"Es gibt nur noch eine – wenn überhaupt vertretbare Form – der Lachszucht und das ist die an Land", bilanziert der Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke in seinem Dokumentarfilm zum Wildlachs. Doch Lachse lassen sich nicht wie Karpfen und Forellen in Teichen züchten, weiß Annabel Schuhn, Expertin für Aquakultur bei Naturland.
Oekolandbau.de: Gibt es bereits Bio-Lachsfarmen an Land?
Annabel Schuhn: Nein. Unter rein umwelttechnischen Gesichtspunkten sind die sogenannten Kreislaufanlagen an Land zwar mit Sicherheit ein spannender Ansatz für die Zukunft. Aber für die ökologische Aquakultur eignen sie sich bisher nicht. Im ganzheitlichen Ansatz von Naturland sind Tierwohl und Naturnähe zentral. Die ökologische Aquakultur arbeitet mit reduzierten Besatzdichten. Das lässt sich in Kreislaufanlagen wirtschaftlich kaum umsetzen. Und von einem naturnahen Umfeld kann, so wie die Anlagen heute gestaltet sind, auch nicht gesprochen werden. Kreislaufanlagen sind derzeit nicht öko-zertifizierbar.
Oekolandbau.de: Lassen sich Lachse überhaupt artgerecht halten, wenn die mobilen Tiere ihren Wandertrieb gar nicht ausleben können?
Schuhn: Lachse sind zwar Wanderfische, den größten Teil ihres Lebens verbringen sie aber im Meer. Denn der Wandertrieb setzt erst mit der Geschlechtsreife ein. Zugleich reduzieren die Tiere auch ihre Nahrungsaufnahme und es kommt zu einer signifikanten Abnahme des Wachstums. In der Lachszucht werden die Tiere deshalb vor Einsetzen der Geschlechtsreife geschlachtet – und damit auch, bevor sie ihren Wandertrieb entwickeln.
Oekolandbau.de: Hat die Bio-Lachszucht überhaupt eine Zukunft? Oder was würden Sie Verbraucherinnen und Verbrauchern raten?
Schuhn: Gebt dem heimischen Karpfen auch einmal eine Chance. Es ist besser als sein Image und leicht zuzubereiten. Naturland hat mehrfach versucht, den Leuten Karpfen schmackhaft zu machen – etwa mit dem Projekt "Bio-Fisch in der Mittagspause". Aber bei Fischgenuss denken die Menschen eben vor allem an Lachs. Deshalb stellen wir mit besonders strengen Anforderungen an die zertifizierten Lachsfarmen eine möglichst hohe Umweltverträglichkeit sicher. Dazu zählt auch ein regelmäßiges Umweltmonitoring rund um die Netzkäfige. Farmen werden auch nur dann zertifiziert, wenn sie die natürlichen Wanderrouten der Wildlachse nicht beeinflussen. Dann ist ein Stück Lachs – hin und wieder – ein durchaus verantwortbarer Genuss.