Regionale Wertschöpfungskette für Bio-Mohn

Aufbau einer Wertschöpfungskette für Bio-Mohn

Eine Wertschöpfungskette rund um heimischen Bio-Mohn aufbauen – von der Sicherstellung der Rohwarenverfügbarkeit über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung – ist das Ziel des Projektes "Wertschöpfung Bio-Mohn". Wertschöpfungskettenmanagerin Petra Meyer spricht im Interview mit oekolandbau.de über die besonderen Herausforderungen bei der Vernetzung der Akteurinnen und Akteure.

Oekolandbau.de: Um was geht es bei dem Projekt?

Petra Meyer: Wir wollen den Bio-Mohnanbau in Deutschland etablieren. Dabei betrachten wir alle Stufen der Wertschöpfungskette. Angefangen bei der Sortenauswahl, über die Betreuung der Anbauer, hin zu einer flächendeckenden Aufbereitungsstruktur, den Vertrieb der Ware und letztendlich den Bereich der Abnehmerinnen und Abnehmer sowie Endkundschaft. All diese Akteure miteinander zu vernetzen, in den Austausch zu bringen und dadurch langfristige Geschäftsbeziehungen aufzubauen, ist die Aufgabe in unserem Projekt. Dabei darf man die positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt und den landschaftsästhetischen Aspekt für unsere Agrarlandschaft nicht außer Acht lassen. Daher wollen wir der Kundschaft und Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur ein Geschmackserlebnis ermöglichen, sondern den gesamten Wert dieser Kultur im Kontext Mensch und Natur vermitteln.

Petra Meyer

Petra Meyer hat einen Abschluss als Landwirtschaftsmeisterin und Wirtschafterin für Ökolandbau an der Staatlichen Fachschule für Agrarwirtschaft in Landshut-Schönbrunn absolviert. Seit Mai 2022 baut sie zusammen mit Josef Schmidt die Wertschöpfungskette Bio-Mohn auf.

Oekolandbau.de: Welche Ziele sollen erreicht werden?

Petra Meyer: Auf allen Stufen der Wertschöpfungskette gibt es noch Entwicklungs- und Handlungsbedarf. So arbeiten wir zum Beispiel am Thema Sortenauswahl. Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen dürfen derzeit in Deutschland nur drei Mohnsorten angebaut werden. Diese drei Sorten sind morphinarm. Diese beschränkte Sortenauswahl hat zur Konsequenz, dass diese Sorten nicht optimal für alle Regionen und Anbauverhältnisse in Deutschland geeignet sind. Durch eine größere Auswahl an Sorten könnte somit der Ertrag gesteigert und die Rohwarensicherheit besser gewährleistet werden. Daher sind wir mit Zuchthäusern in Kontakt, um dieses Thema gemeinsam mit der Bundesopiumstelle voranzubringen und den Anbauern eine größere Sortenvielfalt bieten zu können.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Aufbau eines flächendeckenden Aufbereitungsnetzes. Mohnsamen sind sehr empfindlich. Um den typischen Geschmack und eine einwandfreie Sensorik zu gewährleisten, muss der Mohn nach der Ernte sofort stabilisiert werden. Das geschieht entweder durch Trocknen des Erntegutes oder durch eine mechanische Reinigung mittels Sieben. Da nicht alle Anbaubetriebe diese Möglichkeiten haben, ist es sehr wichtig, ein flächendeckendes Aufbereitungsnetz aufzubauen, um die Qualität der Mohnsamen auf dem höchsten Niveau zu sichern.

Unser wichtigstes Ziel stellt allerdings die Gewinnung von Kundschaft dar. Nur wenn sich viele Bäckerinnen und Bäcker, Konditorinnen und Konditoren, Verarbeiterinnen und Verarbeiter und vor allem die Privathaushalte dafür entscheiden, heimischen Mohn zu kaufen und damit die lokale Bio-Landwirtschaft unterstützen, kann diese Kultur ihren Mehrwert für Mensch und Natur verwirklichen. Daher sind wir stets auf der Suche nach neuer Kundschaft. Nur durch den gesicherten Absatz, werden blühende Mohnfelder in Deutschland mit ihrem vielfältigen Nutzen zu finden sein.

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Aufgabe in dem Projekt?

Petra Meyer: Gemeinsam als Team teilen wir, Josef Schmidt und Petra Meyer, uns die Stelle des Wertschöfungskettenmanagers beziehungsweise -managerin. Dabei ergänzen wir uns durch  unterschiedlichen Stärken sehr gut. Josef Schmidt bring sein praktisches Fachwissen im Bezug rund um den Mohnanbau und die Aufbereitung mit ein. Durch sein großes Netzwerk und sein politisches Engagement erhält die Kultur Mohn zudem eine große Reichweite. Die Aufgabe von mir liegt in der Organisation, Planung und Verwirklichung der Pläne und Ziele. Die Vernetzung und Information der Marktakteure sowie das Initiieren von Veranstaltungen fallen ebenfalls in meinen Aufgabenbereich. 

