Befallsprognose
Durch Anwendung des Prognosemodells RIMpro können das Zeitfenster für die Sporenkeimung und Sporenmengen vorher gesagt werden. Dadurch lassen sich Pflanzenschutzmittel termingerecht im Keimungsfenster anwenden, um die Effektivität zu steigern und Wirkstoffeinsatz zu minimieren. Eine auf ökologische Betriebe zugeschnittene Version ist verfügbar. Hintergründe und Links zum Anbieter finden Sie in diesem Artikel im Obstbaubereich dieses Portals.
Vorbeugende Maßnahmen
Maßnahmen zur Bekämpfung am Falllaub, in dem der Schorfpilz hier überwintert, können durch eine Reduzierung überwinternder Blattmasse das Sporenangebot im Frühjahr vermindern:
- Blattspritzungen mit Blattdüngern
- Zerkleinerung des Falllaubes durch in die Gasse kehren und anschließendes Mulchen oder Häckseln mit Stammräumern
- Entfernen des Fallaubes mittels Laubsauger
- Ausbringung von Vinasse oder Bierhefeextrakt auf das Fallaub
Bierhefe hat sich in Versuchen als besonders wirksam erwiesen, sie fördert eine vermehrte Ansiedlung von Mikroorganismen, wodurch das Fallaub für Regenwürmer attraktiver wird. Zusätzlich gibt es einen direkten reduzierenden Effekt auf die Ascosporen des Schorfpilzes. Eine zwei- bis dreimalige Ausbringung von Laubfall bis März ist zu empfehlen.
Maßnahmen für einschnelles Abtrocknen der Blätter mindern die Infektionsgefahr, da diese von Feuchtigkeit und Temeratur abhängen:
- durch Erziehungsform und Schnitt eine gute Belüftung und schnelles Abtrocknen der Blätter sichern,eventuell Sommerriss oder -schnitt durchführen
- bei Neuanpflanzungen für einen guten Luftzug durch die Anlage sorgen,
- Düngung und Schnitt so abstimmen, dass kein zu dichter Wuchs auftritt,
- Förderung eines zeitigen Triebabschlusses verhindert Neuinfektionen an jungen empfindlichen Blättern bis weit in den Spätsommer.
Sortenwahl: Apfel- und Birnensorten weisen unterschiedliche Anfälligkeit gegenüber dem Schorfpilz auf. Bei Neupflanzungen sollten robuste oder resistente Sorten berücksichtigt werden.
- Bei Einsatz schorfresistenter Sorten kann durch die verminderte Fungizidanwendung verstärkter Befall mit Blattfallkrankheit und Regenflecken auftreten.
- Da die Resistenzen teilweise durchbrochen wurden und wegen anderer Pilzkrankheiten ist das Einsparpotential für Fungizide unterschiedlich, und schwankt besonders nach Region und Standort zwischen 20 und 50 Prozent.
- Der Einsatz von Sorten mit mehreren Resistenzgenen (polygene Resistenz) und Widerstandsfähigkeit gegen Regenflecken und Blattfallkrankheit kann das Einsparpotential erhöhen.
- Eine Übersicht schorfresistenter Sorten und Links zu Sortenprüfungen finden sich in den Artikeln zum Speziellen Pflanzenbau von Äpfeln und Birnen auf diesem Portal.
Es können Pflanzenstärkungsmittel auf der Basis saurer Gesteinsmehle, Schwefelsaurer Tonerde, Schachtelhalm und Algenextrakten eingesetzt werden. Letztere sollen besonders Spritzschäden durch Kupferanwendungen ausgleichen. Mittel auf Basis von Bacillus subtilis oder Bacillus amyloliquefaciens sind in der EU nicht mehr als Pflanzenstärkungsmittel registriert.
Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln
Die Wirkstoffe, die dem ökologischen Erwerbsobstbau zur Verfügung stehen, können vorbeugend oder gezielt ausgebracht werden. Der umfassendste Schutz wird erreicht, indem ab dem Austrieb der Bäume die Belagsbehandlungen unmittelbar vor Regenperioden ausgebracht werden. Wichtigster Bekämpfungsschwerpunkt sind hierbei die Wochen vor und nach der Blüte (Anfang April bis Ende Mai), da hier die Anzahl an Ascosporen am höchsten ist. Die Nutzung eines Prognosemodells erhöht die Effektivität der Anwendungen.
Derzeit sind in Deutschland Pflanzenschutzmittel auf der Basis folgender Wirkstoffe zugelassen:
- Schwefel oder Schwefelkalkbrühe wirkt vorbeugend sowie im Keimungsfenster bis 24 Stunden nach Regenbeginn. Der Einsatz trägt zur Kupferminimierung bei. Nebenwirkung gegen Blattfallkrankheit und Regenflecken.
- Kupferhydroxid wirkt vor Allem vorbeugend. Gegen Sekundärinfektion sind in regenreichen Sommern regenstabile Präparate unerlässlich. Der Wirkstoff ist wegen de rbesseren Wirkstofferteilung effizienter als früher verwendete Kupferoxycloridpräparate.
- Kaliumhydrogencarbonat (nur in Apfel) wirkt auch kurativ nach stattgefundener Infektion.
- Kalziumhydroxid (Löschkalk, Kalkmilchlösung) ist als Grundstoff zur Herstellung eines Pflanzenschutzmittels zugelassen (nur in Apfel). Es wird im Winter ab dem Laubfall vorbeugend ausgebrach.