Oekolandbau.de: Wie kam es zur Gründung des Kartoffelkombinats?
Daniel Überall: Die meisten solidarischen Landwirtschaften werden von Seiten der landwirtschaftlichen Betriebe gegründet. Bei uns war das anders, wir sind 2012 komplett aus den alltäglichen Bedürfnissen von zwei Verbrauchern heraus entstanden. Simon und ich hatten keine Ahnung von Landwirtschaft, keinen Quadratmeter Ackerfläche und kein Eigenkapital. Aber wir wollten uns gerne regionaler und saisonaler ernähren, ohne jeden Donnerstagvormittag auf den Bauernmarkt zu rennen oder am Wochenende zum Hofladen zu hetzen.
Deswegen haben wir uns gefragt, ob wir nicht eine alternative Versorgungsstruktur aufbauen können, durch die sich Menschen ohne großen Aufwand nachhaltiger verhalten können. Mit einer Mischung aus Größenwahn, Naivität und viel Glück haben wir dann Ackerflächen gefunden und eine Genossenschaft gegründet, die mittlerweile über 2.300 Haushalte mit regionalem Bio-Gemüse versorgt.
Oekolandbau.de: Wie macht die Perspektive der Verbraucherinnen und Verbraucher eure Organisation so besonders?
Überall: Für uns steht immer die selbstorganisierte Versorgung der Haushalte im Vordergrund. Wir betreiben keine Landwirtschaft, um Landwirtschaft zu betreiben. Natürlich haben wir eigene Ackerflächen und eine Hofstelle, aber sollte es zum Worst-Case kommen und die Vermarktung über die solidarische Landwirtschaft funktioniert – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr, verkaufen wir den Betrieb, bevor wir verzweifelt nach neuen Vermarktungswegen suchen.
Oekolandbau.de: Was ist deine Motivation in einer Genossenschaft tätig zu sein?
Überall: Es ist eine sinnstiftende Arbeit, die wir uns selbst geschaffen haben. Wir sind nicht gewinnmaximierend unterwegs, sondern genossenschaftlich, es können also alle Mitinhaberin oder Mitinhaber werden. Gleichzeitig sind wir zu 100 Prozent transparent und versuchen, die Leute zumindest in einem kleinen Lebensbereich, der Ernährung, wieder selbst zu befähigen.