Gibt es überhaupt noch die Saison? Eine gewisse Zeit im Jahr, während der wir nur bestimmte Obst- und Gemüsearten kaufen können? Wann immer wir in einen Supermarkt oder ein Feinkost-Geschäft gehen bekommen wir jedes Obst und Gemüse angeboten. Es herrscht eine unglaubliche Vielfalt an Gemüse- und Obstprodukten aus aller Welt. Apfelsinen oder Bananen waren für unsere Großeltern noch etwas ganz und gar Exotisches, der darauf folgenden Generation wiederum versprachen die neuseeländische Kiwi oder der Chinakohl etwas aufregend Besonderes. Heutzutage gehören diese Produkte wie selbstverständlich zum alltäglichen Leben und es sind sogar noch weitere exotische Früchte hinzugekommen, wie etwa Pitahaya, Kaki oder Acerola.
Die Nachfrage bestimmter Gemüse- oder Obstsorten führte dazu, dass, weit entfernt von der ursprünglichen Herkunft, völlig neue Anbauflächen entstanden. So wurden beispielsweise vor Jahrhunderten die Kartoffel, die Tomate und andere Nutzpflanzen bei uns heimisch. Grundsätzlich ist es heute durch Nutzpflanzenanbau in Gewächshäusern oder in klimatisch begünstigten Regionen sowie durch die weltweit etablierte Infrastruktur des modernen Warentransports möglich, dass sich die Saison von Obst- und Gemüsesorten extrem verlängert und deshalb zu jeder Jahreszeit ein unüberschaubar großes Sortiment an Gemüse und Früchten verfügbar ist. Meist fließen allerdings die zusätzlichen Kosten für den Transport oder den Energieaufwand für die Gewächshaushaltung in die Kalkulation des Endpreises, der uns erst an der Supermarktkasse daran erinnert, dass wir gerade etwas Saisonunübliches gekauft haben.
Die Alternative können (Bio-)Obst- und Gemüseangebote aus der Region sein. In Deutschland wird fast das ganze Jahr geerntet, somit stehen auch bei uns das ganze Jahr schmackhafte Lebensmittel aus der Region zur Verfügung. Jede Saison hat ihre typischen Früchte und Gemüse: Im Frühjahr können beispielsweise frischer Spargel, Erdbeeren und Rhabarber, im Sommer Spinat und Kirschen, im Herbst Broccoli und Möhren geerntet werden. Und selbst im Winter werden Kohl und Porree vom Feld geholt.
Sich am Saisonkalender zu orientieren, ist in mehrfacher Hinsicht sinnvoll: Er zeigt, wann frische, geschmackvolle und gesunde Ware mit vielen Vitaminen zu bekommen ist, die nicht schon lange, umweltbelastende Reisen hinter sich hat. Dies führt dazu, dass einiges an Geld gespart werden kann, denn schließlich fallen Kosten für aufwändige Produktion, Lagerung und Transport nicht erst an. Einen Saisonkalender finden Sie hier im Portal.
Beim Einkauf im Biohofladen ist die Regionalität offensichtlich. Auch im Bioladen oder beim Einkauf auf dem Ökowochenmarkt erhält man vorwiegend regionale Lebensmittel. Es gibt auch einige Lebensmittelgeschäfte im Naturkosthandel sowie einzelne Initiativen im konventionellen Lebensmittel-Einzelhandel, die einen Schwerpunkt auf ein regionales Angebot ökologisch erzeugter Lebensmittel legen.
Die vorliegenden Vorschläge zur unterrichtlichen Umsetzung beziehen sich auf die exemplarische auf die Erdbeere. Sie ist eine typisch saisonale Frucht, die von fast allen Kindern geschätzt und auch vielfältig zu Nahrungsmitteln verarbeitet wird, die Kinder gerne konsumieren.
Das Thema lässt sich in unterschiedlichen Klassenstufen bearbeiten und kann dafür auf verschiedene Weisen inhaltlich und methodisch erweitert oder vereinfacht werden.
Dieser Einstieg gibt eine Orientierung für die Lehrkraft, über welches Vorwissen die Kinder verfügen, und bietet Gelegenheit für sprachliche Arbeit, insbesondere auch im Hinblick auf interkulturelle Unterschiede in der Klassenzusammensetzung.
Zur Hinführung auf das Thema Erdbeeren können jüngere Schülerinnen und Schüler den Arbeitsauftrag A 1 "Wer bin ich?" bearbeiten. Alternativ kann der Text von der Lehrkraft vorgelesen werden. Um die Bedeutung von Saisonalität und Regionalität begeben sich die Schülerinnen und Schüler auf die Suche nach der Erdbeere. Dies kann als Hausaufgabe mit Arbeitsauftrag A 2 "Einkaufsforscher" erfolgen und/oder mit einem gemeinsamen Marktbesuch der Klasse mit dem Arbeitsauftrag A 3 "Marktforscher".
