Den Bio-Betrieb energieeffizienter gestalten

Den Bio-Betrieb energieeffizienter gestalten

Landwirtschaftliche Betriebe brauchen viel Energie. Deshalb sind die hohen Preise für Diesel, Strom und Gas für viele Betriebe eine große Belastung. Dabei gibt es viele Möglichkeiten Energie zu sparen. Zudem wird die Erzeugung von eigenem Strom attraktiver. Der Beitrag liefert einen Überblick über Einsparpotenziale ohne größere Investitionen und aktuelle Fördermöglichkeiten.

Die Preise für Energie in Form von Diesel, Strom und Gas sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Für landwirtschaftliche Betriebe sind die Energiekosten nach den Ausgaben für zugekaufte Futtermittel der größte Kostenblock. Von den knapp 4,5 Milliarden Euro, die Betriebe im Jahr 2023 insgesamt für Energie ausgegeben haben, entfallen über 2,9 Milliarden Euro auf Treibstoffe und etwas mehr als eine Milliarde Euro auf Strom.

Bei stagnierenden bis rückläufigen Erzeugerpreisen für Bio-Produkte wächst auch für ökologisch wirtschaftende Betriebe der Druck, Kosten einzusparen. Das mit Abstand größte Einsparpotenzial haben landwirtschaftliche Betriebe im Bereich Energie, nicht zuletzt durch die Option, Strom durch Photovoltaik (PV), Biomasse oder Windkraft selbst erzeugen und nutzen zu können. Zudem tragen Einsparungen beim Energieverbrauch auch zum Klimaschutz bei.

    Wie viel Energie kommt eigentlich von unseren Äckern?

    Die Erzeugung erneuerbarer Energien findet unter anderem auf landwirtschaftlichen Flächen statt. Wie viel tatsächlich auf unseren landwirtschaftlichen Äckern erzeugt wird, zeigt eine Infografik des Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) anschaulich. Zu sehen ist hier, dass der Stromertrag je Hektar bei Windkraftanlagen um ein Vielfaches höher ist als bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA). Und der Ertrag aus PV-FFA übersteigt wiederum den der Biogasverstromung deutlich. Künftig könnte durch den vermehrten Einsatz von PV- und Windkraftanlagen statt Energiepflanzen die gleiche Energiemenge auf deutlich weniger Fläche erzeugt werden.

    Quelle: Infografik BZL

    Unnötigen Stromverbrauch vermeiden

    Doch wie lässt sich der eigene Bio-Betrieb energieeffizienter gestalten und wo liegen die größten Einsparpotenziale? Als erster Schritt empfiehlt sich ein kritischer Blick auf versteckte Stromverbraucher wie etwa die Beleuchtung in Ställen und auf dem Hofgelände.

    Nicht durchgehend benötigte Lampen können mit einem Bewegungsmelder ausgestattet werden. In Ställen ist eine tageslichtabhängige Steuerung der Beleuchtung sinnvoll. Zudem sollte man darauf achten, die Lampen im Stall regelmäßig zu reinigen. Eine größere, aber sehr lohnende Investition ist die komplette Umstellung der Beleuchtung auf LED-Lampen. Gegenüber den üblichen Leuchtstoffröhren lassen sich dadurch 50 bis 70 Prozent der Stromkosten einsparen.

      Auf effiziente Elektromotoren setzen

      Auf fast allen Betrieben sind Elektromotoren im Einsatz, etwa für Förderbänder, Futtermühlen oder bei Sortier- und Abpackmaschinen für Kartoffeln oder Gemüse. Hier lohnt es sich, die Energieeffizienz der Motoren zu prüfen. Sie wird in die Klassen IE0 bis IE5 eingeteilt. Viele Betriebe nutzen noch ältere, wenige effiziente IE2-Motoren. Seit Juli 2023 sind bei Neuanschaffungen Motoren der Effizienzklasse IE4 vorgeschrieben. Wer direkt in einen besonders effizienten IE5-Motor investiert, kann den Stromverbrauch gegenüber IE2-Motoren um über 25 Prozent senken.

