Mehrwegsysteme für Gastronomie und Handel

Mehrwegsysteme für Gastronomie und Handel

Einweg ist kein Weg – Mehrweg ist die Lösung! Anbieterinnen und Anbieter von Speisen und Getränken "to go" sind ab 2023 gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Produkte auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Am Markt befinden sich bereits verschiedene Unternehmen, die sogenannte Pool-Mehrwegsysteme für die Gastronomie und den Handel anbieten.

Das Abfallaufkommen in Deutschland ist immens. Laut Statistischem Bundesamt wurden bei den privaten Haushalten im Jahr 2020 pro Kopf 78 Kilogramm Verpackungsmüll eingesammelt und damit nochmal sechs Kilogramm je Kopf mehr als im Jahr zuvor. Den größten Anteil stellten dabei sogenannte Leichtverpackungen aus Kunststoffen, Aluminium oder Weißblech sowie Verbundmaterialien. Auch Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen tragen zur steigenden Abfallmenge bei. Allein im Bereich To-Go beziehungsweise Take-away entstehen nach Angaben des Bundesumweltministeriums 770 Tonnen Müll pro Tag, was aufs Jahr hochgerechnet rund 280.000 Tonnen sind. Auf diese Weise werden nicht nur Umwelt und Klima belastet, der Müll auf Straßen und Plätzen führt auch zu hohen Reinigungskosten.

Dabei geht es anders: Seit einigen Jahren bieten immer mehr Unternehmen Pool-Mehrwegsysteme für die Gastronomie oder den Handel an. Nicht nur Becher für den "Coffee to-go", auch Schalen und Boxen für Pizza, Burger, Sushi und Co. werden in unterschiedlichen Größen und Materialien für die Wiedernutzung angeboten. Was momentan noch auf freiwilliger Basis läuft, wird ab 2023 für Caterer, Lieferdienste und Restaurants gesetzlich verpflichtend. Dann müssen die sogenannten "Letztvertreibenden" Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegverpackungen für Essen und Getränke zum Mitnehmen anbieten.

Inhaberinnen und Inhaber von Gastronomiebetrieben, Kantinen, Tankstellen oder Cateringbetriebe, die Essen und/oder Getränke zum Mitnehmen verkaufen, sind ab dem 1. Januar 2023 dazu verpflichtet, ihre Produkte sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Dabei darf die Mehrwegvariante nicht teurer als die Einwegverpackung sein. Von der Regel ausgenommen sind kleinere Betriebe, die fünf oder weniger Beschäftigte haben und deren Ladenfläche nicht mehr als 80 Quadratmeter beträgt. Kleinere Betriebe müssen allerdings der Kundschaft ermöglichen, selbst mitgebrachte Mehrwegbehälter vor Ort befüllen zu lassen.

Die Bio-Branche setzt bereits erfolgreich auf das Mehrwegkonzept. So bieten beispielsweise ausgewählte Alnatura-Supermärkte mit Café-Bar seit 2019 Heißgetränke zum Mitnehmen in Bechern von ReCUP an. Zudem arbeiten Filialen der Bio Company seit 2020 nicht nur mit ReCUP zusammen, sondern seit 2022 auch mit PFABO, dem Mehrwegboxensystem für den Bereich Take-away. So ist die Bio-Branche – sei es der kleine, inhabergeführte Bio-Laden oder die großen Bio-Supermärkte – sicherlich ein Vorreiter in Sachen Müllvermeidung durch Mehrwegnutzung.

Wie funktionieren Pool-Mehrwegsysteme?

Beim Poolsystem werden die Mehrwegbehälter von einem Dienstleistungsunternehmen oder einer Organisation bereitgestellt. Möchte sich beispielsweise ein Restaurant an diesem System beteiligen, ist entweder ein Entgelt für die Nutzung der bereitgestellten Gefäße oder eine monatliche Nutzungsgebühr, eventuell auch ein einmaliger Mitgliedsbeitrag, zu zahlen. Als Gewähr für die Rückgabe der Gefäße bezahlt die Kundin beziehungsweise der Kunde entweder einen Pfand, der bei der Rückgabe in teilnehmenden Betrieben erstattet wird. Die andere Möglichkeit besteht darin, dass die Daten der Kundschaft mit dem QR-Code des Gefäßes per App elektronisch verknüpft werden. So kann das Gefäß nicht nur eindeutig zugeordnet werden, es können auch Erinnerungen an die Rückgabe des Gefäßes versendet werden. Wird das Gefäß nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurückgegeben, trägt die Kundschaft selbst die Kosten für den Behälter.

