Rein rechnerisch ergeben sich selbst bei guter Auslaufakzeptanz kritische Werte für den Stickstoffeintrag, wenn den Tieren nur die Mindestauslauffläche von vier Quadratmetern zur Verfügung steht. Geht man davon aus, dass etwa zehn Prozent des täglich anfallenden Kotes gleichmäßig auf die gesamte Auslauffläche verteilt wird, liegt der jährliche Stickstoffeintrag bei 22,6 Gramm pro Quadratmeter. Das sind umgerechnet 226 Kilogramm pro Hektar.
In der Praxis wird der verfügbare Auslauf jedoch nicht gleichmäßig von den Hennen genutzt. In der Regel gibt es bevorzugte Bereiche, in denen sich die meisten Tiere überwiegend aufhalten. Auf diesen Teilflächen kann es deshalb zu deutlich höheren die Stickstoffeinträgen kommen. Solche Hotspots sind zum Beispiel die Standflächen von Mobilställen ohne Bodenplatte, die Flächen in unmittelbarer Stallnähe oder Schutzeinrichtungen wie Unterstände, Hütten und Hecken.
70 Prozent des Kotes wird in Stallnähe abgesetzt
Frühere Studien zeigen, dass je nach Herdengröße etwa 70 Prozent der im Auslauf anfallenden Kotmenge in der näheren Stallumgebung abgesetzt wird. Dadurch kann es auf diesen kleineren Teilflächen zu enorm hohen Stickstoffeinträgen von knapp 160 Gramm pro Quadratmeter kommen.
Betriebe können solche unerwünschten Stickstoff-Hotspots abmildern, indem sie regelmäßig die Auslaufflächen wechseln und eine größere Fläche für den Auslauf anbieten als vorgeschrieben. Damit sich die Tiere gut verteilen und möglichst alle Bereiche des Auslaufs nutzen, sollten möglichst viele künstliche oder natürliche Strukturelemente angeboten werden wie zum Beispiel Schutzhütten, Strohballen, Hecken und Bäume.
Einige Substrate binden Stickstoff
Für Mobilställe ohne eigene Bodenplatte und für Schutzhütten ist eine Unterflursicherung erforderlich, um den Kot aufzufangen. Zudem sollten sie regemäßig in kurzen Zeitabständen versetzt werden. Ein weiterer Weg kann der Einsatz von Substraten wie Kies, Sand oder Hackschnitzel im Nahbereich der Ställe sein, die zumindest einen Teil des Stickstoffs binden und vor der Auswaschung ins Grundwasser schützen. Diese Stoffe werden in der Praxis ohnehin häufig eingesetzt, um Pfützen und Schlammbildung zu vermeiden.
In welchem Umfang einzelne Substrate Stickstoff binden können, haben Forschungsteams in verschiedenen Modellversuchen im Rahmen der Projekte KLUFT und OPAL untersucht. Dazu brachten sie in einem Modellversuch auf einer 200 Quadratmeter großen Freilandfläche, die den stallnahen Bereich eines 3.000er Feststalls mit 250 Auslauftagen simulieren sollte, unterschiedliche Substrate als Auflage in einer Stärke von zehn bis 15 Zentimetern aus. Anschließend wurden die Flächen von Oktober 2019 bis April 2020 wöchentlich mit 555 Gramm Stickstoff pro Quadratmeter in Form von Hühnertrockenkot "gedüngt" und im darunterliegenden Boden regelmäßig Proben bis in eine Tiefe von 60 Zentimetern entnommen.
Erhebliche Stickstoffeinträge in allen Varianten
Bis zum Ende der Sickerperiode stellten die Forschenden in allen Varianten erhebliche Stickstoffeinträge im Boden fest. Ohne Substratauflage lagen die Gehalte an mineralisiertem Stickstoff (Nmin) bei 60 Gramm pro Quadratmeter. Die beste Wirkung zeigten Auflagen von Hackschnitzeln und Basaltschotter mit Nmin-Werten von nur 40 Gramm pro Quadratmeter. Das Forschungsteam erklärt die N-bindende Wirkung von Hackschnitzeln mit dem weiten Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis des Substrats. Bei Basaltschotter verzögert vermutlich der hohe Feinanteil den Abfluss von Wasser und Nährstoffen.
Mit Sand verringerten sich die N-Einträge dagegen nur auf 55 Gramm pro Quadratmeter, während unter schwarzen Gittergewebe sogar höhere Nmin-Werte gemessen wurden als auf ungeschütztem, vermutlich infolge einer stärkeren Mineralisation durch höhere Temperaturen.