Die adulten Tiere der Kirschessigfliege überwintern in geschützten Verstecken an immergrünen Pflanzen in Hecken und Wäldern. Sie werden bei Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad Celsius wieder aktiv. Bei beginnender Reife der Früchte – erkennbar am Farbumschlag – wandern die Fliegen in die Kulturen ein und beginnen mit der Eiablage. Die Weibchen der Kirschessigfliege besitzen einen kräftigen, gezahnten Legeapparat, mit dem sie gesunde Früchte anstechen und mit Eiern belegen können. Ein Weibchen kann 300 bis 600 Eier legen, meist mehrere Eier pro Frucht. Die Larven entwickeln und verpuppen sich später innerhalb der Frucht, in Ausnahmen ist die Verpuppung auch außerhalb der Frucht möglich. Die Fliege bildet Winter- und Sommerformen aus, die sich in ihrer Biologie leicht unterscheiden. Die etwas dunkleren Winterformen mit ihren größeren Flügeln sind kältetolerant und können einige Stunden bei bis zu -10 Grad Celsius überstehen.
Die Fliegen können sich in einem Radius von etwa 125 Metern fliegend verbreiten, das Hauptproblem eines hohen Befalls ist eher in der beständigen Vermehrung innerhalb der Obstanlage als im Zuflug zu sehen. Bei Dauertemperaturen um 25 Grad Celsius dauert ein Generationszyklus nur zehn Tage. Bei feuchter und mäßig warmer Sommerwitterung kann es daher zu einem sehr raschen Populationsaufbau kommen. In Deutschland geht man von fünf bis acht Generationen pro Jahr aus. Die Fliegen können zwischen drei und neun Wochen leben, sodass es zu starken Überlappungen der verschiedenen Generationen kommen kann. Bei heißem Wetter ab 26 Grad Celsius sterben viele Eier und Larven in den Früchten ab, die bei direkter Sonnebestrahlung sehr hohe Temperaturen im Inneren entwickeln können.
In Deutschland werden Kirschessigfliegen nur in geringem Umfang durch spezialisierte parasitoide Wespen befallen. Daneben spielen generalistische Räuber wie Florfliegenlarven und Ohrwürmer eine Rolle als natürliche gegenspieler der Kirschessigfliege.
Risikopotential und Befallsfeststellung
Folgende geeignete Methoden zur Befallsüberwachung beschreibt das FiBL detailliert auf einer Infoseite.
Flugüberwachung mit Flüssigköderfallen
- mit verdünntem Apfelessig
- Kaufen oder selbst bauen und mit verdünntem Apfelessig ködern; eine Bauanleitung des JKI kann auf dem JKI-Wissensportal herunter geladen werden.
- Die gefangenen Fliegen müssen auf den schwarzen Flügelfleck der Männchen hin kontrolliert werden, um zu ermitteln ob es sich um einheimische Fruchtfliegen oder die invasiven Kirschessigfliegen handelt.
- rechtzeitig vor Farbumschlag der Früchte aufhängen und wöchentlich kontrollieren
- Die Wirkung der unspezifischen Flüssigköderlösung lässt mit zunehmender Reife der Früchte nach!
Früchte auf Larvenbefall untersuchen
- ergänzend zu den Flüssigköderfallen 50 Früchte pflücken
- Glattschalige Früchte mit der Lupe auf Einstichstellen untersuchen
- Andere Früchte einige Stunden einfrieren oder einen Tag bei Zimmertemperatur aufbewahren und anschließend in Seifenwasser tauchen, um die Larven heraus zu locken.
- Um die Art sicher zuzuordnen müssen die Früchte für zwei Wochen bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden, und die schlüpfenden Fliegen auf FLügelflecken hin kontrolliert werden.
In einem laufenden Forschungsprojekt wird ein Prognosemodell namens SIMKEF entwickelt, welches zukünftig das schlagspezifische Befallsrisiko und den erwarteten Befallstermin vorhersagen soll und unter www.isip.de veröffentlicht werden soll.