Kontaktloses Bezahlen ist der neue Standard

Kontaktloses Bezahlen ist der neue Standard

Seit der Corona-Pandemie hat die Kartenzahlung einen regelrechten Auftrieb erfahren. Als Standard hat sich dabei das kontaktlose Bezahlen etabliert. Nicht nur für die Kundschaft, auch für Händlerinnen und Händler ergeben sich dadurch Vorteile.

Das Bezahlverhalten in Deutschland hat sich seit der Corona-Pandemie verändert. So wurden die Verbraucherinnen und Verbraucher im Zuge der Hygienemaßnahmen verstärkt dazu aufgefordert, ihre Einkäufe bargeldlos zu bezahlen. Das hat der Kartenzahlung einen regelrechten Aufschwung beschert und den Trend zum digitalen Zahlungsverkehr beschleunigt. Selbst bei Bäckereien, Metzgereien und kleineren, inhabergeführten Läden können seitdem Kleinbeträge mit Karte gezahlt werden. Belegt wird der Trend zum bargeldlosen Bezahlen durch die EHI-Studie "Zahlungssysteme im Einzelhandel 2022". Demnach ist der Umsatzanteil "Kartenzahlung" im stationären Handel zwischen 2019 und 2021 von 51 Prozent auf 59 Prozent gestiegen. Die Girocard ist im Jahr 2021 sogar mit einem Umsatzanteil von 42 Prozent stärkste Zahlungsart vor der Barzahlung gewesen. Das kontaktlose Bezahlen mit Karte und zunehmend auch mit dem Smartphone hat sich inzwischen zum Standard entwickelt. Die Deutsche Kreditwirtschaft weist für die kontaktlose Girocard eine Steigerung der Bezahltransaktionen von 61 Prozent auf 73 Prozent im Jahr 2021 aus. Noch höhere Anteile der kontaktlosen Girocard-Zahlung zeigen sich bei den Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels, die dort zwischen 78 Prozent bei SB-Warenhäusern und 87 Prozent bei Drogeriemärkten liegen. Im ersten Halbjahr 2022 wurden fast drei Viertel aller Transaktionen kontaktlos durchgeführt, so Girocard.

Welche Möglichkeiten des kontaktlosen Bezahlens gibt es?

Bei der kontaktlosen Zahlung wird die Girocard, Kreditkarte oder auch das Smartphone beziehungsweise die Smartwatch nicht in das Bezahlterminal gesteckt, sondern in geringem Abstand vor das Terminal gehalten. Diese Medien müssen dazu mit einem NFC-Chip ausgestattet sein. Bei dieser sogenannten Near Field Communication (Nahfeldkommunikation) werden Daten kontaktlos via Funk übertragen. Damit eine Datenübertragung stattfinden kann, müssen beide Medien im Abstand von wenigen Zentimetern aneinandergehalten werden. Ob mit einer Karte kontaktlos gezahlt werden kann, erkennt man am aufgedruckten Wellensymbol. Auch am Kartenterminal befindet sich entsprechend das Wellensymbol. Bis zu einem Warenwert von 50 Euro können Zahlungen in der Regel kontaktlos ohne PIN-Eingabe getätigt werden. Bei Beträgen über 50 Euro wird eine PIN-Eingabe beim kontaktlosen Zahlen erforderlich.

Eine andere Möglichkeit der kontaktlosen Zahlung bietet das sogenannte Mobile Payment, das mobile Bezahlen mit dem Smartphone oder der Smartwatch mittels einer digitalen Karte. Diese Geräte sind ebenfalls mit einem NFC-Chip ausgestattet. Dafür wird eine Bezahl-App benötigt, die Anbieter wie Apple, Google oder Payback anbieten, oder eine entsprechende Banking-App. In der Regel muss eine Kreditkarte oder eine Girocard hinterlegt werden, über die dann via PayPal oder Lastschrifteinzug abgerechnet wird. 

Neben der NFC-Technologie werden in Deutschland zudem Mobile-Payment-Lösungen mittels QR- und Barcode (zum Beispiel Bluecode) abgewickelt. Bei diesen beiden Methoden werden optische Lesegeräte zum Auslesen genutzt, wodurch ebenfalls kein direkter Kontakt zwischen der Kundschaft und dem Kassenpersonal notwendig ist. 

Vor- und Nachteile für Handelsunternehmen durch kontaktlose Zahlung

In der Regel überwiegen aber die Vorteile der Kartenzahlung für Handelsunternehmen. Nicht nur bei Kartenzahlung fallen Kosten an, sondern auch bei Barzahlungen. Denn auch Bargeld muss verarbeitet, gelagert, gezählt, eingezahlt und gewechselt werden. Wichtigstes Argument für den Handel sollte aber der Kundenwunsch nach (kontaktloser) Kartenzahlung sein, den es zu erfüllen gilt.

