Einkauf

Bio-Großhandel oder regionaler Betrieb: Bezugsquellen für die AHV

Wie organisieren Großküchen die Beschaffung bei der Einführung von Bio-Produkten? Wie finden sie geeignete Bio-Lieferanten? Der Artikel gibt einen Überblick zum Thema "Einkauf von Bio-Lebensmitteln in der AHV" mit vielen Links zu weiteren Informationen.

Wenn AHV-Küchen auf Bio umstellen, steht natürlich die Frage im Raum: Von wem und über welche Kanäle sollen die Bio-Produkte beschafft werden? Hier gibt es kein Patentrezept für alle. Es bestehen große Unterschiede zwischen den Einrichtungen im AHV-Bereich, den Tischgästen, den verantwortlichen Menschen im Einkauf und natürlich auch in Bezug auf das Bio-Angebot in der jeweiligen Region.

Die Beschaffungsstrukturen im Bio-AHV-Markt sind äußert vielfältig und geprägt von individuellen Prioritäten und Lösungen,

so Branchenexperte Rainer Roehl von a´verdis.

Doch es gibt einen Fahrplan, nach dem Küchen bei der Beschaffung systematisch vorgehen können. Dieser wird in einer Präsentation zur Initiative BioBitte noch näher beschrieben:

  • Wie sieht das Bio-Konzept aus?
  • Sollen nur einzelne Bio-Zutaten verwendet oder die ganze Produktpalette auf Bio umgestellt werden?
  • Um welche Essenszahlen und Mengen geht es?
  • Sollen – wo möglich – regional erzeugte Biolebensmittel eingesetzt werden?
  • Sind Convenienceprodukte gefragt beziehungsweise aus organisatorischen Gründen erforderlich?
  • Welcher Lieferrhythmus ist erwünscht?
  • Ist ggf. auch der Einkauf direkt von einem landwirtschaftlichen Betrieb möglich?


Auf der Suche nach dem richtigen Lieferanten-Typ

Wenn klar ist, was die Küche braucht, beginnt die Suche nach dem richtigen Lieferbetrieb. Zunächst liegt es nahe, erst einmal bei den bestehenden Kontakten aus dem konventionellen Bereich nachzufragen, ob sie auch Bio-Produkte anbieten. Bei der Suche nach neuen Betrieben haben die Essenzahlen und Liefermengen einen großen Einfluss darauf, welche Lieferantentypen in Frage kommen. Nachfolgende Tabelle bietet dafür eine erste Orientierung. 

Mit Checkliste den richtigen Lieferantentyp finden

Auf den Punkt gebracht heißt das: Der Biolieferant oder die Biolieferantin muss zur Größe und Art der eigenen Einrichtung passen. Die Liefermengen entscheiden maßgeblich über die beste Form der Belieferung. Für eine erste Orientierung kann folgende Tabelle dienen.

Plus- und Knackpunkte verschiedener Lieferantentypen
 PluspunkteKnackpunkte
Großhandel
  • Breites Sortiment
  • Ganzjähriges Angebot
  • Großgebinde
  • Großhandelspreise
Mindestbestellmengen
Lieferservicebetriebe
(meist gleichzeitig Betrieb mit Produktion und Handel)
  • Breites Sortiment
  • in der Regel keine Mindestbestellmengen
  • ganzjähriges Angebot
Großgebinde nur bei spezialisierten Betrieben
Bio-Höfe und Gemüsebaubetriebe
  • Direkter Kontakt
  • Transparente Herkunft
  • Kurze Lieferwege
  • Individuelle Absprachen möglich: unter Umständen Preisnachlässe bei optisch nicht marktfähigen Produkten
  • Begrenztes Sortiment
  • Angebot stark saisonabhängig
  • Flexibilität bei Engpässen
  • Logistik muss geklärt werden
  • Bestellung aufwändiger (mehr Lieferanten)

Beschaffung über den Bio-Großhandel

Viele Großküchen sind es gewohnt, eine möglichst breite Palette an Produkten bei einem Lieferanten zu bestellen. Eine One-Stop-Shop-Lösung ist für viele in der AHV attraktiv, die mit Zeit- und Personalproblemen klarkommen müssen. Inzwischen haben sich viele Unternehmen im Bio-Großhandel auf die Anforderungen der AHV eingestellt und bieten den Küchen ein breites Sortiment an Produkten. Eine alphabetisch geordnete Liste mit Bio-Großhändlern für die AHV finden Sie hier im Oekolandbau-Portal.

Einige der Unternehmen im Bio-Großhandel sind dabei, regionale Bio-Produkte in ihrem Angebot besser sichtbar zu machen. Hier ist gerade viel Dynamik und es empfiehlt sich, einfach mal nachzufragen, ob auch regionale Waren im Sortiment verfügbar sind und nach welchem Kriterium das definiert wird. Der Markt reagiert auf solche Kundenwünsche.