Die Lehrkraft sollte den Markt auf jeden Fall selbst erkundet haben, um die Situation für die Klasse richtig einzuschätzen (Anzahl der Begleitpersonen, Gruppengröße, Treffpunkte). Auch ist es sinnvoll vorab mit einem oder mehreren Anbietern auf dem Markt zu sprechen, ob ein Besuch der Klasse möglich ist. Die Arbeitsaufträge sind gegebenenfalls zu modifizieren. Unter der Rubrik Bio im Alltag gibt es für viele Regionen in Deutschland Einkaufsführer, die Auskunft geben wo Biomärkte zu finden sind. Häufig nennen auch die Seiten der Städte und Gemeinden Orte und Termine von Wochenmärkten.
Im Anschluss an die Befragung auf dem Markt/im Gemüseladen erfolgt eine Auswertung. Die Kinder einigen sich in ihren Gruppen auf zwei bis drei Antworten auf die Frage "Warum essen nicht alle Leute das ganze Jahr über Erdbeeren?" und schreiben die Antworten in vorbereitete Sprechblasen (Arbeitsauftrag A 4). Das Endprodukt wird ein gemeinsames Plakat zu der Überschrift: "Erdbeeren - am liebsten wenn sie bei uns geerntet wurden."
Auf Basis der Befragungsergebnisse erarbeiten die Schülerinnen und Schüler sich die Begriffe "Saison" (Arbeitsauftrag A 5) und "Regionalität" (Arbeitsauftrag A 6).
Zur Sicherung des Gelernten werden die Schülerinnen und Schüler zu Kühlschrankforschern: Mit dem Arbeitsauftrag A 7 schauen sie das Obst- und Gemüseangebot bei sich zu Hause hinsichtlich Saisonalität und Regionalität an.
Die Unterrichtseinheit "Wann ist Saison und wo liegt Region"sowie weitere Informationen können Sie hier als Word-Datei und als PDF-Datei kostenlos herunterladen.
In Abhängigkeit von den gewählten Sozialformen und dem Wissensstand der Schülerinnen und Schüler etwa 4 bis 5 Unterrichtseinheiten (bei 45-Minuten-Takt).
Idee | Materialien und Hilfsmittel |
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Fächerübergreifend können im Kunstunterricht Saisonobst- und Saisongemüsegesichter gezeichnet werden. Zur Verdeutlichung der Aufgabe sollten die Bildreihe "Vier Jahreszeiten" von Giuseppe Arcimboldo gezeigt werden | Arcimboldo-Bilder, Zeichenpapier, Stifte oder Wassermalfarben |
Um die Saisonalität der Erdbeere (oder eines anderen Produkts) besser zu verdeutlichen, kann über mehrere Monate der Forscherauftrag an die Schülerinnen und Schüler ausgegeben werden, beim Wocheneinkauf zu schauen, ob Erdbeeren angeboten werden, woher diese kommen und was sie kosten. Montags werden die Ergebnisse zusammengetragen und grafisch oder mit einem Punktesystem (hohe Punktzahl für regionale Herkunft und niedrigen Preis, niedrige für Importerdbeeren und hohen Preis) festgehalten. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln so langfristig ein Bewusstsein für den Einkauf von regionaler Saisonware. | |
Im Sinne der sensorischen Erfahrung können die Schülerinnen und Schüler mit Saisonprodukten aus der Region kochen. Erdbeermarmelade zum Muttertag, verschiedene Apfelkompotts zu Weihnachten, Tomatensoßen und -chutneys für die Grillsaison, ... | Kochutensilien, Zutaten je nach Rezept |
Sachunterricht, fächerübergreifende Ausweitung möglich
Aufgrund der Vielzahl der länderspezifischen Lehrpläne für die Grundschule werden in diesem Material exemplarisch die Pläne von Hamburg, Mecklenburg Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Bayern zugrunde gelegt:
Dieses Unterrichtsprojekt ist so konzipiert, dass die Schülerinnen und Schüler bereits über Lesefähigkeiten und der Fähigkeit, in einem vorgegebenen Rahmen eigenständig zu arbeiten, verfügen sollten. Es empfiehlt sich daher die Exkursion im dritten oder vierten Schuljahr durchzuführen. In modifizierter Form ist die Einheit auch für die Sekundarstufe I geeignet.
Für die Umsetzung der Einheit in der Sekundarstufe I bietet sich die Anknüpfung an den Themenkomplex "Gesundheits- und umweltbewusstes Leben" in gesundheits- und haushaltsbezogenen Fächern, wie Biologie, Verbraucherbildung, Arbeitslehre, etc. an.
Die Schülerinnen und Schüler ...