Welche Kosten entstehen für Händlerinnen und Händler bei Kartenzahlung?

Unterschieden wird hierbei zwischen fixen Kosten und variablen Kosten bei Kartenzahlung. Zu den fixen Kosten zählen die monatlichen Kosten für die Miete des Kartenterminals sowie eine Servicepauschale beziehungsweise Grundgebühr für Betrieb, Updates und Beratung. Gegebenenfalls wird nochmals eine Pauschale für das sogenannte Zentrale Clearing (hierbei werden die Zahlungsvorgänge als Sammelgutschrift verbucht). In der Regel liegen die Fixkosten zwischen 17 und 22 Euro pro Monat. Zu den variablen Kosten bei Kartenzahlung zählen Transaktionsgebühren, EC-Karten-Gebühren und gegebenenfalls Kreditkarten-Gebühren an. Diese werden bei jeder Transaktion fällig und orientieren sich im Falle der EC- bzw. Kreditkarten-Gebühr am Einkaufsbetrag. In der Regel liegt die Transaktionsgebühr zwischen 7 und 12 Cent pro Transaktion und die EC-Kartengebühr zwischen 0,23 und 0,30 Prozent des Einkaufsbetrags. Bei der Zahlung mit Kreditkarte fallen 1 bis 3 Prozent des Einkaufsbetrags an Gebühr an. 

Beispielrechnung für ein kleines Ladengeschäft (80 Kartenzahlungen pro Monat, Gesamtumsatz von 2.000 Euro):

LeistungKosten pro Monat
Miete EC-Gerät9,99 Euro
Servicepauschale  5,99 Euro
Zentrales Clearing  1,99 Euro
EC-Umsatz (0,25 % des Umsatzes)5,00 Euro
80 Transaktionen je 9 Cent7,20 Euro
Gesamtkosten 30,17 Euro 

Kartenterminals können sowohl gemietet als auch gekauft werden. Beim Kauf entfallen entsprechenden die monatlichen Fixkosten für Miete und Service. Ein Gerätekauf lohnt sich laut dem Informationsportal "Ratgeber Kartenzahlung" finanziell nur dann, wenn wenige Zahlungen mit Karte erwartet werden beziehungsweise der Umsatz mit Kartenzahlung gering ausfällt. 

Was wird für mobiles Bezahlen benötigt?

Ist mein Unternehmen technisch dazu in der Lage, mobiles Bezahlen für die Kundschaft zu ermöglichen? Hilfestellung hierzu bietet der Schnellcheck der Mobil-Payment-Initiative des EHI Retail Institute. 

Wer ein NFC-fähiges Terminal besitzt, kann in der Regel damit auch Zahlungen mit dem Smartphone beziehungsweise der Smartwatch akzeptieren.

Handelsunternehmen, die kein NFC-fähiges Terminal besitzen, sollten bei der Anschaffung eines solchen darauf achten, dass es kompatibel mit der Kasse beziehungsweise der Kassensoftware ist. Am Markt gibt es eine Vielzahl von Angeboten. Es gibt unter anderem Komplettlösungen ohne Vertragsbindung und ohne Grundgebühr, bei denen das Kartenterminal käuflich erworben wird und danach lediglich die Transaktionsgebühren zu zahlen sind. Selbst ein Smartphone kann als Kartenlesegerät für kontaktlose Kartenzahlungen über eine Zahlungs-App wie PhonePOS (nur bei Android-Geräten möglich) herangezogen werden. Dies dürfte vor allem für Wochenmarkthändlerinnen und -händler sowie für Inhaberinnen und Inhaber von kleinen Länden eine Alternative sein.

Bargeldlos Zahlen: Auf den Wunsch der Kundschaft eingehen

Im Handel schreitet die Digitalisierung weiter voran. Schnell, einfach und bargeldlos bezahlen zu können, wird heutzutage von vielen Kundinnen und Kunden vorausgesetzt. Laut dem Branchenverband Bitkom hat sich das kontaktlose Bezahlen inzwischen fest in der Gesellschaft etabliert, insbesondere bei der jungen Generation. Bei einer Bitkom-Umfrage gaben zweidrittel der Befragten an, dass es sie stört, wenn sie nicht auf elektronischem Wege ihre Einkäufe bezahlen können. Um im Wettbewerb mithalten zu können, sollte kontaktloses Zahlen mit Karte oder mobiles Bezahlen mit Smartphone oder Smartwatch daher auch im eigenen Geschäft angeboten werden. 

Text: Birgit Rogge, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI)


Letzte Aktualisierung 24.09.2024

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