Vegane Bio-Fischalternativen

Vegane Bio-Fischalternativen

Am 1. November ist Weltvegantag. Vegane Fleischalternativen in Bio-Qualität sind bereits in jedem Supermarkt zu finden, Fischalternativen bisher jedoch eher selten. Woran das liegt, erfahren Sie hier.

Bereits am 11. März 2022 war bei uns der "End of Fish Day". An diesem Tag sind die im gesamten Jahresverlauf unter deutscher Flagge gefangenen und hierzulande in Aquakultur erzeugten Fische und Meeresfrüchte verbraucht. Das haben Brot für die Welt, Fair Oceans und Slow Food Deutschland errechnet. Der von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bestimmte Selbstversorgungsgrad mit Fisch und Fischerzeugnissen liegt nur noch bei 19 Prozent.

Slowfood plädiert daher dafür, vor allem regional gefangenen, nachhaltigen Fisch zu verzehren: beispielsweise Karpfen und andere heimische Fischarten statt Lachs und Thunfisch. Bio-Fisch aus ökologischer Aquakultur können wir guten Gewissens ab und zu genießen. Noch konsequenter ist es, pflanzliche Fischalternativen – auch Visch genannt - zu wählen. Allerdings haben die nicht die gleichen Nährwerte wie echte Meerestiere.

Bio-Fischalternativen haben weniger Zusatzstoffe

Bio-Fischalternativen müssen aus Rohstoffen aus ökologischem Anbau bestehen. Ausgangsstoffe sind in der Regel Proteine aus Bio-Weizen, -Soja und -Erbsen, manchmal auch die Yamswurzel oder Jackfrucht. Da Bio-Hersteller nur natürliche Aromen verwenden dürfen, müssen Algen für den maritimen Geschmack sorgen. "Die schwankende Qualität der Alge als Zutat macht den Einsatz jedoch nicht einfach. Daher verzichten einige Hersteller im Bio-Bereich auf den sehr typisch fischigen Geschmack und versuchen die Ähnlichkeit zum Fisch über die Konsistenz und Aufmachung zu erreichen", erläutert Matthias Beuger vom VegOrganic e.V. Hinzu kommt, dass bei der Bio-Verarbeitung nur wenige Zusatzstoffe erlaubt sind und die Produkte geringer verarbeitet sind. Daher schmecken Bio-Fischalternativen häufig nicht genau wie ihre tierischen Vorbilder. Nicht schlimm, aber ein Nachteil bei der Vermarktung.

Leitsätze benachteiligen Bio-Produkte

Nach den Leitsätzen der Lebensmittelbuchkommission von 2018 dürfen nur vegane Fischprodukte, die fast genauso riechen, schmecken und sich im Mund anfühlen wie die tierischen Originale, auch so heißen. Eine hohe Übereinstimmung mit den Meeresfrüchten lässt sich meistens nur durch Einsatz von künstlichen Aromen und einen sehr hohen Verarbeitungsgrad erreichen. Die Vorschriften der Lebensmittelexperten sind zwar kein Gesetz, aber die staatlichen Lebensmittelbehörden orientieren sich daran und beanstanden immer wieder die Bezeichnungen von Bio-Produkten.

Daher benennen Bio-Hersteller ihre Produkte jetzt anders. Beispielsweise vertreibt der vegane Lebensmittelspezialist Tofutown seine vegetarischen Fischstäbchen jetzt unter Käpt’n Tofu. Klingt nach Meer, aber nicht zwingend nach dem Lieblingsfischgericht unserer Kinder.

Bio-Visch vieler Art

Wie vielfältig die vegane maritime Bio-Küche sein kann, zeigt der Lörracher Bio-Lebensmittelhersteller Lord of Tofu. Das Sortiment reicht von Tofu-Krabben über Tofu-Thuna bis zu Möhren-Rosen als Räucher-Lachsersatz.

