Mehr Biodiversität durch Ökolandbau

Mehr Biodiversität durch Ökolandbau

Der Ökolandbau erbringt eine Vielzahl an Leistungen für die Biodiversität. Das belegen zahlreiche Studien. Durch die Schaffung zusätzlicher Lebensräume wie Hecken können allerdings auch Bio-Betriebe ihr Engagement für die biologische Vielfalt noch verbessern.

Um einen umfassenden Überblick darüber zu erhalten, in welchen Bereichen und in welchem Maß die Biodiversität in Agrarlandschaften von der ökologischen Bewirtschaftung profitiert, hat ein Forschungsteam des Leibniz Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) eine Metastudie erstellt, in der wissenschaftliche Untersuchungen der vergangenen 30 Jahre ausgewertet wurden. Die Ergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse:

  • So liegt zum Beispiel die mittlere Artenzahl bei Ackerwildkräuternunter ökologischer Bewirtschaftung um 95 Prozent höher als unter konventionellen Bedingungen. Im Ackerinneren ist dieser positive Effekt sogar noch deutlicher als am Ackerrand.
  • Auch die Ackersamenbank, also das im Ackerboden vorhandene Samenpotenzial sowie die Saumvegetation, sind auf ökologisch bewirtschafteten Flächen deutlich arten- und individuenreicher. Die ökologischen Flächen übertreffen konventionelle Flächen in der Ackersamenbank um 61 Prozent und in der Saumvegetation um 21 Prozent.
  • Auf ökologischen Feldern und Wiesen findet man außerdem 35 Prozent mehr Feldvogelarten und 23 Prozent mehr blütenbesuchende Insekten.

Warum ist der Ökolandbau besser für die biologische Vielfalt?

  • Der Verzicht auf chemischsynthetische Pflanzenschutzmittel wirkt sich positiv auf die Lebensbedingungen wildlebender Tiere und Pflanzen aus.
  • Ein begrenzter Tierbesatz und weniger Futterzukauf sowie der Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger führen zu einem geringeren Nährstoffniveau. Das begünstigt eine niedrigere Kulturpflanzendichte, die mehr Lebensraum und Nahrung für wildlebende Pflanzen‐ und Tierarten bietet.
  • Unkräuter werden im Ökolandbau vor allem durch präventive Maßnahmen wie eine angepasste Fruchtfolge sowie mechanische und thermische Verfahren reguliert. Dadurch können Kulturpflanzen und Begleitflora nebeneinander existieren, was die Artenvielfalt erhöht.
  • Während die EU-Öko-Verordnung keine spezifischen Vorgaben zur Landschaftspflege macht, verlangen einige Öko-Anbauverbände von Ihren Mitgliedsbetrieben ein Mindestmaß an Biodiversitätsflächen und -bemühungen.

Ökolandbau begünstigt Ökosystemleistungen

Wissenschaftliche Studien zeigen weiterhin, dass die höhere Artenvielfalt und die größeren Populationsdichten bestimmter Arten auf Öko-Betrieben einen entscheidenden Beitrag zu wichtigen Ökosystemleistungen leisten. Dazu gehören eine bessere natürliche Bestäubung und eine effizientere natürliche Reduktion von Schadorganismen. Zudem wird der Abbau von Dung auf Weiden durch die höhere Dichte an Zersetzern verbessert.

Vom Ökolandbau profitieren ganze Landschaften

Der ökologische Landbau trägt nicht nur auf den Öko-Flächen selbst zur Förderung der Biodiversität bei, sondern auch in der gesamten umliegenden Landschaft. Je größer der Anteil an Öko-Flächen, desto mehr profitieren Wildpflanzen, Bestäuber und Nützlinge auch in den angrenzenden Gebieten. Dieser positive Effekt ist vor allem in weniger stark strukturierten Regionen zu beobachten.

Was der Ökolandbau noch besser machen kann

Auch Öko-Betriebe sind zunehmend mit Zielkonflikten zwischen Landnutzung und Naturschutz konfrontiert. Der steigende ökonomische Druck sowie hohe Boden- und Pachtpreise führen auch im Bio-Landbau immer häufiger zu einer Intensivierung und Spezialisierung.

Trotz der vielen Vorteile, die der ökologische Landbau in Bezug auf die Biodiversität bietet, sehen Naturschützerinnen und Naturschützer weiterhin Potenzial für Verbesserungen. Besonders wichtig ist die Schaffung zusätzlicher Lebensräume wie Hecken, Feldgehölze, Trockenmauern oder Steinhaufen. Je vielfältiger die Lebensräume sind und je stärker sie sich vom Rest der Betriebsflächen unterscheiden, desto besser ist das für die Biodiversität. Auch auf den Nutzflächen der Öko-Betriebe – das heißt, den Wiesen, Weiden und Äckern – kann das Biodiversitätspotenzial weiter ausgebaut werden. Der Biologe Frank Gottwald, erklärt im Interview mit Oekolandbau.de wie es auch auf Öko-Feldern und -Wiesen noch mehr brummen und summen könnte.

Was die Öko-Verbände zur Steigerung der Biodiversität tun

Einige deutsche Öko-Verbände wie Bioland, Demeter oder Gäa haben spezielle Biodiversitätsmaßnahmen in ihre Richtlinien aufgenommen. Diese Maßnahmen sollen den Landwirtinnen und Landwirten helfen, noch gezielter zum Schutz der biologischen Vielfalt beizutragen. Die Vorgaben sind strenger als die der EU-Öko-Verordnung und zeigen, dass die Öko-Verbände die Biodiversität als festen Bestandteil des ökologischen Landbaus betrachten.

Naturland hat kürzlich das "Förderprogramm Artenvielfalt" ins Leben gerufen, das Betriebe dabei unterstützt, Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität auf Grünland und Acker sowie im Biotop-Verbund umzusetzen. Ein Beratungsdienst hilft bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen, die finanziell honoriert werden. Die Finanzierung erfolgt über den Verkauf von Naturland-Produkten mit dem Label "Für mehr Artenvielfalt", das unter anderem bei ALDI-Eigenmarken zu finden ist. Ab Januar 2025 wurde das Programm allen Naturland-Partnern zugänglich gemacht und sukzessive ausgebaut.


Letzte Aktualisierung 21.05.2025

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