Beschaffung von Bio-Gewürzen

Bio-Gewürze: Von der Rohware bis in die Küche

Die Nachfrage nach Bio-Gewürzen in Deutschland wächst, während die Anzahl  der Produktionsbetriebe weltweit noch relativ gering ist. Grundsätzlich kann für die Verarbeitung aber ausreichend Ware durch Vertragsanbau und auf dem freien Markt beschafft werden. Versorgungsengpässe können jedoch bei Ernteausfällen und anderen Unwägbarkeiten entstehen.

Gewürze waren schon immer ein wichtiges Handelsgut. Ihr Einsatz und Handel reicht viele tausende Jahre zurück. Sie wurden als Heilmittel eingesetzt, zur Ausübung von magischen und kultischen Gebräuchen, zum Haltbarmachen oder zum Würzen. Mit der Ausweitung des Römischen Reiches gelangten die Gewürze auch zu uns.

Der Fachverband der Gewürzindustrie e.V. berichtete für das Jahr 2023 eine Importmenge von rund 126.400 Tonnen Gewürze aus aller Welt. 54.146 Tonnen wurden exportiert.

Wertschöpfung von Gewürzen im Ursprungsland

Im Gewürzhandel hat sich in den zurückliegenden zwanzig Jahren viel verändert. Früher wurde die Ware in den Herkunftsländern grob gereinigt und anschließend verschifft. Die Weiterverarbeitung erfolgte in den Industrieanlagen der Abnahmeländer. Mittlerweile ist es im Bio-Bereich üblich, dass die Ware nicht mehr als Rohstoff das Herkunftsland verlässt, sondern vor Ort bereits gesiebt und gereinigt wird.

Viele Erzeugende haben sich in Verbänden zusammengeschlossen, um kooperativ Gerätschaften anzuschaffen und Laboruntersuchungen gemeinsam zu schultern. Auch aufgrund der zunehmenden regulatorischen Vorgaben, zum Beispiel für den Export in die EU, sind aus den bäuerlichen Strukturen Unternehmen geworden, die die gesamte Verarbeitung inklusive der Qualitätssicherung durchführen können.

Bei kooperativen Strukturen übernehmen diese auch oft die Kommunikation für den Vertragsanbau. Hierbei schließen Produzierende einen festen Liefer- und Abnahmevertrag mit einem Verarbeitungsunternehmen – oft inklusive eines Garantiepreises.

Vorteil für den Vertragsanbau ist die Abnahmegarantie der Rohstoffe zu einem festen Preis und die oft besseren Qualitäten des Rohstoffs durch die gegenseitige Vermittlung von Know-how. Von den kürzeren Handelswegen profitieren preislich sowohl Herstellende als auch die Verarbeitungsunternehmen, da Handelsstufen beispielsweise über Agentinnen und Agenten oder Maklerinnen und Makler entfallen.

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Freier Markt für Gewürze trotz Vertragsanbau

Neben dem Vertragsanbau spielt aber der freie Markt mit zertifizierten Lieferantinnen und Lieferanten und Maklerbüros die größere Rolle. Auch im Vertragsanbau ist man auf diesen Markt angewiesen. Produktionsmengen über die Verträge hinaus sowie Ernteausfälle werden über den Handel an den freien Märkten wieder ausgeglichen.

"Die Warenbeschaffung ist nach wie vor die zentrale Herausforderung, auf die viele Faktoren Einfluss nehmen. Vor allem Ernteausfälle, aber auch die immer wiederkehrende Rückstandsproblematik, zum Beispiel aufgrund der Verunreinigung der Ernte durch konventionelle Landwirtschaft mit entsprechender Beanstandung in der Kontrolle, sodass dann eine Vermarktung im Bio-Bereich nicht mehr möglich ist und Ware fehlt. Ähnliches gilt für andere Reklamationen. Dazu kommen sich ändernde gesetzliche Vorgaben. Dafür ist der Markt überschaubar", erklärt Kai Dräger, Geschäftsführer von Spicebar.

Während sich im konventionellen Bereich der Handel stark konzentriert hat und der Markt in den Händen Weniger liegt, gibt es im Bio-Bereich noch immer eine Vielzahl kleinerer Erzeugungsbetriebe und Handelsunternehmen. Daraus ergeben sich Vorteile.