Außer für den Lachs verwenden die Sojafans vor allem mit Kombucha fermentierten Tofu als Rohstoff für ihre zahlreichen Produkte. So besteht beispielsweise der Thuna aus Tofu, Sojaprotein, Gewürzen und Algen. Für die fischige Konsistenz sorgen Fasern aus entfettetem Sojamehl. Diese als Sojaprotein deklarierte Zutat lässt sich nur mühsam herstellen. "In der konventionellen Herstellung wird das Fett chemisch herausgelöst. Bei der Bio-Verarbeitung wird das Fett mechanisch herausgepresst, das dauert viel länger", berichtet Dörte Ulrich. Die Geschäftsführerin von Lord of Tofu wünscht sich, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher den Mehrwert von Bio-Fischalternativen künftig mehr schätzen: "Wer Tiere liebt, sollte sich auch um Wildtiere wie Bienen sorgen und daher umweltschonende Bio-Produkte kaufen."

Vegan und Bio gehören zusammen

Der VegOrganic e.V. will Bio und Veggie wieder zusammenbringen. Das gelingt nur, wenn der Staat und die Bio-Branche selbst mitmachen, erklärt Geschäftsführer Matthias Beuger im Interview.

Oekolandbau.de: Die veganen Produkte boomen, aber der Trend geht an Bio vorbei. Wie kommt das?

Matthias Beuger: Das stimmt leider. Die pflanzliche Bewegung im Markt hat ihren Ursprung größtenteils in der Bio-Bewegung. Im Rahmen der Vollwerternährung waren schon früh pflanzliche Alternativprodukte am Markt. Leider hat die Branche aus meiner Sicht zu wenig dafür getan, den "Vegan-Trend" für Bio zu nutzen. Daher hat sich 2015 auch der VegOrganic e.V. gegründet, um eine Abgrenzung zu konventionellen pflanzlichen Produkten zu schaffen und den Trend wieder für Bio nutzbar zu machen. Dennoch hat sich der Markt in den vergangenen Jahren insbesondere im konventionellen Bereich entwickelt. Dort haben die Hersteller den Mehrwert von veganen Produkten gut und öffentlichkeitswirksam kommuniziert.

Oekolandbau.de: Was wäre denn nötig, um das zu ändern?

Beuger: Wenn wir bis 2030 einen Bioanteil von 30-Prozent erreichen wollen, müssen wir Bio und vegan näher zusammenbringen. Der Staat sollte Hürden wie die geforderte hohe Ähnlichkeit von veganen und vegetarischen Produkten zu den tierischen Vorbildern abbauen und stattdessen bio-vegane Produkte gezielt fördern. Der Mehrwert von bioveganen Lebensmitteln muss den Verbraucherinnen und Verbrauchern kommuniziert werden. Mit dem EcoVeg Zeichen versuchen wir genau diese Kommunikation zu unterstützen. Nur durch die Kombination beider großen Hebel - pflanzlich und ökologisch - kann aus meiner Sicht ein enkeltaugliches Ernährungssystem erreicht werden.

Oekolandbau.de: Was muss die Bio-Branche tun?

Beuger: Die Bio-Branche muss sich mehr öffnen für den veganen Gedanken. Längst ist es keine ideologische Frage mehr. Die biozyklisch vegane Landwirtschaft zeigt, dass eine Kreislaufwirtschaft ohne Tiere funktionieren kann. In Zukunft wird die Bio-Branche Antworten auf die Frage geben müssen, wie eine rein ökologische Landwirtschaft aussehen kann. Der höhere Flächenbedarf ist in der Diskussion immer noch eines der stärksten Gegenargumente. Eine rein ökologische Landwirtschaft kann aus meiner Sicht nur funktionieren, wenn wir überwiegend pflanzliche Produkte konsumieren. Die Entwicklungen im Konsumverhalten links liegen zu lassen, ist ein Fehler und birgt die Gefahr, dass bei entsprechenden staatlichen Vorgaben die großen Lebensmittelunternehmen eine Bio-Linie etablieren und die Pioniere der Branche auf der Strecke bleiben.


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Letzte Aktualisierung 24.10.2022

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