Algen

Makro- und Mikroalgen à la Bio

Sie heißen Nori, Dulse, Wakame oder Sea Spaghetti, gehören zu den Meeresalgen und machen in Algensalat, veganer Meerespasta und Bio-Würzmitteln Karriere. Denn das maritime Superfood hat mehr Vitamine, Mineralstoffe in sich als viele Landpflanzen. Interessant sind vor allem Selen, Zink, B-Vitamine, Antioxidantien, Omega-3- und 6-Fettsäuren und natürlich Jod. Makroalgen sind mehrzellige wasserbewohnende Lebewesen, die Photosynthese betreiben. Die etwa zwanzig kommerziell als Nahrungsmittel genutzten Makroalgenarten werden in Europa an den atlantischen Felsenküsten Spaniens, Irlands und der Bretagne gesammelt. Oder im geringen Umfang bereits künstlich kultiviert. Für beide Verfahren gibt es Bio-Standards.

Wild sammeln mit Maß

Die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau verlangen bei der Wildsammlung saubere Sammelgewässer. Ansonsten könnten die Algen mit unerwünschten Schwermetallen, Chemikalien und Keimen belastet sein. Daher dürfen die Sammlerinnen und Sammler Bio-Algen nicht in der Nähe von vielbefahrenen Häfen, Atomkraftwerken, Abwassereinleitungen, konventionellen Aquafarmen oder sonstigen Schadstoffquellen ernten. Außerdem muss die Sammlung nachhaltig sein: Es darf nur so viel entnommen werden, dass die Bestände erhalten bleiben und andere im Ökosystem Meer lebende Bewohner keinen Schaden nehmen. Der Anbauverband Naturland hat 2013 noch strengere Makroalgen-Richtlinien festgelegt. Danach sollten Meeresalgen beispielsweise bevorzugt von Hand geerntet werden. Außerdem ist es verboten, die Algen komplett zu entfernen. Schließlich müssen sie nach der Ernte wieder nachwachsen können.

Algen gezielt züchten

Da die Nachfrage nach dem Meeresgemüse auch in Europa wächst, steigen zunehmend Algenfarmen ins Geschäft ein. Die vermehren Algen auf Substraten wie Leinen und Netzen im Meer oder kultivieren sie in Becken. Genau wie Bio-Getreide und Bio-Gemüse dürfen auch Algen nur organischen Dünger bekommen. Mineralstoffe und Spurenelemente müssen aus natürlichen Quellen stammen. Erlaubt sind zum Beispiel Gesteinsmehle.

Bei allen Bio-Betrieben dürfen möglichst keine Nährstoffe aus der Algenfarm in die Umwelt gelangen. Deshalb darf in geschlossenen Beckenanlagen, das Ablaufwasser maximal den gleichen Nährstoffgehalt wie das einströmende Wasser aufweisen. Antibiotika und synthetische Düngemittel sind in der Bio-Algenzucht grundsätzlich verboten. Im Vergleich zur Fisch- und Garnelenzucht ist die Algenzucht unkompliziert. "Algen sind ein ideales Bio-Produkt. Denn ihre Zucht braucht wenig externe Stoffe", erläutert Aquakulturexpertin Annabel Schuhn von Naturland. Allerdings ist die Ernte recht arbeitsintensiv.

Bio-Mikroalgen kultivieren

Bei der Kultur von Mikroalgen gelten ähnliche Richtlinien wie bei den Makroalgen. Mikroalgen sind kleine, frei im Wasser schwebende einzelne Zellen oder Zellketten. Die gedeihen fast überall, ob im Teich, See oder im Aquarium und sogar auf Hauswänden. Wegen ihrer vielen Spurenelemente, Aminosäuren und Vitamin B12 werden beispielsweise Mikroalgen der Gattung Chlorella als Nahrungsergänzungsmittel kultiviert.

Mikroalgen brauchen zum Wachsen Nährstoffe, Kohlendioxid und viel Licht. Deswegen ziehen heimische Erzeugerinnen und Erzeuger sie in mit Süßwasser gefüllten, transparenten Glasröhren, Schläuchen oder Beuteln heran. In südlichen Breiten ist es dagegen üblich, Mikroalgen unter freiem Himmel zu züchten. Damit sie ausreichend Sonnenlicht bekommen, ist das Wasser in den offenen Kulturbecken nur etwa dreißig Zentimeter tief und wird ständig umgewälzt. Die Düngemittel müssen bei biozertifizierten Mikroalgen pflanzlich sein.

Algen in kleinen Mengen genießen

Bio-Algenprodukte gibt es bereits in vielen Naturkostläden und im Online-Handel zu kaufen. Allerdings nicht als Hauptnahrungsmittel, sondern als gesunde Zusatzkost. So lassen sich ein paar Sea Spaghetti unter die normale Pasta mischen oder im Salat genießen. Algenflocken bereichern Gemüsegerichte, Suppen, Salate und Saucen. Je nach Art haben die Algen unterschiedliche Geschmacksrichtungen. "Während Wakame und Sea Lettuce leicht salzig schmecken, nutzen Brauereien die Meeresalge Sweet Kombu aufgrund ihres hohen Zuckergehaltes beim Bierbrauen. Und die würzige Rotalge Dulse lässt sich mit ihrem leicht rauchigen Geschmack als Speckersatz verwenden", erläutert Meeresbiologin Beatrix Höcker vom Algenanbieter Ocean`s Flavour. Deren Meeresalgen kommen alle aus den atlantischen Gewässern der irischen Küste. "Dort hat der Algengenuss schon lange Tradition, allerdings eher als Kautabak, Erkältungsmedizin und Arme-Leute-Essen denn als Bio-Trendprodukt."


Letzte Aktualisierung 04.04.2023

Demonstrationsbetriebe Ökolandbau

Bio live erleben!

Die Betriebe des Netzwerkes öffnen ihre Hoftore für die Öffentlichkeit.

Zu den Demobetrieben

Nach oben
Nach oben