Obwohl die Zahl der Bio-Bäuerinnen und -Bauern für tropische Gewürze nach wie vor gering ist und die Nachfrage steigt, "ist die Warenbeschaffung auch ohne feste Anbauverträge grundsätzlich kein Problem. Ausnahme sind Ernteausfälle durch Witterungseinflüsse", sagt auch Thomas Walter, Prokurist bei Bode Naturkost.

Das macht Bio-Gewürze besonders

Die Nachfrage nach Bio-Gewürzen steigt. Voraussetzung für den Handel ist eine Zertifizierung nach den Richtlinien Vorgaben der EU-Öko-Verordnung durch eine anerkannte Kontrollstelle.

Gemäß der Verordnung dürfen Gewürze nicht mit ionisierenden Strahlen behandelt oder begast werden. Die Gewürze werden regelmäßig von unabhängigen Stellen unter anderem auf Rückstände und mikrobielle Belastungen überprüft.

Zudem verzichten die Hersteller von Bio-Gewürzen auf den Einsatz von Trennmitteln wie zum Beispiel Siliciumdioxid (E 551), andere Silikate oder Magnesiumcarbonat (E 504), auf Geschmacksverstärker und Aromen. Alle Zutaten sind stets vollständig deklariert.

Gewürze: Lieber Klassiker oder Exot?

Die Nachfrage nach Gewürzen ist je nach Land sehr unterschiedlich. In der deutschen Küche werden eher wenig Gewürze verarbeitet. "Der Schwerpunkt liegt hier bei den Küchenkräutern", sagt Viola Vierk, Inhaberin des Spicy’s Gewürzmuseum in der Hamburger Speicherstadt.

Verwendung finden in Deutschland vor allem:

  • Sellerie,
  • Dill,
  • Kerbel,
  • Petersilie,
  • Schnittlauch und Liebstock.

Aufgrund des geringen Gehalts an ätherischen Ölen kommen diese Kräuter vor allem frisch zum Einsatz. Bei den getrockneten Gewürzen spielt Pfeffer in Deutschland eine große Rolle, es folgen Nelken, Muskat sowie Vanille und Zimt. Auch Ingwer und Kurkuma sind populär.

In der mediterranen Küche dagegen regieren dagegen

  • Majoran,
  • Oregano,
  • Rosmarin und Thymian.

Diese Kräuter sind aufgrund des höheren Gehalts an ätherischen Ölen auch getrocknet sehr würzend.

In nordafrikanischen Regionen, wie Marokko, Tunesien oder Ägypten wiederum finden

  • Kreuzkümmel,
  • Kurkuma und Kardamom viel Verwendung.

Indien ist bekannt für Garam Masala und andere Curry-Mischungen mit

  • schwarzem Kardamom,
  • Zimt,
  • Nelken,
  • schwarzem Pfeffer und Kreuzkümmel, verfeinert mit Fenchel, Chili, Koriandersamen oder Safran.

Die Bandbreite der weltweit eingesetzten Gewürze ist enorm. Der Klassiker der deutschen Küche Petersilie ist in anderen Ländern ein Exot. Dagegen gelten Korianderblatt und Kardamom hierzulande als exotisch.

Anbau von Gewürzen auch in Deutschland

Auch in Deutschland werden Bio-Kräuter und -Gewürze angebaut. Vor allem in Süddeutschland gibt es einige Flächen, auf denen Kräuter für die Weiterverarbeitung in Suppen oder Soßen heranwachsen. Der Großteil wird in landwirtschaftlicher Feldkultur in Bayern, Thüringen und Hessen angebaut.

Es überwiegen jedoch Topfkräuter, die bundesweit und vor allem in Spezialbetrieben in Norddeutschland gezogen werden.

"Insbesondere bei den Küchenkräutern ist Regionalität aber sehr gefragt", sagt Christina Arnold von der Hamburger Gewürz-Mühle Hermann Schulz. Abgesehen von Topfkräutern können regionale Anfragen aber kaum erfüllt werden. Es gibt allerdings einige Spezialitäten wie den Thüringer Majoran, bei denen der regionale Bezug ausgelobt wird.


Letzte Aktualisierung 11.04.2025

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