Oekolandbau.de: Wie sind Sie denn auf den ausgefallenen Namen Xäls gekommen?
Dr. Markus Weingardt: Nach endlosen Überlegungen haben wir in einem mehrstündigen Workshop unter professioneller Anleitung ein wildes Brainstorming gemacht. Dabei fiel der Name "Xäls". Irgendwann war allen klar: Das muss unser Name sein! "Xäls" ist das schwäbische Wort für Konfitüre beziehungsweise Marmelade. Aber es ist eben auch mehr als das. Denn das schwäbische "Xäls" gibt es nicht im Supermarkt. Xäls ist keine Massen- oder Industrieware. Xäls ist aus eigenen Früchten selbst gemacht, vielfältig, regional und traditionell. Es wird heute gemacht, um viel später noch davon zu profitieren. Ein simples Rezept mit großer Wirkung. Für all das steht eben auch unsere Ökologische Genossenschaft Neckar-Alb.
Oekolandbau.de: Welche Rolle spielen die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Genossenschaft? Was möchten sie anregen?
Dr. Weingardt: Xäls ist eine bundesweit einzigartige Erzeuger-Verarbeiter-Händler-Verbraucher-Genossenschaft! Im achtköpfigen Aufsichtsrat von Xäls sitzen darum gleichberechtigt je zwei Vertreterinnen und Vertreter dieser vier Akteursgruppen. Dort oder an den Runden Tischen können sie ihre Fragen und Interessen direkt einbringen. Als Verbraucher zum Beispiel: Warum gibt es kein Müsli oder Tomaten-Passata aus der Region? Muss das so sein? Oder kann Xäls vielleicht dazu beitragen, dass es das in Zukunft gibt? Oder wie kann Xäls helfen, dass die Schulmensa oder Behördenkantine (mehr) Bio-Essen anbietet? In der Generalversammlung, dem mächtigsten Gremium der Genossenschaft, haben die Verbraucherinnen und Verbraucher natürlich die große Mehrheit.
Oekolandbau.de: Gibt es auch Diskussionen zwischen Erzeugerinnen und Erzeugern und Verbraucherinnen und Verbrauchern? Zum Beispiel beim Wunsch nach mehr Tierwohl?
Dr. Weingardt: Natürlich, Xäls ist ja gerade dafür da, dass es solche Diskussionen gibt! Dadurch lernt man einander kennen und kann Verständnis füreinander entwickeln. Sicher gibt es nicht immer einen Konsens, etwa bei der Frage, ob Kühe Hörner tragen sollen oder nicht. Da sind ja selbst die Bio-Verbände nicht einer Meinung.
Aber Xäls ermöglicht, sich mehr darüber auszutauschen. Wir lernen die Perspektive der Erzeuger kennen. Warum müssen die Kartoffeln nach einem feuchten Jahr mehr kosten? Wer das versteht, akzeptiert auch die höheren Preise. Die Erzeuger, Verarbeiter und Händler erfahren, worauf viele Menschen Wert legen und was sie vielleicht noch besser machen oder zumindest besser erklären können. Wir sitzen alle im selben Boot. Es ist höchste Zeit, dass wir mit vereinten Kräften umsteuern und in eine andere Richtung rudern.