Öko-Flächen bieten mehr Nahrung
"Flächen im Ökolandbau bieten durch die deutlich größere Zahl an Ackerwildkräutern und einer breiteren Fruchtfolge vor allem mehr Nahrung", sagt Westphal. Im ComBee-Projekt konnte nachgewiesen werden, dass die Populationen und die Zahl der Arten von Wildbienen bei höheren Anteilen ökologisch bewirtschafteter Flächen in Agrarlandschaften größer sind. Auch in Habitaten, die an die Felder grenzen, wie Gras- und Blühstreifen oder Streuobstwiesen wurden mehr Tiere und Arten gezählt, wenn in einer Region mehr Flächen ökologisch bewirtschaftet wurden.
Neben dem Nahrungsangebot scheint auch die Belastung mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in Agrarlandschaften Einfluss auf die Insekten zu haben. Bei hohen Anteilen ökologisch bewirtschafteter Flächen ging die Zahl der Parasiten für Honig- und Wildbienen deutlich zurück und die Honigbienen entwickelten sich besser. „Die Zusammenhänge sind nicht ganz klar. Aber wir beobachten, dass Bienen bei geringerem Pestizideinfluss durch mehr Öko-Flächen einfach fitter sind“, meint Catrin Westphal.
Gleiche Wirkung wie Blühstreifen
Damit hat der Ökolandbau aus Sicht der Expertin das gleiche Potenzial wie verschiedene Agrarumweltmaßnahmen, die auf Landes- und EU-Ebene gefördert werden. Das gilt zum Beispiel für ein- oder mehrjährige Blühstreifen auf Ackerflächen, deren Wirkung auf Wildbienen ebenfalls im ComBee-Projekt untersucht wurde.
"Allerdings stoßen die Vorteile des Ökolandbaus und der meist einjährigen Blühstreifen auf Landschaftsebene an Grenzen", sagt Catrin Westphal. Ab einem gewissen Anteil ergaben sich im Projekt durch zusätzliche Ökoflächen in einer Agrarlandschaft keine weiteren positiven Effekte auf die Populationen von Wildbienen. Der Grund: Die Insekten brauchen neben Nahrung auch Rückzugsräume als Nistplätze und zur Überwinterung. Wenn naturnahe Bereiche wie Hecken, Gräben oder Böschungen in der Landschaft fehlen, bringen zusätzliche Ökoflächen keine weiteren Vorteile mehr.
Öko-Flächen mit Habitaten kombinieren
Aus ihrer Sicht ist deshalb eine gute Mischung aus höheren Öko-Flächenanteilen und langfristig angelegten, naturnahen Rückzugsräumen entscheidend für eine wildbienenfreundliche Landschaft. "Ökoflächen und auch einjährige Blühstreifen wirken besser, wenn sie mit naturnahen Habitaten kombiniert werden", sagt Catrin Westphal. Ideal für Wildbienen und auch andere Insekten ist ein Anteil von etwa 20 Prozent ungenutzter Fläche auf Landschaftsebene.
Landwirtinnen und Landwirte, die Wildbienen gezielt fördern möchten, können laut Westphal auch mit Kleinststrukturen experimentieren. Dazu gehört zum Beispiel die Anlage von Haufen mit Totholz oder Steinen. Auch offene Sandhügel sind als Nisthabitate sehr wertvoll, da ungefähr 75 Prozent aller Wildbienenarten in Deutschland im Boden nisten.
Wer bestehende Brachen gezielt mit Blühpflanzen bereichern oder auf dem Acker zusätzliche Blühstreifen anlegen möchte, sollte dafür auf jeden Fall Saatgut mit regionalen Blühpflanzen nutzen. "Mit den inzwischen verfügbaren regionalen Saatgutmischungen haben wir im Projekt KOOPERATIV sehr gute Erfahrungen gemacht", berichtet Catrin Westphal.