Ob es sich lohnt, die Lupinenrohstoffe vorab zu fermentieren, hängt entscheidend vom Alter und Gewicht der Fische ab. Denn nur bei jüngeren, etwa 15 Gramm schweren Fischen wirkte sich in einem 53-tägigen Fütterungsversuch eine vorherige Fermentation positiv auf Wachstum, Gesundheit und Futterverwertung aus. Daraus schließen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Die Lupinenrohstoffe mithilfe von Enzymen aufzuwerten, ist nur sinnvoll, wenn das Futter für Jungfische bestimmt ist.
Weitaus mehr als die Fermentation zählt, wieviel Lupinenmehl im Futter enthalten ist: Bei einem Anteil von 65 Prozent zeigten sich bei den untersuchten Fischen deutlich ungünstige Effekte auf ihr Wachstum, ihre Gesundheit und die Futterverwertung. Das Lebergewicht fiel schon bei einem Lupinengehalt von 50 Prozent signifikant geringer aus. Auch bei dem Protein und Lipid abbauenden Verdauungsenzymen war hier bereits eine signifikant reduzierte Aktivität zu beobachten. Gewebeproben von Darm und Leber zeigten dagegen keinerlei Schäden.
Zusammenfassung der Ergebnisse bei unterschiedlichem LupinenmehlgehaltLupinenmehlgehalt | 30% | 50% | 65% |
Spezifische Wachstumsrate | normal | normal | beeinträchtigt |
Futterkonversion | normal | normal | beeinträchtigt |
Proteolytische Enzymaktivität | normal | beeinträchtigt | beeinträchtigt |
Lipolytische Enzymaktivität | normal | beeinträchtigt | beeinträchtigt |
Hepato-Somatischer Index | normal | beeinträchtigt | beeinträchtigt |
Proteinkonzentrate
Zusätzlich testete das Forscherteam ein aus Lupinenmehl gewonnenes Proteinkonzentrat, und zwar Lupinen-Flakes, und verglichen es mit unbehandeltem Lupinenmehl, Sojamehl und Soja-Proteinkonzentrat. Auch dieser Fütterungsversuch bestätigt: Bis zu 50 Prozent Lupinenanteil kann Fischfutter enthalten, ohne dass sich die Wachstums- und Futterverwertungsraten der Fische verschlechtern. Auch bei Analysen der Plasmaparameter und der Aktivität der Verdauungsenzyme sowie bei histologischen Untersuchungen schnitten die getesteten Futtermittel alle gleich gut ab.
Lupinenart bestimmt Futterwert
Ob Blaue oder Weiße Lupinenarten, geschält, fermentiert oder getoastet – all dies beeinflusst den Futterwert und den Proteingehalt von Lupinenfutter. So ergab die Analyse der unterschiedlichen Lupinenarten, Sorten und Verarbeitungsschritte: In den Flakes macht der Proteinanteil 37 Prozent aus, so hoch wie in keiner anderen Variante. Bei geschälten und gesiebten Proben der Weißen Lupinen ist der Eiweißgehalt im Vergleich zu ganzen Lupinen erhöht. Dagegen enthält das Mehl der Blauen Lupinen sowohl in der geschälten als auch der fermentierten Variante weniger Eiweiß als die ganze Lupine.
Zudem zeigte sich, dass alle untersuchten Futtermittel die Fische bedarfsgerecht mit Linolsäure (C18:2) und Tomnodonsäure (C20:5) versorgen können. Nur der Gehalt an Cevronsäure (C22:5) erwies sich als verhältnismäßig gering. Die unterschiedliche Zusammensetzung der einzelnen Futtermittel spiegelte sich nicht im Fettsäureprofil der Fische wider. Grund dafür sei, so die Erklärung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die Fische essentielle Fettsäuren selbst synthetisieren können. Selektiv lagern sie jene Fettsäuren ein, die durch das Futter nicht ausreichend bereitgestellt werden. Anders sieht es bei der Versorgung mit essentiellen Aminosäuren aus. Hier kann es bei Futtermitteln mit einem hohen Lupinenmehlgehalt vereinzelt zu leichten bis starken Defiziten kommen.