EU-Bio-Tag: Feiertag für den ökolgischen Landbau

EU-Bio-Tag: Feiertag für den ökologischen Landbau

Die EU-Kommission hat den 23. September zum EU-Bio-Tag erklärt. Dieses Jahr feiern wir sogar doppelt: Am EU-Bio-Tag erhalten die Gewinnerinnen und Gewinner in Brüssel ihre Preise. Unter den Nominierten sind auch ein Demonstrationsbetrieb Ökologischer Landbau und die BioStadt Bremen. Doch wie steht es um den Öko-Landbau in der EU und in Deutschland? Oekolandbau.de hat bei Akteurinnen und Akteuren der Bio-Branche nachgefragt.

Bis 2030 sollen mindestens 25 Prozent der EU-Agrarflächen für den biologischen Landbau genutzt werden, in Deutschland sind es sogar 30 Prozent. Politische Rahmenbedingungen und Förderprogramme sollen dieses Ziel unterstützen. Die Bio-Strategie 2030 des BMEL ist ein zentraler Baustein, den Anteil der ökologischen Landwirtschaft in den nächsten Jahren deutlich zu steigern. Durch gezielte Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette sollen dafür die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Warum feiern wir den EU-Bio-Tag?

Um den ökologischen Landbau zu fördern, hat die EU den 23. September zum EU-Bio-Tag erklärt. Das Datum ist nicht zufällig gewählt: Am 23. September sind Tag und Nacht gleich lang (auch Herbst-Äquinoktium genannt). Für EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski ein perfektes Symbol für das Gleichgewicht zwischen Landwirtschaft und Umwelt in der ökologischen Produktion.

Öko-Landbau in Zahlen

EU-Bio-Award: Auszeichung für innovative Projekte

Am 23. September 2024 gibt die Kommission die acht Gewinnerinnen und Gewinner der dritten Ausgabe des EU-Bio-Preises bekannt. Mit den Preisen werden hervorragende, innovative, nachhaltige und inspirierende Projekte ausgezeichnet, die einen echten Mehrwert für die ökologische Erzeugung und den ökologischen Verbrauch schaffen.

Benny Schöpf ist für den EU-Organic Award 2024 in der Kategorie "Bester Bio-Bauer" nominiert. Er ist Betriebsleiter der Gärtnerei des Kartoffelkombinats. Das Kartoffelkombinat bei München ist die größte genossenschaftlich aufgebaute, solidarische Landwirtschaft Deutschlands und ein Betrieb des Netzwerks Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau. Oekolandbau.de wollte von ihm wissen, was ihm die Nominierung bedeutet:

Die Nominierung für den EU-Organic-Award ist für mich eine große Ehre und Bestätigung der Arbeit, die wir seit über 12 Jahren im Kartoffelkombinat leisten. Es ist eine Anerkennung für unser spezielles Konzept und das gesamte Team, das täglich daran arbeitet, nachhaltige und gesunde Lebensmittel für die Menschen im Großraum München zu produzieren. Faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen sind für uns als Genossenschaft dabei genauso wichtig wie die ökologische Qualität unserer Produkte. Besonders stolz macht es mich, dass unser Ansatz und unser Engagement auf höchster EU-Ebene wahrgenommen werden.

Die BioStadt Bremen ist auch in diesem Jahr wieder unter den Finalisten des EU Organic Awards in der Kategorie "Beste Biostadt". Oekolandbau.de hat das Team der BioStadt Bremen gefragt, wie es der BioStadt Bremen gelungen ist, die Nachfrage nach Bio-Produkten bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu steigern:

Bremen ist BioStadt geworden, um eine nachhaltigere und gesündere Ernährung zu fördern und damit direkt unsere Umwelt und unser Klima zu schützen. Der Startschuss fiel 2015 mit dem Ziel, die Produktion, den Vertrieb und den Konsum von Bio-Produkten zu steigern, um den Umwelt- und Klimaschutz voranzutreiben, die Wertschöpfung regionaler Betriebe zu erhöhen und den Zugang zu gesunder Ernährung zu fördern. Der größte Hebel der Kommunen zur Förderung des Öko-Landbaus liegt in der Umstellung der öffentlichen Beschaffung von Lebensmitteln. Deshalb hat sich Bremen das Ziel gesetzt, die öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln auf bis zu 100 Prozent Bio umzustellen. Dies erfordert jedoch einen ganzheitlichen Ansatz, da eine reine Substitution nicht zielführend ist. Es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes von der Erzeugung über den Einkauf bis in die Küchen und auf die Teller, um ein nachhaltiges Ernährungssystem zu schaffen.

