Veganuary mit Bio probieren

Veganuary mit Bio probieren

Ein guter Vorsatz nicht nur zum Neuen Jahr: Wie wäre es, einen Monat lang vegan zu leben? Das heißt: keine tierischen Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Eier zu essen. Genau dazu ruft die Kampagne Veganuary auf. Christopher Hollmann von Veganuary Deutschland erklärt uns im Interview, warum wir die pflanzliche Ernährung ausprobieren sollten. Das geht einfacher als gedacht und gut mit Bio-Produkten.

Oekolandbau.de: Warum sollten wir uns vegan ernähren, reicht es nicht vegetarisch zu leben?

Christopher Hollmann: Eine vegane Ernährung ist eine der effektivsten Maßnahmen gegen die Klimakrise und Tierleid. Für die Herstellung von einem Liter Kuhmilch werden beispielsweise etwa 628 Liter Wasser benötigt. Bei Hafermilch sind es hingegen nur etwa 48 Liter, bei Sojamilch sogar nur 28 Liter Wasser. Die Milch- und Fleischindustrie sind eng verflochten – und das Tierleid groß. Um dauerhaft Milch zu geben, muss eine Kuh ein Kalb nach dem nächsten gebären. Ihnen wird die Muttermilch aber verwehrt – und männliche Kälber enden im Schlachthaus. Es gibt so viele Gründe – und so viele Alternativen, die es ganz einfach machen, es einfach mal vegan zu probieren.

Oekolandbau.de: In der Ökolandwirtschaft werden die Tiere ja artgerechter gehalten. Warum sollten Bio-Kundinnen und Kunden trotzdem mitmachen?

Hollmann: Aus denselben Gründen wie alle: Für die Tiere, die Umwelt, die eigene Gesundheit. Auch in der Bio-Haltung werden Kuhmütter von ihren Kälbern getrennt und – wie Schweine, Hühner und andere Tiere – in Schlachthäuser transportiert. Zudem stehen tierische Produkte nachweislich mit Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2 in Zusammenhang – egal, ob Bio oder nicht.

Oekolandbau.de: Ja, aber nur Wiederkäuer wie Kühe und Schafe können Gras verwerten. Außerdem düngen sie die Felder mit ihrem Mist und prägen das Landschaftsbild. Möchten Sie wirklich ganz auf Bauernhoftiere verzichten?

Hollmann: In Deutschland bekommen nur etwa ein Drittel der Rinder Gras – für wenige Monate im Jahr. Und sie stoßen große Mengen an Methan aus. Bei Schweinen und Hühnern – und die machen ja die größte Menge am Fleischkonsum aus – spielt Gras gar keine Rolle.

Generell ist die Produktion von tierischen Lebensmitteln äußerst ineffizient und verbraucht weltweit 80 Prozent der Agrarflächen für Futtermittel. Große Teile dieser Flächen können effizienter genutzt werden, indem wir pflanzliche Lebensmittel für den direkten menschlichen Verzehr produzieren.

Oekolandbau.de: Wie schaffe ich es, einen ganzen Monat vegan zu leben? Überfordert das Neulinge nicht?

Hollmann: Es ist gar nicht schwer – Veganuary ist für Neulinge genau die richtige Anlaufstelle. Unsere 31-tägige-E-Mail-Serie nimmt Teilnehmende an die Hand und unterstützt beim ersten Einkauf, mit ersten Meal Plans, mit einfachen Rezepten, mit grundlegenden Infos zu gesunder Ernährung und mit vielen Alltagstipps. Beim Veganuary geht es aber nicht darum, zu streng mit sich zu sein. Der erste Schritt ist oft der wichtigste für eine klima- und tierfreundlichere Ernährung – das zeigen unsere Umfragen unter Teilnehmenden: 81 Prozent der Befragten reduzieren Tierprodukte langfristig um mindestens die Hälfte. 27 Prozent bleiben dauerhaft vegan.

Oekolandbau.de: Kann ich auch später einsteigen oder einen anderen Monat, vegan leben?

Hollmann: Klar, der Start in einen veganen Probemonat ist mit Veganuary das ganze Jahr über möglich – wer mitmachen möchte, kann das persönliche Startdatum frei wählen. An dem gewählten Tag liegt dann die erste von 31 E-Mails im Postfach.

Oekolandbau.de: Mit welchen veganen Produkten kann ich leicht anfangen?

Hollmann: Ein guter Ausgangspunkt ist immer, zunächst bei dem zu bleiben, was ich gewohnt bin und am liebsten mag – und entsprechend die pflanzliche Alternative zu wählen. Statt tierischem Hack für eine Bolognese greife ich dann zu Soja- oder Erbsenhack, möchte ich ein Schnitzel, wähle ich die vegane Variante, für das Müsli am Morgen probiere ich mich durch die vielen pflanzlichen Milch- und Joghurtprodukte. Es war noch nie so leicht wie heute, gewohnte tierische Produkte mit pflanzlichen auszutauschen.

Oekolandbau.de: Wie mache ich das im Betrieb oder der Schule, die machen ja nicht mit?

Hollmann: Vielleicht ja doch? Viele große Cateringunternehmen beteiligen sich jedes Jahr am Veganuary – und bringen neue vegane Gerichte in die Mensen, Cafeterien und Kantinen von Universitäten, Krankenhäusern und Betrieben. Und mit der Veganuary Workplace Challenge motivieren wir Mitarbeitende, gemeinsam im Unternehmen am Veganuary teilzunehmen und Aktionen wie gemeinsames Frühstücken, Koch-Workshops oder Filmvorführungen zu gestalten.

Zusatzinfos

Der Name ist Programm: Veganuary setzt sich aus "Vegan" und dem englischen "January" zusammen. Die internationale Kampagne einer gemeinnützigen Organisation startete in Großbritannien und ist seit 2020 in Deutschland aktiv. Ziel ist, Menschen weltweit für vegane Ernährung zu begeistern, Tierwohl zu verbessern, Umwelt und Klima zu schützen sowie die Gesundheit der Menschen zu fördern. Veganuary hilft mit Einkaufstipps und Rezepten. Veganuary 2025 - Home

Autorin: Jutta Schneider-Rapp


Letzte Aktualisierung 06.01.2025

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