      Um möglichst große Einsparungen für den Gesamtbetrieb zu erzielen, ist es wichtig zu wissen, in welchen Bereichen am meisten Energie verbraucht wird. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Außenwirtschaft. Denn die Kosten für Treibstoffe und Schmiermittel machen fast 65 Prozent der gesamten Ausgaben für Energie in der Landwirtschaft aus.

      Im ökologischen Ackerbau dürfte dieser Anteil noch etwas höher liegen, da hier tendenziell mehr Traktoreinsätze notwendig sind als im konventionellen Bereich. Schließlich muss die Unkrautkontrolle überwiegend mechanisch erfolgen und dieselsparende Maßnahmen wie Direktsaat lassen sich im Ökolandbau nur begrenzt umsetzen.

        Dieselverbrauch lässt sich um 25 Prozent senken

        Auch ohne neueste Technik lassen sich beim Traktoreinsatz allein über die gewählten Einstellungen und die Fahrweise bis zu einem Viertel des Kraftstoffs einsparen. Dafür sollte zum Beispiel das Traktorgewicht passend zum Arbeitsgang gewählt werden. Denn je nach Arbeitseinsatz und Anbaugerät erhöht ein zu schwerer Traktor den Rollwiderstand unnötig, während ein zu geringes Traktorgewicht zu mehr Schlupf führt. Der Schlupf sollte möglichst unter zehn Prozent liegen. Das lässt sich unter anderem mit der richtigen Ballastierung des Traktors erreichen.

        Auch eine niedertourige Fahrweise und die regelmäßige Reinigung des Kühlers sowie der Luft-, Öl- und Dieselfilter senken den Verbrauch. Großen Einfluss auf den Kraftstoffbedarf hat auch die Bereifung. Eine geringe Kontaktfläche von Reifen und Boden führt zu tieferen Spuren und verstärkt die Bodenverdichtung. Als Faustregel gilt: Ein Zentimeter mehr Spurtiefe erhöht den Dieselverbrauch um zehn Prozent.

        Reifendruckregelanlage sorgt für optimale Zugkraft

        Mit Breit- oder Doppelreifen lassen sich Spurtiefe, Schlupf und Bodenverdichtung deutlich verringern. Noch besser ist die Investition in eine automatische Reifendruckregelanlage, mit der sich der Reifendruck je nach Arbeitseinsatz (Bodenbearbeitung, Straßentransport) kurzfristig anpassen lässt. Einsparpotenzial: bis zu zehn Prozent.

        Auch in der Innenwirtschaft ist es sinnvoll, bei Geräten mit dem größten Energiebedarf anzusetzen. In der Milchviehhaltung ist das in der Regel die Milchkühlung. Ein Vorkühler, der die Milch vor dem Einlaufen in den Tank auf etwa 15 Grad absenkt, verringert den Strombedarf um 40 bis 60 Prozent. In Verbindung mit einer Wärmerückgewinnungsanlage können bei einer Herde von 100 Tieren täglich zusätzlich etwa 650 Liter Wasser auf 45 Grad erwärmt werden. Das Warmwasser kann für den Stall- und Wohnbereich genutzt werden kann.

        Strom für den Eigenbedarf erzeugen lohnt sich

        Landwirtschaftliche Betriebe haben durch große Dachflächen und/oder Alleinlage häufig gute Voraussetzungen, Strom für den Eigenbedarf zu erzeugen. Über ein Viertel aller landwirtschaftlichen Betrieben verfügten im Jahr 2023 bereits über Anlagen zur Erzeugung von Strom.

        Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren im April 2024 auf Dächern und Grundstücken hierzulande gut 3,4 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt rund 81.500 Megawatt installiert.