Zukunft des Öko-Landbaus: Wachstumschancen und Herausforderungen

Doch auch wenn die ökologisch bewirtschaftete Fläche und die Zahl der Bio-Betriebe in diesem Jahr erneut gestiegen sind, ist es noch ein weiter Weg bis zum Ziel von 30 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche in Deutschland. Wie schätzen Fachkräfte der Bio-Branche die Entwicklung des Öko-Landbaus in der EU bzw. in Deutschland ein? Oekolandbau.de hat nachgefragt:

Benny Schöpf, Betriebsleiter der Gärtnerei des Kartoffelkombinats

Die Bio-Landwirtschaft hat in den letzten Jahr(zehnt)en zunehmend an Bedeutung gewonnen, doch es gibt noch viele Herausforderungen. In Deutschland und der EU ist der Markt für Bio-Produkte zwar gewachsen, aber die politischen Rahmenbedingungen und Förderungen könnten noch besser auf die Bedürfnisse der meist kleiner strukturierten Bio-Betriebe abgestimmt werden. Die steigende Nachfrage, die jedoch seit dem starken Anstieg der Inflation auch zurückgeht, ist erfreulich, aber gleichzeitig stehen wir vor Herausforderungen wie dem Preisdruck und den massiven Auswirkungen des Klimawandels. Es braucht mehr Unterstützung für nachhaltige Landwirtschaft und auch einen stärkeren politischen Willen, um den Wandel zu einer ökologischen und zukunftsfähigen Landwirtschaft weiter voranzutreiben. 

Meike Jaschok, Betriebsleiterin und Käsemeisterin auf dem Bornwiesenhof

Die biologische Lebensmittelerzeugung ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Ernährungssicherheit der Bevölkerung. Die biologische Anbauweise dient der Umwelt, die Verarbeitung ohne unnötige Zusatzstoffe der Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine regionale Vermarktung spart zudem Wege und gibt der Kundschaft die Möglichkeit Einblicke in die Prozesse zu gewinnen. Dadurch steigt die Wertschätzung für Arbeit und Produkte. Der Lebensmitteleinzelhandel ist sehr interessiert an biologischen Produkten. Hier gilt es, Kooperationen auf Augenhöhe aufzubauen, Synergien zu nutzen und gemeinsam eine Vielfalt hochwertiger Produkte zu erhalten und zu entwickeln.

Aila von Rohden, Mitglied im Tagungsteam des Öko-Junglandwirt*innen-Netzwerks

Ich halte biologische Landwirtschaft für einen unverzichtbaren Bestandteil unserer Ernährung und eines resilienten Lebens in der Zukunft. Insofern mache ich mir keine Gedanken um das grundsätzliche Bestehen dieser Art von Landwirtschaft – ohne ist schlichtweg undenkbar! Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist die Vielfalt der Anforderungen, mit denen man als Mensch in der Landwirtschaft konfrontiert ist: Gute Landbewirtschaftung als solche wird schwieriger durch sich häufende Extremwetterlagen und knapper werdende Ressourcen wie Wasser und fruchtbare Böden. Gleichzeitig ist der Arbeitsalltag von Bürokratie geprägt: Für EU- Agrarförderung und Bio-Zertifizierung müssen beispielsweise so viele Nachweise erbracht werden, dass gerade kleine, vielfältige Betriebe abwägen müssen, ob sich der Aufwand von Förderung und Zertifizierung überhaupt lohnt. Das ist ein absurdes Spannungsfeld, das zusammen mit saisonal bedingten langen Arbeitszeiten und schwierigen Bedingungen für Neu- und Quereinsteigende ein herausforderndes Paket ergibt. Ich ertappe mich immer wieder bei der Frage: Sind in Zukunft noch genügend Menschen bereit, diesen Beruf auszuüben?

Zum Glück gibt es Veranstaltungen wie die Öko-Junglandwirt*innen-Tagung in Fulda, bei der junge und junggebliebene Menschen zusammenkommen, um sich neben dem fachlichen Austausch auch persönlich zu vernetzen und zu merken: Öko-Landbau ist ein großartiges Arbeitsfeld und wir sind mit den auftretenden Herausforderungen nicht allein!

Dossiers auf oekolandbau.de: engagierte Menschen und innovative Lösungen

Damit die ehrgeizigen Ausbauziele erreicht werden und die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft auch in Zukunft einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann, müssen junge und engagierte Nachwuchskräfte die Bio-Branche aktiv vorantreiben und weiterentwickeln. In unseren Dossiers schauen wir uns an, wie sich engagierte junge Menschen zusammentun und welche Angebote es für diejenigen gibt, die noch in oder sogar vor der Ausbildung stehen – egal ob berufliche Ausbildung oder Studium.

In einer Zeit, die zunehmend von den Herausforderungen der Klimakrise, der Ressourcenknappheit und den Schwankungen globaler Märkte geprägt ist, muss insbesondere die Landwirtschaft als Basis unserer Lebensmittelversorgung neu gedacht werden – denn Krisen können nur gemeinschaftlich überwunden werden. Dafür bietet die Bio-Branche bereits zahlreiche innovative Lösungen: von genossenschatlichen Strukturen, über den Erhalt alter Sorten und einheimischer Tierrrassen bis hin zu einer klimafreundlichen Land- und Lebensmittelwirtschaft – erfahren Sie in unseren Dossiers mehr dazu:

Wie funktioniert der Öko-Landbau?

Die Grundlage des ökologischen Landbaus ist die Kreislaufwirtschaft – aber was bedeutet das? Und warum ist sie für den Öko-Landbau so wichtig? In unseren Erklärvideos erfahren Sie alles über die wichtigsten Aspekte des ökologischen Landbaus:

Filme: Die Grundlagen des Öko-Landbaus erklärt!

Letzte Aktualisierung 20.09.2024

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