Familie Röger bietet seit 2014 Schweinepatenschaften von Tieren im Freiland an. Mit jährlich über 100 Paten wurden ihre Vorstellungen weit übertroffen. Bei der Freilandhaltung müssen sie jedoch viele Hygiene- und Dokumentationsvorschriften einhalten. "Leider ist es nicht ganz so einfach mit dieser Haltungsform. Manchmal fragen wir uns, ob die Politik Tierwohl wirklich fördern will – bei so vielen Steinen, die einem in den Weg gelegt werden.", so Rögers. Eine weitere Herausforderung sei das Fehlen verarbeitender Betriebe in der Region für die Schlachtung und Fleischzerlegung und -verarbeitung. Mittlerweile können Rögers einen kostendeckenden Preis erwirtschaften, auch die Kundschaft sei ein großer "Mutmacher" und wissen das Angebot sehr zu schätzen. "Genau das ist unsere Aufgabe als Landwirte, wir müssen Verbraucher wieder zurück zum Ursprung führen und ihn aufklären", so Familie Röger.
Patenschaften versus individuelle Fleischpakete
Monika Sieber vom Sieber Hof hat sich bewusst gegen den Weg Schweinepatenschaften entschieden. Denn die ganzheitliche Verwertung muss auf das Kundenspektrum abgestimmt sein. "Bei uns kauft nicht nur die Großfamilie ein, sondern auch die alleinstehende Oma. Mit individuellen Fleischpaketen erreichen wir ein noch breiteres Kundenspektrum." Es gibt zwar Kundinnen und Kunden, die halbe Schweine kaufen, als reine Vermarktungsform könne sie sich das allerdings nicht vorstellen, so Monika Sieber. Auch ohne Patenschaften legt Sieber Wert darauf, das ganze Schwein zu verwerten: "Übrige Fleischstücke räuchern wir oder verarbeiten sie zu Wurst im Glas."
Innovativ und ganzheitlich
Daher ist das A und O für Landwirtinnen und Landwirte: Vorab muss die potenzielle Kundschaft und deren Wünsche und Bedürfnisse definiert sein, um für sich das richtige Vermarktungskonzept zu finden. Ein besonderer Vorteil der Patenschaften liegt in der Solidarität der Kundinnen und Kunden im Vorfeld. Diese bezahlen dann, wenn die Kosten anfallen. Landwirtinnen und Landwirte müssen so nicht in Vorleistung gehen und wissen bereits beim Einstallen, dass die Tiere verkauft sind. Landwirtinnen und Landwirte können den Trend zu Regionalität und den höheren Stellenwert von Tierwohl gewinnbringend nutzen. Bei der Planung gilt es, über die Zielgruppe hinaus, Risiken der Freilandhaltung sowie die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu berücksichtigen.