Ob und in welcher Menge sich Fischöl in Futtermitteln durch pflanzliche Öle ersetzen lässt, hat ein interdisziplinäres Forscherteam der Universität Kiel mit Unterstützung des BÖLN erforscht. Ihr Ziel war es herauszufinden, ob pflanzliche Öle und bioaktive Stoffe das Fettsäuremuster in Forellen verbessern können – als Beitrag zu einer gesunden Ernährung.
In der Aquakultur wird bei der Fütterung zunehmend Fischöl durch pflanzliches Öl ersetzt. Denn Fischöl ist teuer. Noch dazu ist der Einsatz von Fischöl und -mehl in der ökologischen Aquakultur strikt geregelt. Doch mit dem vermehrten Einsatz pflanzlicher Öle verringert sich der Gehalt an langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (LC-PUFAs) im Fisch und somit auch die Produktqualität. Zu den LC-PUFA zählen auch die Eicosapentaensäure (EPA, 20:5n-3) und Docosahexaensäure (DHA, 22:6n-3) aus der Gruppe der Omega-3-Fettsäuren. Diese sind ein wichtiger Inhaltsstoff in Fischmehl und Fischöl. Fische können selber keine oder nur geringe Mengen dieser Omega-3-Fettsäuren herstellen und müssen diese aus der Nahrung zu sich nehmen.
Das gilt auch für die Ernährung des Menschen. Wer regelmäßig Fisch isst, kann so seinen Bedarf an den gesundheitsfördernden Fettsäuren decken. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben den gesundheitlichen Nutzen von EPA und DHA bestätigt: Unter anderem wirken sie positiv auf das Herz-Kreislauf-System, sind blutdrucksenkend sowie entzündungshemmend.
Ankurbeln der Fettsäuresynthese
Grundsätzlich gelten folgende Ansprüche an bedarfsgerechte Futtermittel: Zum einen müssen sie hinsichtlich ihrer physikalischen und chemischen Qualität an die Fischart angepasst sein. Nur so ist es möglich, ein hochwertiges Lebensmittel für die menschliche Ernährung herzustellen. Zum anderen muss die Verwendung des Futtermittels sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sein. Hierfür kommen – als nachhaltige Alternative zu Fischöl – pflanzliche Öle infrage.
Interessant ist daher ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Universität Kiel, betreut durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). In dem Forschungsvorhaben testeten Kieler Expertinnen und Experten für Aquakultur und Ernährung verschiedene Ansätze, um die LC-PUFA-Spiegel in Regenbogenforellen zu erhöhen. Die Fische wurden mit ausgewählten pflanzlichen Ölen gefüttert sowie mit einer Kombination aus Fischöl und Pflanzenöl, teils mit Zusatz von bioaktiven Substanzen. Als zusätzliche Komponente wurde das Öl von Ackersteinsamen getestet. Buglossoides arvensis, so die botanische Bezeichnung dieser ölhaltigen Pflanze, enthält reichlich α-Linolensäure (ALA, 18:3n-3) sowie Stearidonsäure (SDA, 18:4n-3). Letztere könnte die Effizienz der LC-PUFA-Biosynthese steigern, ist aber in den kommerziell verwendeten Pflanzenölen für die Fischernährung bisher nicht enthalten.
Gleiches gilt für ausgewählte bioaktive Substanzen wie etwa Equol oder Genistein aus der Gruppe der Isoflavone. Diese zählen zu den Phytoöstrogenen und ähneln von ihrer Struktur her dem Hormon Östrogen. Über verschiedene Mechanismen können sie sich positiv auf die Fettsäurebiosynthese von Fischen auswirken. Aus früheren Studien ist bekannt, dass andere bioaktive Substanzen wie Resveratrol die DHA-Werte um bis zu 70 Prozent erhöhten, bei Sesamin stieg der Anteil in Geweben von Regenbogenforellen um bis zu 37 Prozent.