Lösungen für Küchen mit kleineren Essenzahlen

Für Einrichtungen der AHV mit nicht so großen Essenszahlen – wie beispielsweise eine kleine Kita mit eigener Küche – können auch regionale Lieferservicebetriebe ein interessanter Kontakt sein. Viele dieser Betriebe, die historisch vor allem private Haushalte mit Bio-Waren beliefern, haben sich inzwischen auf die Bedürfnisse der AHV eingestellt. Im Unterschied zum Großhandel verlangen sie in der Regel keine Mindestbestellmengen, die für eine kleine Küche ein Hinderungsgrund sein könnten. Zudem sind sie oft gut mit regionalen Bio-Betrieben vernetzt und viele von ihnen haben inzwischen neben den Frischewaren ein breites Trockensortiment und Milchprodukte im Angebot.

Einkauf direkt beim regionalen Betrieb

Einige Verantwortliche in der AHV setzen darauf, Bio-Lebensmittel nicht nur über den Bio-Großhandel, sondern auch direkt bei Bio-Betrieben aus der Region zu beziehen. Das schließt sich keinesfalls aus. Im Idealfall kann hier eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen entstehen, wenn beide Seiten fair miteinander umgehen. Verbindlichkeit und Vertrauen sind dafür die Schlüsselworte. Sie brauchen Zeit zum Wachsen, lassen sich aber schnell zerstören. So eine regionale Beschaffung kommt bei den Tischgästen in aller Regel sehr gut an; aber sie braucht häufig einen längeren Atem und die Bereitschaft, eigene Netzwerke aufzubauen.

Checkliste für die Lieferantensuche

Wenn eine Küche einen bestimmten Lieferbetrieb in die nähere Auswahl nimmt, kann diese Checkliste dabei helfen zu prüfen, ob ein Lieferbetrieb zu den Anforderungen der eigenen Küche passt. Die Fragen sind zudem nützlich, wenn zum Vergleich verschiedene Angebote eingeholt werden.

Checkliste mit Fragen zur Lieferantensuche

  • Art, Größe und Schwerpunkte des Betriebs?
  • Hat der Lieferant/die Lieferantin Erfahrungen mit der Belieferung von Großküchen?
  • Können dazu Referenzen genannt werden?
  • Welche Lebensmittel werden – in welchem Verarbeitungsgrad – an Küchen geliefert?
  • Welche Gebindegrößen werden angeboten?
  • Welche Verpackungen werden verwendet?
  • Wer nimmt die Bestellungen an? Wie ist der Lieferrhythmus?
  • Wie ist der zeitliche Vorlauf für eine Bestellung?
  • Wie sind die Preise beziehungsweise die Preisentwicklung (bei saisonalen Produkten) über das Jahr hinweg?
  • Sind Angaben zur regionalen Herkunft der Lebensmittel möglich?
  • Besteht die Möglichkeit, größere Mengen (zum Beispiel Gemüse) mit Abnahmevereinbarung zu produzieren und entsprechende Preisnachlässe zu erhalten?
  • Können bei Bedarf auch neue Produkte ins Sortiment aufgenommen werden?

Potenziale digitaler Plattformen

In den letzten Jahren entstanden in verschiedenen Regionen Deutschland eine Reihe von digitalen Plattformen, die dabei helfen sollen, das Angebot bioregionaler Waren besser mit der Nachfrage aus der GV zu vernetzen. Es geht ihnen darum, das Bio-Angebot in den jeweiligen Regionen besser sichtbar zu machen, B2B-Kontakte zu fördern und teilweise darum, die Logistik zu optimieren. Die digitalen Werkzeuge sollen die Nachteile einer kleinteiligen, regionalen Beschaffung überwinden und versprechen neue Impulse für den Aufbau bioregionaler Wertschöpfungsketten. Für eine abschließende Bewertung, welche dieser Modelle sich wo und wie etablieren, ist es noch zu früh. Noch bestehen Herausforderungen darin, diese digitalen Werkzeuge technisch weiterzuentwickeln, eine breite Akzeptanz bei den Zielgruppen zu gewinnen und tragfähige wirtschaftliche Konzepte zu entwickeln.

Lieferantenadressen

Hier im Ökolandbau-Portal finden Sie Adressen von Betrieben aus den Bereichen Herstellung und Handel, die auch die AHV beliefern. Dieses Verzeichnis kann nie vollständig sein, aber es gibt einen ersten und schnellen Überblick über den Markt.

Text: Andreas Greiner


Letzte Aktualisierung 07.04.2025

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