Bio-Wertschöpfungszentrum Eissen – Bio regional aufbauen

Bio-Wertschöpfungszentrum Eissen – Bio regional aufbauen

Über 26.000 Quadratmeter, auf denen sich alles um regionales Bio dreht? Mit dem Bio-Wertschöpfungszentrum in Eissen soll das Realität werden: Hier entstehen Verarbeitungs- und Lagermöglichkeiten für Bio-Gemüse aus der Region. Darüber hinaus sollen sich weitere Betriebe mit handwerklicher Lebensmittelverarbeitung und regionalem Vertrieb ansiedeln. Wie das gelingen kann, erklärt Wertschöpfungskettenmanagerin Anne Rehrmann im Interview.

Anne Rehrmann

Anne Rehrmann war viele Jahre erfolgreiche Unternehmerin in der Personaldienstleistungsbranche. Neben einen Hochschulabschluss in Geschichte und Soziologie verfügt sie über einen weiteren Abschluss als Betriebswirtin. Als Bauerntochter und Partnerin eines Landwirtes ist sie seit ihrer Kindheit mit der Landwirtschaft verbunden und engagierte sich zunächst ehrenamtlich für den Öko-Landbau und regionale Vermarktung bevor sie seit Juli 2023 als Bio-Wertschöpfungskettenmanagerin das Projekt "Biowertschöpfungszentrum – Eissen" beim Landesverband der Regionalbewegung NRW unterstützt.

Oekolandbau.de: Um was geht es bei dem Projekt?

Anne Rehrmann: Seit Jahrzenten gibt es einen Trend zur Konzentration der Verarbeitung und des Handels mit Lebensmitteln. Bei Konsumentinnen und Konsumenten gibt es die Erwartung an die permanente Verfügbarkeit von Produkten. Durch weltweiten Handel hat sich eine Marktmacht von Industrie und Großhandel zulasten der Umwelt und der bäuerlichen Betriebe entwickelt.

Mit unserem Projekt wollen wir die bäuerlichen Strukturen erhalten, Transporte reduzieren und die regionale Wertschöpfung stärken und damit einen Gegentrend setzen. Wir wollen Wertschöpfungsketten aufbauen mit fairen Bedingungen für alle Beteiligten. Dafür erhalten wir seit Februar 2023 bis Februar 2026 vornehmlich Mitte für Personal aus der Förderrichtlinie RIWERT des Bundesprogramms Ökologischer Landbau.

Oekolandbau.de: Welche Ziele sollen erreicht werden?

Rehrmann: Da die Außer-Haus-Verpflegung immer bedeutsamer wird, sollen Wertschöpfungsketten aufgebaut werden von der Landwirtschaft, über Großhandel, Verarbeitung hin zu Cateringunternehmen, die Kantinen und Mensen beliefern oder betreiben.

Auf einem brachen Gelände, das vormals als Logistikstandort der Agravis diente, soll ein Regionales Wertschöpfungszentrum entstehen. Im Wertschöpfungszentrum sollen Verarbeitungsbetriebe, ein Zentrum für REGIOberatung und Nachhaltigkeit sowie ein Aktions- und Begegnungszentrum etabliert werden.

Oekolandbau.de: Was sind die besonderen Herausforderungen in diesem Projekt?

Rehrmann: Bio und regional ist zwar sehr beliebt, aber gerade im vergangenen Jahr gab es doch einen verstärkten Preisdruck bei den Lebensmitteln. Gestiegen sind lediglich die Bio-Umsätze im Discount, die auf Weltmarkt und wenig soziale Standards setzen. Großküchen waren nur schwer dafür zu gewinnen, auf Bio-Produkte umzustellen. Wir sind jedoch optimistisch, dass wir dies mit einem Ausbau der Verarbeitungs- und Beratungsstrukturen ändern können.

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Aufgabe in dem Projekt?

Rehrmann: Meine Aufgabe ist der Aufbau von Wertschöpfungsketten. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern, die gegenwärtig auch noch viele andere Aufgaben haben, so dass ich für die Koordination, den Überblick und die Dokumentation verantwortlich bin.

Oekolandbau.de: Welche Projektpartner sind mit im Boot? Was tragen diese Betriebe zum Projekt bei?

Rehrmann: Die Regionalbewegung NRW arbeitet im Projekt eng zusammen mit dem Biolandhof Engemann als Erzeuger und Bündler, der Quellenhof Gastronomie Service GmbH, ein Cateringunternehmen, der Schulen und Altenheime beliefert sowie der Well Development GmbH mit seinem Tochterunternehmen Biond GmbH (Bio-Catering Unternehmen).

Abgesehen von den erforderlichen Eigenmitteln, die alle Unternehmen für das Projekt einbringen, stellen sie ihr umfangreiches Know-How zur Verfügung und arbeiten ehrenamtlich mit. Weitere wichtige Partnerinnen sind die Ökomodellregion Managerinnen des Kreises Höxter und von Nordhessen, die die Vernetzung unterstützen.

Wir konnten außerdem bereits das Kolping Schulwerk gGmbH für die Planung eines Gemüseverarbeitungsbetriebes als Inklusionsbetrieb auf dem Gelände des Bio-Wertschöpfungszentrums gewinnen. Nicht zuletzt arbeiten wir mit der Regionalwert AG Rheinland und der Regionalwert Impuls GmbH zusammen, die parallel ein Handbuch zur Gründung von Wertschöpfungszentren erstellen.

Oekolandbau.de: Was sind die nächsten Schritte?

Rehrmann: Wir werden voraussichtlich zum 1. März mit der Regionalbewegung und der Ökomodellregion Managerin des Kreises Höxter in ein erstes fertig gestelltes Gebäude auf dem ehemaligen Kornhaus Gelände einziehen. Damit wird ein erstes Ziel, die Ansiedlung einer REGIOberatung im Wertschöpfungszentrum realisiert. Zusammen mit Kolping und den das Projekt tragenden Unternehmen arbeiten wir an den Plänen für den Bau einer Halle, um dort Gemüseverarbeitung, Kühlhäuser und Logistik einzurichten

Projektinfos

Weitere Informationen rund um das Projekt finden Sie im Projektsteckbrief.

Das Projekt wird über die Förderrichtlinie RIWERT gefördert. Die Richtlinie ist eine Maßnahme des Bundesprogramms Ökologischer Landbau, initiiert und finanziert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.


Letzte Aktualisierung 26.01.2024

Nach oben
Nach oben