        Neben PV-Anlagen können bei günstiger Lage auch kleine Windenergieanlagen interessant sein. In vielen Bundesländern wird für Anlagen bis zehn Metern Höhe keine Baugenehmigung benötigt.

        Die große Herausforderung bei Eigennutzung des erzeugten Stroms besteht darin, Erzeugung und Verbrauch mengenmäßig und zeitlich in Einklang zu bringen. Denn die erzeugten Strommengen durch PV- und Windkraftanlagen unterliegen oft großen Schwankungen. So liefert etwa eine PV-Anlage im Juni durchschnittlich sieben Mal mehr Strom als im Dezember. Aufgrund der aktuell hohen Preise für Batterien ist die Speicherung von eigenem, regenerativ erzeugtem Strom zurzeit keine Alternative.

        E-Maschinen als Abnehmer für selbsterzeugten Strom

        Als Abnehmer bieten sich deshalb Maschinen mit Elektromotor an, die für hofnahe Arbeiten eingesetzt werden. Dazu gehören zum Beispiel Kleintraktoren, Rad- und Teleskoplader oder auch E-Futtermischwagen und E-Futterschieber in der Milchviehhaltung. Sie werden in der Regel nur für kürzere Arbeitseinsätze genutzt und können an einer hofeigene Ladestation aufgeladen werden, wenn sie nicht im Einsatz sind. Je nach erzeugter Strommenge kann sich auch die Anschaffung eines E-Betriebsautos und eines privaten Elektroautos lohnen.

        Landmaschinen mit Elektromotor sind allerdings noch erheblich teurer als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor. Um landwirtschaftlichen Betrieben bei Investitionen in sparsame und damit klimafreundliche Technik zu unterstützen, fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Einzelmaßnahmen in diesem Bereich.

        Gefördert werden:

        • der Kauf von Maschinen mit Elektroantrieb,
        • der Austausch von Elektromotoren,
        • die Ausrüstung von Traktoren mit einer Reifendruckregelanlage und
        • der Einsatz von Wärmetauschern.

        Bundesprogramm Energieeffizienz fördert Investitionen

        Umgesetzt wird die Förderung vom Bundesprogramm zur Steigerung der Energieeffizienz und CO2-Einsparung in Landwirtschaft und Gartenbau in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Die bisher über das Programm geförderten Projekte zeigen, dass sich Investitionen in energiesparende Technik schnell rechnen.

        So hat zum Beispiel ein konventioneller Milchviehbetrieb im Allgäu in einen elektrischen Hoflader investiert, der mit einer hofeigenen PV-Anlage betrieben wird. Dadurch spart der Betrieb jährlich etwa 2.300 Liter Diesel. Das entspricht einer Ersparnis bei den Energiekosten von knapp 2.000 Euro und sorgt dafür, dass 4,4 Tonnen CO2 weniger freigesetzt werden. Aktuell werden E-Maschinen mit 20 Prozent gefördert. Der Mehrpreis gegenüber einer konventionellen Maschine (12.000 Euro) amortisiert sich dadurch bereits nach knapp drei Jahren.

        1.200 Liter Diesel weniger durch Reifendruckregelanlage

        Ein niedersächsischer Ackerbaubetrieb hat mit einer Förderung in Höhe von 30 Prozent einen Traktor mit einer Reifendruckregelanlage ausgerüstet. Durch die neue Technik werden pro Jahr mehr als 1.200 Liter Diesel eingespart und damit über drei Tonnen CO2. Die Investition rechnet sich nach etwa fünf Jahren.

        Nach Beratung durch eine sachverständige Person fördert das Bundesprogramm Energieeffizienz auch Investitionen in eigene Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung auf dem Betrieb, also PV-Anlagen, Kleinwindanlagen, Wärmepumpen und Biomasseheizungen. Auch die Kosten für eine externe Energieberatung können mitgefördert werden.

        Text: Jürgen Beckhoff


        Letzte Aktualisierung 23.10.2024

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