Ansonsten ist das Prinzip einfach. Das Essen beziehungsweise Getränk wird im Restaurant oder Café in einen Mehrwegbehälter gefüllt, der nach dem Genuss der Speisen oder Getränke wieder bei einem am jeweiligen System teilnehmenden Betrieb abgegeben werden kann. Dort wird der Behälter nach einer Sichtprüfung entweder ausrangiert und recycelt oder in der Spülmaschine gereinigt, bevor die Nutzung von Neuem beginnen kann.

Die Gefäße der Poolsysteme sind extra für die Nutzung in der Gastronomie und damit auch für den Transport heißer Speisen und Getränke geeignet. Die auf dem Markt verfügbaren Modelle sind robust, lebensmittelecht, Bisphenol A-frei, geschmacksneutral, stapelbar und leicht in industriellen Spülmaschinen zu reinigen. Auch die Lebensdauer der Gefäße ist lang. So kann ein Mehrwegbecher bis zu 1.000-mal benutzt werden, eine Mehrwegschale zwischen 200- und 500-mal. Einige Poolsysteme sind zudem mit dem Blauen Engel für Mehrwegpfandsysteme ausgezeichnet. Um ausgezeichnet zu werden, müssen Anbieter der Poolsysteme eine Reihe von Kriterien hinsichtlich der eingesetzten Materialen des Behälters, der Logistik sowie des Recyclings am Ende der Nutzungsdauer einhalten.

Wer bietet Pool-Mehrwegsysteme an?

Die Zahl der Anbieterinnen und Anbieter von Pool-Mehrwegsystemen für Gastronomie und Handel steigt stetig. Zum Teil erfolgt die Ausleihe deutschlandweit, zum Teil lokal begrenzt. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die gängigsten Unternehmen gegeben.

Drei Fragen an Kamil Saleh, Inhaber von Bi-Bu – vegan Mobil

Seit sieben Jahren bietet Kamil Saleh, Betreiber des Bi-Bu – vegan Mobil, den Besucherinnen und Besuchern des Bonner Wochenmarktes veganes Streetfood an – seit über zwei Jahren auch in Mehrwegbehältern von Vytal. Zudem beteiligt er sich an der Aktion "Bonn geht den Mehrweg" und engagiert sich somit für eine saubere Stadt ohne unnötigen Müll.

Oekolandbau.de: Wie sind Sie auf das Konzept des Mehrwegsystems aufmerksam geworden?

Kamil Saleh: Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, unseren Kundinnen und Kunden eine Alternative zu Einwegverpackungen anzubieten und über ein eigenes Pfandsystem nachgedacht. Dann kam Vytal genau zum richtigen Zeitpunkt auf mich zu und hat mich vom Konzept überzeugt. Ich finde es toll, dass die Mehrwegbehälter von Vytal sowohl per App als auch mit einer Offlinekarte ausgeliehen werden können.

Oekolandbau.de: Wie nimmt die Kundschaft das Angebot an?

Kamil Saleh: Die Kundinnen und Kunden legen mehr Wert auf Nachhaltigkeit. So ist auch die Nachfrage nach Essen zum Mitnehmen in Mehrwegverpackungen gestiegen. Pro Tag werden etwa fünf bis zehn Gerichte in wiederverwendbaren Behältern verkauft, Tendenz steigend. Dadurch, dass die Behälter die Wärme gut halten, gehen im Winter tendenziell mehr Speisen in Mehrwegbehältern über die Theke.

Oekolandbau.de: Welche Vor- und Nachteile bietet das Mehrwegsystem?

Kamil Saleh: Zunächst einmal können wir mit der Verwendung von Mehrweggefäßen aktiv einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Außerdem finde ich, dass der Anreiz groß ist, die Behälter von Vytal wieder zurückzubringen. Dafür haben die Kundinnen und Kunden 14 Tage Zeit, sonst wird eine Gebühr von zehn Euro pro Schale erhoben. Da wir ausschließlich vegane Speisen anbieten, aber auch Behälter von anderen Gastronominnen und Gastronomen zurücknehmen müssen, kommen wir bei der Reinigung der Gefäße gegebenenfalls auch mit tierischen Produkten in Kontakt. Unsere Kundschaft kann sich aber sicher sein, dass alle Behälter vor dem Gebrauch gründlich in der Spülmaschine gereinigt werden.

Letzte Aktualisierung 26.09.2022

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