Vor zwei Jahren hat Lindner mit der Schlachtung von Hennen und Bruderhähnen in einer hofeigenen Schlachtküche begonnen. Dafür hatte sie gute Gründe. Denn beim früheren Schlachter musste sie die Hühner am Abend vor der Schlachtung einsammeln und in Käfigen gestapelt vor die Tür stellen. "Das hat die Hühner total gestresst. Und ich hatte ich das Gefühl, alles, was ich vorher gut gemacht habe, in einer Nacht wieder kaputt zu machen", sagt Lindner.
Die Tötung der Bruderhähne und Suppenhühnern erledigt ein Mitarbeiter des Betriebs, der über einen notwendigen Sachkundenachweis verfügt. Bei der anschließenden Weiterverarbeitung, also dem Rupfen und Ausweiden, ist Anja Lindner immer selbst dabei. Geschlachtet wird etwa fünf bis sechs Mal im Jahr.
Ein Teil der ausgeweideten Tiere geht direkt in den Frischverkauf oder wird umgehend verarbeitet. Der Rest wird in der Cateringküche des Betriebs in Brust, Keule und andere Teile zerlegt oder zu Spezialitäten wie Geflügelbolognese oder Hühnerkraftbrühe im Glas veredelt.
Bei der Vermarktung von Eiern und Geflügelfleisch, aber auch der anderen Erzeugnisse wie Obst, Gemüse, Rinder- und Schweinefleisch, profitiert das LindenGut von einer extrem günstigen Lage am Westrand der Rhön. Bis zur Autobahn sind es nur fünf Kilometer, die Innenstadt von Fulda keine zehn Kilometer entfernt. Damit ist der Hofladen für bioaffine Verbraucherinnen und Verbraucher gut erreichbar.
Zudem ist der Betrieb einer von knapp 290 Höfen des Netzwerks Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau. Durch die damit verbundenen regelmäßigen Veranstaltungen und Führungen auf dem Hof wird das LindenGut immer bekannter. Weiteren Zulauf bekommt das Gut durch eine nahegelegene Waldorfschule. Viele Eltern verbinden das Abholen der Kinder mit einem Einkauf.
"In Nicht-Corona-Zeiten geht etwa 50 Prozent der Ware in unser Hotel und das Bio-Catering", sagt Anja Lindner. Der andere Teil wird über den Hofladen vermarktet oder geht an verschiedene Läden in Fulda. Für die Bauernmärkte in der näheren Umgebung laufen gerade Bewerbungen, um die Direktvermarktung weiter auszubauen.
Außerdem plant Lindner, die Produktion am Hof weiterzuentwickeln. Statt eines mobilen Verkaufsstandes wie bisher wird es einen größeren Hofladen geben mit eigener Backstube und einer Nudelmanufaktur vor Ort. Auch Ferienwohnungen entstehen gerade. Bleibt die Frage, wie es der Betriebsleiterin gelingt, die Arbeit auf den vielen Baustellen des Betriebs zu bewältigen. Lindner: "Wichtig ist, die richtigen Menschen um sich herum zu haben und das, was man macht, auch mit Liebe und Leidenschaft zu tun."