bio Planète Ölmühle Moog aus dem sächsischen Lommatzsch, die Öle aus hiesiger Herkunft im Naturkosthandel anbietet. Für die Inhaberin der Ölmühle Judith Faller-Moog ist es ein Herzensanliegen, so viele heimische Rohstoffe wie möglich zu verarbeiten. Damit will sie hiesigen Bio--Bäuerinnen und Bio-Bauern eine langfristige Perspektive bieten.

Die Produktreihe "Aus meiner Heimat" reicht von Rapsöl, Sonnenblumenöl über Leinöl bis hin zu Senf-, Leindotter- und Hanföl. Um die Herkunft der Speiseöle für die Verbraucherinnen und Verbrauchern total transparent zu machen, ist auf jeder einzelnen Flasche genau die Landwirtin beziehungsweise der Landwirt abgebildet, welche oder welcher die Ölsaaten für das darin enthaltene Öl geliefert hat. Zusätzlich enthält das Etikett die wichtigsten Informationen zu dem jeweiligen landwirtschaftlichen Betrieb.

Über zwanzig Landwirtinnen und Landwirte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern arbeiten inzwischen mit der Ölmühle zusammen und es stoßen monatlich weitere hinzu, freut sich Judith Faller-Moog.

Mohn von bayerischen Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern

Bio-Mohnöl aus Bayern – genauer gesagt aus der bayerischen Öko-Modellregion Steinwald in der Oberpfalz  – ist etwas, was viele gar nicht vermuten. Denn lange Zeit war es in Deutschland nur unter ganz strengen Auflagen möglich, überhaupt Mohn anzubauen. Doch inzwischen dürfen auch hier Landwirtinnen und Landwirte die morphinarme Blaumohnsorte Przemko anbauen.

Dafür hat die Ölmühle von Christine Heist schon verschiedene Preise geerntet. Die Mohnsamen stammen zu hundert Prozent von bayerischen Bioland-Höfen aus der Öko-Modellregion Steinwald. Damit leistet die Ölmühle einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Nutzpflanzenvielfalt und zur Wertschöpfung in der Region. Schonend gepresst, behält das Öl seinen zart nussigen Mohngeschmack.

Besondere Öle aus dem Nordosten

Auf besondere Speiseölsorten hat sich ebenfalls der Bio-Hof Sander spezialisiert. Anbauen, pressen und vermarkten – das alles gibt es auf dem mecklenburgischen Bio-Betrieb aus einer Hand. Auf gut 50 Hektar baut Ingo Sander unter anderem Ölpflanzen wie Nachtkerze, Mariendistel, Öllein und Leindotter an. Daraus presst er in der hofeigenen Ölmühle hochwertige Speiseöle. Zusätzlich verarbeitet er dort Lein und Leindotter von anderen Biolandwirtinnen und Biolandwirten aus der Region. "Der entscheidende Faktor ist und bleibt die Qualität der Saat", erläutert der Ölmüller. Zudem brauche es, neben der entsprechenden Technik, eine geschickte Hand und Fingerspitzengefühl. Neben den Speiseölen sind auch die Nebenprodukte der Ölmühle begehrt. So geht das Gros der Presskuchen an eine Schafscheune mit hofeigener Käserei im nahe gelegenen Vietschow und kehrt von dort wieder – quasi in veredelter Form – als Schafskäse in die Ölmühle zurück. Dort wird der Schafskäse zusammen mit Kräutern in Öl eingelegt – ein schönes Beispiel, das zeigt, wie man gut vor Ort miteinander kooperieren kann. Und auch der Presskuchen der Mariendistelsamen, für die pharmazeutische Industrie wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe ein interessanter Rohstoff, wird verwertet.

Bio-Öle richtig nutzen

Rapsöl ist nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern kann vor allem aus ernährungsphysiologischer Sicht punkten: Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und zeichnet sich – ebenso wie Walnussöl – durch  ein besonders günstiges Verhältnis von Linolsäure zu alpha-Linolensäure aus. Deshalb gilt es als besonders gut für Herz und Kreislauf und wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen.

Generell gilt: Die meisten nativen Bio-Speiseöle sind nicht zum scharfen Anbraten geeignet. Es sei denn, sie sind explizit als Bratöl gekennzeichnet. Denn beim Braten kann das Öl so heiß werden, dass unerwünschte Stoffe entstehen und die mehrfach ungesättigten Fettsäuren teilweise abgebaut werden. Als hitzestabil gelten Speiseöle mit einem hohen Anteil an einfach ungesättigter Ölsäure. Durch Züchtung ist es gelungen, eine so genannte high-oleic-Rapssorte zu züchten. Das aus diesen ölsäurereichen Rapssamen gewonnene Öl lässt sich bedenkenlos auch zum Braten und Frittieren nutzen.

Im Gegensatz dazu ist Mohnöl nicht hitzestabil. Dafür macht sich das hellgelbe Speiseöl besonders gut in der Rohkost- und  Vollwertküche –  zum Verfeinern von Dressings, Salaten oder Süßspeisen.


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