Wuchsregulierung

Wuchsregulierung

Äpfel und Birnen bringen nur dann regelmäßige Erträge, wenn generatives und vegetatives Wachstum in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen. Dies bedeutet, dass das Triebwachstum in den meisten Fällen durch geeignete Maßnahmen reguliert werden muss. Neben der Düngung können verschiedene mechanische Maßnahmen wuchsregulierend wirken.

Bei Zwetschgen ist für regelmäßige Erträge und gute Fruchtqualität ein stärkeres Triebwachstum erforderlich. Triebberuhigende Maßnahmen werden hier deshalb nicht durchgeführt.

Winterschnitt

Der Winterschnitt ist immer noch die wichtigste Maßnahme, um die angestrebte Baumform  festzulegen und wiederherzustellen. Durch stärkere Schnitteingriffe wird das Baumwachtum generell angeregt. Befindet sich eine Anlage in der Alternanz, so sollten Jahre, in denen ein hoher Fruchtansatz erwartet wird, für stärkere Schnitteingriffe genutzt werden. Denn ein hoher Fruchtertrag wirkt wuchshemmend. Zu beachten ist außerdem, dass das Entfernen ganzer Seitenäste das Wachstum weniger stark anregt als viele kleine Schnitteingriffe.

Hängendes, schlecht ernährtes Fruchtholz, das zur Vergreisung neigt, muss durch Nachschnitt verjüngt werden, um gute Fruchtqualitäten zu garantieren. Dies gilt insbesondere für reichtragende Zwetschgensorten wie Katinka oder Cacaks Fruchtbare.

Sommerschnitt/ Nachernteschnitt beim Kernobst

Werden Schnittarbeiten vom Winter auf den Sommer verlegt, wirkt dies triebberuhigend. Ein Sommerschnitt kann im Juni durch Entfernen junger Langtriebe (Triebreißen) oder nach dem Triebabschluss Ende August als Vorgriff auf den Winterschnitt durchgeführt werden. Beim Winterschnitt werden meist ganze Astpartien entfernt. Das ist am zweckmäßigsten in Jahren mit wenig oder keinem Ertrag. Bei Früh- und Herbstsorten kann diese Maßnahme auch direkt nach der Ernte erfolgen.

Formieren

Durch Formieren der Seitentriebe kann ebenfalls eine Triebberuhigung erreicht werden. Waagerecht gestellte Triebe verringern ihr Wachstum und setzen deutlich mehr Früchte an.

Das Formieren von Seitentrieben bewährt sich vor allem in den ersten Jahren bei steil wachsenden Apfelsorten und bei der Spindelerziehung von Süßkirschen. Allerdings ist diese Maßnahme sehr arbeitsaufwändig und sollte zumindest beim Apfel nur in Ausnahmefällen angewendet werden. Formiert werden kann durch Gewichte, Astklammern und Herunterbinden mit Schnüren oder Gummibändern.

Wurzelschnitt beim Kernobst

Da Trieb- und Wurzelwachstum sehr eng miteinander verbunden sind, kann durch Verringern der Baumwurzelmasse das Triebwachstums begrenzt werden. Ein Wurzelschnitt sollte in Jahren mit einem hohen zu erwartenden Ertrag erfolgen, da dieser zusätzlich das Triebwachstum hemmt. Der ideale Zeitpunkt für einen Wurzelschnitt ist März. Einem Wurzelschnitt sollte ein stärkerer Winterschnitt vorausgehen. Denn Ziel eines Wurzelschnittes ist immer die Verringerung des Kronenvolumens, ohne im Folgejahr das Wachstum stärker zu fördern.

Mögliche positive Effekte eines Wurzelschnitts:

  • Reduzierung des Kronenvolumens ohne Förderung des Wachstums im Folgejahr
  • Förderung des Blütenbesatzes im Folgejahr

Mögliche negative Effekte eines Wurzelschnitts:

  • Deutliche Verringerung der Fruchtgröße
  • Stärkere Berostung
  • Zu starke Hemmung des Triebwachtums

Wurzelschnitt ist eine Kulturmaßnahme, die viel Erfahrung erfordert. Die Grenzen von Nutzen und potentiellen Nachteilen müssen sorgfältig abgewogen werden. Richtiger Zeitpunkt, gesicherte Zusatzbewässerung und Erfahrung machen dieses Instrument aber zum wichtigsten Regulatorium im Öko-Obstbau.

Einsägen des Stammes beim Kernobst

Bei starken Wuchsproblemen kann durch Einsägen des Stammes eine Beruhigung des Triebwachstums erzielt werden. Dabei werden im unteren Stammbereich mit der Motorsäge (ältere Bäume) oder Handsäge (jüngere Bäume) zwei versetzte Schnitte gemacht, die jeweils 50 Prozent des Stammumfangs umfassen. Gegenüber dem Wurzelschnitt wird bei dieser Maßnahme die Fruchtgröße nicht wesentlich verringert. Der optimale Zeitpunkt liegt um die Blüte herum. Das Einsägen des Stammes hat sich vor allem bei stärkerwachsenden Sorten-Unterlagen-Kombinationen bewährt.

Letzte Aktualisierung 24.11.2017

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