Josef Schmidt

Josef Schmidt ist Betriebsleiter des Biolandhofs Grenzmühle und im Vorstand des Bioland e.V. Die Projektleitung für den Aufbau einer Wertschöpfungskette für Bio-Mohn übernimmt er seit Januar 2022.

Oekolandbau.de: Welche Projektpartner sind mit im Boot? Was tragen diese Betriebe zum Projekt bei?

Petra Meyer: Bereits in der Planungsphase engagierte sich die "Bio-Bäckerei Schedel - Der ökologische Backspezialist GmbH" und ermöglicht nun durch die Projektpartnerschaft das Projekt. Als größter Abnehmer für bayerischen Bio-Mohn unterstützt das Familienunternehmen die regionalen Erzeugerinnen und Erzeuger nicht nur im Bio-Mohnanbau, sondern bezieht auch Eier, Mehle, Butter, Quark, Schmand und Käse zu 100 Prozent aus bayerischer Bio-Herkunft. Nur durch diese Projektpartnerschaft wird es ermöglicht, den Anbauerinnen und Anbauern eine Abnahme zu garantieren und somit die Erzeugerinnen und Erzeuger für diese Kultur zu begeistern.

Als zweiter Projektpartner unterstützt die Güterverwaltung Friedenfels GmbH & Co. KG das Projekt seit Beginn. Die Güterverwaltung bringt bereits viel Wissen und Erfahrungen im Bereich des Bio-Mohnanbaus, der Speisemohnaufbereitung und des Vertriebes mit. Diese Praxiserfahrungen sind sehr wertvoll und unterstützen das Projekt in der praktischen Umsetzung.

Der Bioland Erzeugerring Bayern e.V. als Hauptantragsteller des Projektes hat das Vorhaben ermöglicht. Der Erzeugerring ist die führende Beratungseinrichtung für biologischen Landbau in Bayern. Ein motiviertes Team von 33 Beraterinnen und Berater betreut und berät 3.000 landwirtschaftliche Betriebe in Bayern. Die Beratungskundinnen und -kunden werden in allen betrieblichen und produktionstechnischen Fragen der Umstellung, Betriebsentwicklung, Tierhaltung sowie nun auch dem Mohnanabau beraten. Josef Schmidt und ich haben als Teil des Beratungsteams die Möglichkeit das Thema Mohn an die Landwirtinnen und Landwirte und die Beraterinnen und Berater als Multiplikatoren heranzutragen. Der große Wissensschatz im Beratungsteam unterstützt den Projekterfolg mit ackerbaulichem Spezialwissen und sichert so die erfolgreiche Etablierung des Mohnes in der Landwirtschaft. Das große Netzwerk des Bioland Erzeugerring Bayern e.V. zu anderen ökologischen Beratungseinrichtungen, Anbauverbänden, Ressortforschungseinrichtungen und universitären Forschungseinrichtungen ermöglicht es, die Wertschöpfungskette Bio-Mohn aufzubauen, an vielen Stellen zu vernetzen und voranzubringen.

Oekolandbau.de: Was sind die nächsten Schritte?

Petra Meyer: Unsere ersten Schritte bestanden darin, Abnehmer für den heimischen Bio-Mohn zu finden. Gleichzeitig ist dieser Schritt auch der nächste Schritt. Das Akquirieren von Kundschaft wird uns das gesamte Projekt begleiten. 

Fast parallel zur Kundengewinnung haben wir zu Projektbeginn durch gezieltes Bewerben des Mohnes Anbauer gewinnen können. Viele dieser Anbauer konnten nun erst Erfahrungen mit der Kultur sammeln und sind durchaus in der Lage, eine größere Fläche mit Mohn anzubauen. Daher ist es sehr wichtig stetig neue Abnehmer anzusprechen, um den Landwirtinnen und Landwirten die Abnahme zu guten Konditionen zusichern zu können. Aus diesem Grund werden in weiteren Schritten vermehrt Bäcker- und Konditorgroßzulieferer angesprochen werden.

Projektinfos

Weitere Informationen rund um das Projekt finden Sie im Projektsteckbrief.

Das Projekt wird über die Förderrichtlinie RIWERT gefördert. Die Richtlinie ist eine Maßnahme des Bundesprogramms Ökologischer Landbau, initiiert und finanziert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.


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Letzte Aktualisierung 14.07.2023

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